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Die ABDA hat einen neuen Präsidenten

Porträt Thomas Preis
Thomas Preis ist neuer ABDA-Präsident. | Bild: Schelbert

Thomas Preis wird neuer ABDA-Präsident. Der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR) setzte sich am vergangenen Donnerstag in einer Kampfabstimmung gegen die amtierende Präsidentin, Gabriele Regina Overwiening, durch. Er erhielt 59 Prozent der Stimmen, das Quorum wurde erfüllt.

Es war bereits die zweite Runde der Vorstandswahlen. Nötig geworden war diese, weil Overwiening beim ersten Anlauf im Dezember als alleinige Kandidatin mit 48 zu 52 Prozent gescheitert war.

Neue Vorstandsmitglieder bei der ABDA

Ina Lucas, Präsidentin der Apothekerkammer Berlin, wurde mit 64 Prozent der Stimmen zur Vizepräsidentin gewählt. Sie hatte keinen Gegenkandidaten und löst Mathias Arnold (Apothekerverband Sachsen-Anhalt) in dieser Position ab.

Silke Laubscher wurde mit 100 Prozent der Stimmen als nichtselbstständiges Mitglied im ABDA-Vorstand bestätigt.

Zu den weiteren Mitgliedern des siebenköpfigen ABDA-Vorstandes gehören der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Hans-Peter Hubmann, seine Stellvertreterin Anke Rüdinger, der Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), Armin Hoffmann, sowie dessen Stellvertreterin Franziska Scharpf.

ABDA: Wofür will sich Preis einsetzen?

Nach der Mitgliederversammlung stellte sich Preis in einem Online-Pressegespräch vor – und skizzierte die für ihn jetzt wichtigsten Punkte. Grundsätzlich will er für eine starke Berufsvertretung sorgen. 

Ein Schwerpunkt in der bevorstehenden Amtsperiode werde die wirtschaftliche Sicherung der Apotheke sein. Die Anhebung und regelmäßige Dynamisierung des Apothekenhonorars stehen also weiterhin ganz oben auf der Agenda, zudem müsse das „unsägliche Skonto-Urteil“ zurückgedreht werden. 

Zur Erinnerung: Was bedeutet das Skonto-Urteil?

Unter dem Begriff „Skonto“ (Mehrzahl: „Skonti“) versteht man einen speziellen Preisnachlass auf einen Rechnungsbetrag. 

Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte Anfang 2024 entschieden, dass pharmazeutische Großhändler bei Rx-Arzneimitteln keine Skonti mehr anbieten dürfen, die über 3,15 Prozent liegen. 

Die Entscheidung des BGH wird in Apothekerkreisen als „eine historische-wirtschaftliche Katastrophe“ für die Apotheken bezeichnet. Apotheken erwirtschafteten ohnehin fast nur noch durch die jetzt untersagten Skonti-Gewinne, heißt es. Wenn die Skonti wegfallen, so die Forderung der Apothekerschaft, müsse auch der Kassenabschlag sofort und vollumfänglich fallen. 

Mehr Informationen und Hintergründe zum Skonto-Urteil lesen Sie in diesem Artikel.

Überdies ist es ein besonderes Anliegen des neuen ABDA-Präsidenten, das heilberufliche Berufsbild auszubauen.

Darüber hinaus nannte Preis fünf Punkte, die er dieses Jahr für besonders dringlich hält:

1. Lieferengpässe energisch bekämpfen

Seit über zwei Jahren seien konstant rund 500 Arzneimittel nicht lieferbar, betonte er. Politische Maßnahmen der Ampel-Regierung, wie das Engpassgesetz ALBVVG, hätten in den Apotheken „keine Wirkung“ gezeigt. 

Die neue Regierung werde daher wieder aktiv werden müssen. Denn leider nähmen auch Versorgungsmangelsituationen immer mehr zu. Derzeit bestehe bei sieben Wirkstoffen ein solcher Versorgungsmangel – beispielsweise bei Antibiotika für Kinder und Salbutamol

Die fehlenden Produkte würden importiert und in fremdsprachiger Aufmachung in Deutschland in den Verkehr gebracht – für die Apotheken bedeutet dies mehr Erklärungsaufwand. Preis forderte, dass Apotheken auch wirkstoffähnliche Arzneimittel abgeben dürfen.

2. Digitalisierung im Gesundheitswesen muss schneller und sicherer voranschreiten

Die elektronische Patientenakte (ePA) werde es künftig ermöglichen, noch besser auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen, erklärte Preis. Gerade für die Arzneimitteltherapiesicherheit sei die ePA ein großer Gewinn. 

Aber sie sei auch ein Mammutprojekt und die Patientenaufklärung werde in den Apotheken viel Zeit in Anspruch nehmen. Wichtig sei, dass das System stabil laufe und die Daten sicher seien. Ein Holperstart wie beim E-Rezept müsse unbedingt vermieden werden. 

Wichtig sei auch, dass die Digitalisierung nicht zur überbordenden Bürokratie im Gesundheitswesen beitrage – auch das sei beim E-Rezept nicht gelungen und müsse nun verhindert werden.

3. Impfraten müssen dringend gesteigert werden

Bei vielen Impfungen würden die von STIKO oder WHO empfohlenen Impfraten noch immer nicht erreicht. Die Ampel-Regierung wollte das Impfangebot in den Apotheken ausbauen und auf alle Totimpfstoffe ausdehnen. Doch der Koalitionsbruch setzte dem Plan ein Ende. Ihn wieder aufzugreifen, gehört für Preis ins „100-Tage-Programm einer neuen Regierung“.

4. Prävention muss verbessert werden

Auch über Impfungen hinaus will Preis das Thema Prävention vorantreiben. Die Ampel habe hier im Gesundes-Herz-Gesetz auch neue Aufgaben für Apotheken vorgesehen, die nun nicht kommen. Von der kommenden Bundesregierung erwartet Preis neue Impulse für niedrigschwellige Präventionsangebote in Apotheken.

5. Apothekensterben muss beendet werden

Apotheken seien die entscheidende Säule in der Arzneimittelversorgung und gehörten zur Daseinsvorsorge, betonte Preis. Das System dürfe angesichts der stark alternden Bevölkerung nicht auf Kante genäht sein. Dem derzeitigen Apothekensterben müsse die neue Regierung daher energisch entgegentreten. Unter anderem mit einem angehobenen und regelmäßig dynamisierten Honorar. Auch einen wirksamen Schutz der inländischen Apotheken vor ausländischen Versendern fordert Preis ein.

Wie will Preis seine Vorhaben umsetzen?

Was Strategien betrifft, um sich bei der Politik – gerade im Bundestagswahlkampf – Gehör zu verschaffen, blieb Preis auf Nachfrage noch unbestimmt. Konkrete Aktionen seien nicht geplant. 

Doch zu gegebenem Zeitpunkt werde man sicher wieder auf die Straße gehen. Vorerst steht für Preis das persönliche Gespräch mit Politikerinnen und Politikern an erster Stelle.