PTAheute-Pinnwand KW 33/2024: Potenzmittel, Mpox und Versuchskaninchen
Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche.
Wieder mehr Drogentote durch Fentanyl
Die Zahl der Menschen, die im Zusammenhang mit der Droge Fentanyl und anderen synthetischen Opioiden gestorben sind, ist in Nordrhein-Westfalen seit 2015 um fast 60 Prozent gesunken. Im vergangenen Jahr gab es 28 Todesopfer. Nach einem kontinuierlichen Rückgang bis zum Tiefstand 2020 mit sechs Drogentoten ist die Zahl seitdem wieder gestiegen.
Fentanyl kann geschluckt, gespritzt, geschnupft, geraucht oder auch als Pflaster angewandt werden. Es ist extrem wirksam – auch legal als schmerzstillendes Medikament –, birgt aber zugleich persönlichkeitsverändernde hohe Sucht- und sogar Lebensgefahren.
In NRW waren im vergangenen Jahr nach Angaben der Landesregierung die weitaus meisten Todesopfer im Zusammenhang mit solchen Drogen Männer (23) und Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit (21). Insgesamt war die Altersgruppe ab 40 Jahren am häufigsten betroffen. Quelle: dpa / mia
Die ersten Grippe-Impfstoffe 2024/25 für die Apotheken sind da
Als erster Hersteller liefert CSL Seqirus die neuen Grippe-Impfstoffe für die kommende Influenza-Saison 2024/25 an Apotheken und Großhändler aus. Damit dürften die Apotheken in den nächsten Tagen zumindest schon einmal zwei weiterentwickelte Influenza-Impfstoffe erhalten:
- Flucelvax® Tetra, der einzige in Deutschland verfügbare zellkulturbasierte Grippe-Impfstoff, zugelassen für Kinder ab einem Alter von zwei Jahren und
- Fluad® Tetra, eine adjuvantierte (MF59®) Vakzine für ältere Menschen ab 50 Jahren.
Jüngst folgte die Ständige Impfkommission (STIKO) der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation mit Dreifach-Impfstoffen vor Grippe zu schützen.
Allerdings kam die STIKO-Empfehlung für die Influenzaimpfstoff-Hersteller zu spät, sodass – bis auf die für Kinder und Jugendliche (Alter zwei bis 17 Jahre) zugelassene Lebendvakzine Fluenz 2024/25 – in der bevorstehenden Grippe-Saison lediglich Vierfach-Grippeimpfstoffe verfügbar sein werden. Quelle: daz.online
Warnung vor „Potenz-Honig“
Immer wieder tauchen im Internet zweifelhafte Nahrungsergänzungsmittel mit nicht deklarierten Arzneistoffen auf. Oft geht es um vermeintlich natürliche Produkte, die die Potenz steigern sollen.
Nun fielen dem Zoll erneut drei Produkte auf, die nach Deutschland eingeführt werden sollten: „Max Fly“, „Maximum Power“ und „Royal Honey“ – dabei handelt es sich um honigartige Pasten, die im Internet als potenzfördernd angepriesen werden. Der Zoll schickte die Bestellungen ans Landesuntersuchungsamt (LUA) Rheinland-Pfalz. Und dieses fand darin Sildenafil und Tadalafil – beide Wirkstoffe sind bei der Bewerbung der Produkte im Internet nicht benannt.
Das LUA warnt in einer aktuellen Pressemitteilung: Sildenafil und Tadalafil können Nebenwirkungen hervorrufen – etwa Bluthochdruck, Schwindel, Verdauungs- und Sehstörungen. Bei gleichzeitiger Einnahme mit einer Reihe von Herzmedikamenten drohten sogar lebensgefährliche Wechselwirkungen. Es habe seinen guten Grund, dass diese Mittel in Deutschland zulassungs- und verschreibungspflichtig sind. Quelle: daz.online
Lieferengpass bei Atomoxetin-haltigen Arzneimitteln
Aufgrund von Qualitätsmängeln in der Herstellung von Atomoxetin-haltigen Hartkapseln, die zu starken Schwankungen im Wirkstoffgehalt geführt haben, wurden zahlreiche Rückrufe verfügbarer Präparate erforderlich. Schwerwiegende Folgen für die Patienten seien durch die Schwankungen des Wirkstoffgehalts nach klinischer Bewertung der Fachgesellschaften nicht zu erwarten, meldet das BfArM.
Nun informiert das Institut, dass zeitweise mit Einschränkungen in der Verfügbarkeit gerechnet werden muss, da der Hersteller die Produktion zwischenzeitlich ausgesetzt hat, um die zugrundeliegende Problematik zu analysieren und geeignete Maßnahmen zur Behebung zu ergreifen. Eine neue Herstellungslinie befinde sich im Aufbau.
