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Parkinson mit Bluttest früher erkennen?

Einem Mann wird Blut abgenommen
Ein Bluttest kann eine spätere Parkinsonerkrankung vorhersagen. | Bild: Yakobchuk Olena / AdobeStock

Akinese (Bewegungsarmut), Rigor (Muskelsteifigkeit), Ruhetremor (Zittern in Ruhe) und posturale Instabilität (Gleichgewichtsstörungen) zählen zu den Kardinalsymptomen bei Parkinson. Daneben leiden die Patienten an Schlafstörungen, Blasenfunktions- und Schluckstörungen und in späteren Stadien an Demenz. 

Bei Morbus Parkinson kommt es zu einem Untergang von dopaminergen Neuronen in der Substantia nigra (großer Komplex im Mittelhirn). Die Behandlung fußt vor allem auf dem Ausgleich des fehlenden Dopamins mit Dopaminagonisten (Pramipexol, Ropinirol, Rotigotin, Piribedil, Bromocriptin, Pergolid, Cabergolin) oder Levodopa und MAO-B-Hemmern (Selegilin, Rasagilin) und COMT-Inhibitoren (Entacapon, Tolcapon).

Parkinson: Bluttest soll Früherkennung ermöglichen

Bis die ersten Symptome bei Parkinson auftreten, sind bereits 70 Prozent der Dopaminneurone zugrunde gegangen. Nun haben Forschende der Universitätsmedizin Göttingen, der Paracelsus-Klinik Kassel und des University College London einen Bluttest entwickelt, mithilfe dessen sich bei Risikopatienten die Diagnose noch vor den ersten motorischen Funktionsstörungen voraussagen lässt, und zwar sieben Jahre früher. 

Zunächst untersuchten die Forschenden Blutproben von bereits an Parkinson erkrankten Patienten und verglichen die Proteine mit denen in Blutproben von gesunden Menschen. Hierbei fielen ihnen 23 Proteine auf, bei denen es Unterschiede im Blut zwischen erkrankten und gesunden Menschen gab. 

Acht mögliche Biomarker für Parkinson identifiziert

Als Nächstes interessierten sich die Wissenschaftler dafür, ob diese 23 Proteine – oder zumindest einige davon – sich auch im Blut von Menschen finden lassen, die zwar derzeit gesund sind, jedoch ein erhöhtes Risiko für eine Parkinsonerkrankung haben, zum Beispiel Menschen mit einer REM-Schlafverhaltensstörung (REM = Rapid Eye Movement, Schnelle Augenbewegung). 

Und in der Tat: Die Wissenschaftler identifizierten acht der 23 Proteine als mögliche Biomarker für Parkinson (Granulin precursor, Mannan-binding-lectin-serine-peptidase-2, Endoplasmatic-reticulum-chaperone-BiP, Prostaglandin-H2-D-isomaerase, Intercellular-adhesion-molecule-1, Complement C3, Dickkopf-WNT-signalling pathway-inhibitor-3, Plasma-protease-C1-inhibitor). 

Mit Unterstützung des maschinellen Lernens, einem Teilbereich der Künstlichen Intelligenz, konnten sie bei 79 Prozent der Risikopatienten anhand dieser acht Proteine eine spätere Parkinsonerkrankung vorhersagen – und zwar bis zu sieben Jahre, bevor die Patienten erste motorische Störungen bemerkten. 

16 REM-Patienten sind bereits an Parkinson (oder Lewy-Body-Demenz) erkrankt, wie die Studienautoren im Fachjournal „Nature Communications“Nature Communications: „Nature Communications“: Plasma proteomics identify biomarkers predicting Parkinson’s disease up to 7 years before symptom onset  berichten.

Parkinson: Frühere Therapie mit besserer Prognose?

Doch welche Konsequenz bringt ein früheres Wissen um eine spätere Erkrankung? Einer der Erstautoren der Studie, Dr. Michael Bartl, Assistenzarzt in der Klinik für Neurologie und Mitglied der Arbeitsgruppe „Translationale Biomarkerforschung bei neurodegenerativen Erkrankungen“ der Universitätsmedizin Göttingen, erklärt: „Mit der Bestimmung von acht Proteinen im Blut können wir potenzielle Parkinson-Patienten bereits mehrere Jahre im Voraus identifizieren. Medikamentöse Therapien könnten zu einem früheren Zeitpunkt gegeben werden, welches den Verlauf der Erkrankung eventuell verlangsamen oder ihr Auftreten sogar verhindern könnte.“

Derzeit laufen bereits weitere Untersuchungen, die nicht nur Menschen mit einer REM-Schlafverhaltensstörung untersuchen, sondern weitere Risikogruppen, wie Menschen mit einem reduziertem Riechvermögen. Diese sollen nun auch klinisch untersucht werden. 

Das Ziel ist, am Ende nicht nur Risikopatienten einen Test anbieten zu können, sondern bevölkerungsbasiert.