Bislang liegen auch keine Meldungen zu aufgetretenen Nebenwirkungen vor, die mit den Gehaltsschwankungen in Zusammenhang gebracht werden können.
In Abstimmung mit den ärztlichen Fachgesellschaften wird daher empfohlen, dass in Behandlung befindliche Patienten bzw. deren Familien mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten alternative medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten bei entsprechender Indikation erörtern sollen. Für die Behandlung der ADHS stehen Methylphenidat- und Amphetamin-haltige Arzneimittel zur Verfügung, im Kindes- und Jugendalter zudem Arzneimittel mit dem Wirkstoff Guanfacin.
Weitere Informationen können der Stellungnahme der Fachgesellschaften entnommen werden. Quelle: AMK
Marktdaten der Apotheken: Rx weiter positiv
Die gute Entwicklung beim Rx-Absatz und Rx-Umsatz vom Juni hat sich im Juli in den Vor-Ort-Apotheken fortgesetzt, wie die jüngsten Daten des Apothekenpanels von Insight Health zeigen.
Der kumulierte Rx-Absatz für das laufende Jahr stieg bis zum Ende der 30. Woche um 4,8 Prozent, der kumulierte Rx-Umsatz um 9,8 Prozent, jeweils im Vergleich zu 2023. Damit bleibt es beim deutlich erhöhten Rx-Absatz im Vergleich zum Vorjahr.
Im OTC-Geschäft gab es zwar im Juli ebenfalls überwiegend positive Vorzeichen im Vergleich zu 2023, aber im ersten Halbjahr 2024 haben die Vor-Ort-Apotheken OTC-Marktanteile an den Versand verloren.
Für den kumulierten OTC-Absatz des laufenden Jahres bis zum Ende der 30. Woche ergibt sich ein dürftiges Plus von 1,9 Prozent, für den OTC-Umsatz ein Anstieg von 6,4 Prozent, jeweils gegenüber 2023.
Diese Zuwächse relativieren sich vor allem beim Vergleich mit 2019. Der kumulierte OTC-Absatz war 2024 bis zur 30. Woche um 4,7 Prozent geringer als 2019, der kumulierte OTC-Umsatz nur 10,9 Prozent höher als 2019. Damit verliert das OTC-Geschäft relativ zum Rx-Bereich langfristig immer mehr an wirtschaftlicher Bedeutung für die Vor-Ort-Apotheken. Quelle: daz.online
Umfrage: Jeder Zweite würde im Rentenalter weiterarbeiten
Mehr als die Hälfte der Beschäftigten der Generation 50+ kann sich vorstellen, über das Renteneintrittsalter hinaus zu arbeiten. Das gaben 53 Prozent der Befragten bei einer Umfrage im Auftrag des Karrierenetzwerks Xing an.
Die Motivation, warum die Befragten über das offizielle Rentenalter hinaus arbeiten wollen würden, begründeten 63 Prozent mit dem finanziellen Aspekt. Aber auch den Kontakt mit Menschen würden 56 Prozent beibehalten wollen. Rund 33 Prozent nannten die Selbsterfüllung als Grund.
Gut 62 Prozent der Befragten gaben an, dass sie theoretisch in der Lage wären, in diesem Alter noch zu arbeiten. Dabei könnten sich 34 Prozent eine wöchentliche Arbeitszeit von 11 bis 20 Stunden vorstellen, 25 Prozent eher 6 bis 10 Wochenstunden. Etwa 17 Prozent würde eine Arbeitszeit von 21 bis 30 Stunden favorisieren. Eine Vollzeitstelle könnten sich nur rund 12 Prozent vorstellen. Quelle: dpa / mia
Kaninchen-Test wird zum Juli 2025 aus Arzneibuch gestrichen
Die Kaninchen-Tests zum Nachweis fieberauslösender Substanzen werden zum 1. Juli 2025 aus den europäischen Vorschriften zur Arzneimittelprüfung weitgehend gestrichen, erklärt das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel.
Es handelt sich dabei um die sog. Kaninchen-Pyrogentests. Pyrogene sind Fieber erzeugende Faktoren – vor allem Bakterien, aber auch Viren, Parasiten oder etwa Chemikalien. Parenteralia müssen frei davon sein.
Den Kaninchen wird dabei die zu untersuchende Substanz in Blutgefäße gespritzt, um zu beobachten, ob sie daraufhin eine höhere Körpertemperatur bekommen. So können Verunreinigungen in parenteralen Arzneimitteln frühzeitig nachgewiesen werden.
Wie die DAZ bereits vergangenes Jahr berichtete, war der Test schon seit einiger Zeit nicht mehr in den nationalen Pharmakopöen in Europa und den USA vorgeschrieben – weil es Alternativen gibt. Zudem beschloss die Europäische Arzneibuchkommission schon im Jahr 2021, den Rabbit Pyrogen Test (RPT) aus der European Pharmacopoeia (Ph. Eur.) – dem Europäischen Arzneibuch – zu streichen: Es sollte ein neues Kapitel „5.1.13. Pyrogenicity“ eingeführt werden, das Pyrogenität und die dazu verwendeten Tests neu definiert. Die rund 60 Stellen in dem Gesamtwerk, in denen es einen Bezug zum RPT gibt, sollten ebenfalls bis spätestens Juli 2026 ausgetauscht sein, hieß es.
Nun hat die Europäische Arzneibuchkommission in ihrer 179. Sitzung im Juni 2024 den Kaninchen-Pyrogentest in 57 Arzneibuchmonographien gestrichen und das neue Kapitel eingeführt. Die überarbeiteten Texte, in denen der RPT wegfällt, werden in der Ergänzung 11.8 der Ph. Eur. veröffentlicht und sollen ab dem 1. Juli 2025 in Kraft treten. Quelle: daz.online
Chargenrückruf: Metamizol Zentiva 500 mg/ml, 50 und 100 ml Tropfen zum Einnehmen, Novaminsulfon 500 mg Lichtenstein, 100 ml Tropfen zum Einnehmen
Die Zentiva Pharma GmbH informiert nun darüber, dass es bei folgenden Präparaten in den genannten Chargen
- Metamizol Zentiva 500 mg/ml, 50 und 100 ml Tropfen zum Einnehmen, Ch.-B.: 3240224, 3760324, 3860324
- Novaminsulfon 500 mg Lichtenstein, 100 ml Tropfen zum Einnehmen, Ch.-B.: 3500224, 3510224, 3530224, 3540224, 3570224, 3600324, 3610324
zu einer signifikanten Häufung von Reklamationen bezüglich der Auskristallisation der Lösung im Tropfeinsatz und am Flaschenhals kam.
Die Zentiva Pharma GmbH ruft alle im Markt befindlichen Packungen der genannten Chargen zurück. Lagerbestände sollen überprüft und betroffene Packungen zur Gutschrift über den pharmazeutischen Großhandel zurückgeschickt werden. Quelle: AMK
WHO ruft weltweite Notlage wegen Mpox aus
Mehrere Mpox-Ausbrüche in Afrika bedrohen die öffentliche Gesundheit weltweit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat deshalb die höchste Alarmstufe ausgerufen. Sie erklärte eine „Gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite“ (PHEIC).
Konkrete Folgen hat dies nicht. Die WHO will damit zum einen Behörden in aller Welt zu erhöhter Wachsamkeit bringen. Sie hofft zudem auf mehr finanzielle Unterstützung von Eindämmungsmaßnahmen in Afrika.
Besondere Sorge bereitet der WHO eine neue Variante, die Ende 2023 in der Demokratischen Republik Kongo entdeckt worden ist. Es handelt sich um eine Sublinie der Mpox-Klade I (römisch eins). Sie wird als Ib bezeichnet.
Nach Beobachtung von Experten vor Ort dürfte sie ansteckender sein als bisherige Varianten und eine schwerere Infektion auslösen, sagt Dimie Ogoina, ein nigerianischer Spezialist für Infektionskrankheiten an der Niger Delta-Universität.
Die Europäische Gesundheitsbehörde (ECDC) hat das Risiko einer Ausbreitung der neuen Variante in Europa Ende Juli als „sehr gering“ eingeschätzt. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) gibt es bislang keine bekannten Fälle der Klade I.
Tim Nguyen von der WHO sagt, es stünden 500.000 Impfdosen vom MVA-BN-Impfstoff zum Kauf bereit. Die WHO appellierte an Geberländer, für weitere Impfstoffproduktionen Geld bereitzustellen. Sie bat Länder mit Lagerbeständen auch darum, Impfdosen abzugeben. Der zweite Impfstoff LC16 werde in Japan hergestellt, aber nicht kommerziell, sagt Nguyen. Japan sei aber immer sehr großzügig mit Spenden.
Die EU hat bereits angekündigt, gut 175.000 Dosen des MVA-BN-Impfstoffs zur Verfügung zu stellen. Der Hersteller, das Pharmaunternehmen Bavarian Nordic, wollte 40.000 Dosen spenden. Quelle: dpa / mia