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Akne-Präparate mit Benzoyl­peroxid kühl lagern

Mädchen mit Akne im Gesicht
Typisch für zu Akne neigender Haut sind Pickel, Pusteln und Mitesser meist im Gesicht oder am Nacken. | Bild: Katarina / AdobeStock

Akne zählt zu den häufigsten Erkrankungen der Haut, insbesondere während der Pubertät sind rund 80 Prozent aller Jugendlichen davon betroffen. Grundsätzlich kann die entzündliche Hauterkrankung auch im Erwachsenenalter auftreten. 

Dabei bilden sich Pickel, Pusteln (Bläschen) und Komedonen (Mitesser) auf talgdrüsenreicher Haut meist im Gesicht und Nacken. Die Übergänge von unreiner Haut zu Akne sind dabei fließend. Bei der Entstehung der Akne handelt es sich grundsätzlich um ein multifaktorielles Geschehen.

Die Talgdrüsen der Haut bilden eine erhöhte Menge an Talg, gleichzeitig bildet sich verstärkt Hornmaterial (= Hyperkeratose) und verstopft die Ausführungsgänge der Talgdrüsen. Dadurch entstehen Mitesser, die ideale Nährböden für Bakterien darstellen. In den Talgdrüsen siedeln sich bevorzugt Propionibakterien (Propionibacterium acnes) an, diese können den reichlich vorhandenen Talg verstoffwechseln und die entstehenden Produkte führen zu entzündlichen Reaktionen auf der Haut. 

Leichte Formen der Akne können zunächst im Rahmen der Selbstmedikation behandelt werden, meist tritt dadurch schon eine deutliche Verbesserung des Hautbilds ein. Breiten sich die Hautunreinheiten jedoch auf Brust und Rücken aus oder sind deutlich mit Eiter gefüllt, sollte zur weiteren Behandlung zunächst ein Hautarzt aufgesucht werden. 

Wie sollte unreine Haut gereinigt werden?

Eine gründliche Hautreinigung ist bei unreiner Haut besonders wichtig und sollte daher regelmäßig ein- bis zweimal täglich durchgeführt werden. Durch die Reinigung kann der Überschuss an Lipiden aus den Talgdrüsen und die Besiedelung mit Bakterien vermindert werden. 

Empfohlen werden können hier pH-neutrale Seifen oder Reinigungsgele, die mit ihrem physiologischen pH-Wert zum Erhalt des Säureschutzmantels der Haut beitragen. Normale Seifen dürfen keinesfalls verwendet werden, denn durch ihren alkalischen pH-Wert zerstören sie die saure Schutzschicht der Haut und machen sie noch anfälliger für Entzündungen. 

Zum Nachreinigen der Haut sind Gesichtswässer empfehlenswert. Diese wässrig-alkoholischen Lösungen erfrischen und desinfizieren die Haut zusätzlich. Zu hoch darf der Alkoholgehalt der Lösungen allerdings nicht sein, da sonst die Haut zu stark ausgetrocknet wird. Als Alternative können auch sogenannte Mizellenwässer verwendet werden, diese enthalten gut hautverträgliche nichtionische Tenside und unterstützen die Reinigung der Haut zusätzlich. 

Regelmäßige Peelings auf der Haut anwenden

Zusätzlich zur Reinigung sollte ein- bis zweimal wöchentlich ein Peeling angewendet werden. Dadurch werden die obersten Hautschuppen entfernt und der Verhornungszustand der Haut verbessert sich deutlich. 

Mechanische Peelings, also solche mit kleinen Kristallen oder Kunststoffkügelchen, sind jedoch nicht empfehlenswert. Die dadurch entstehenden kleinen Verletzungen auf der Haut können die Haut zu sehr reizen. Zudem kann sich der entzündliche Inhalt von Pickeln oder Pusteln auf der Oberfläche der Haut verteilen und zu Schmierinfektionen führen. 

Bei von Akne geplagter Haut kommen daher chemische Peelings zum Einsatz. Kosmetische Zubereitungen enthalten meist Salicylsäure oder Glykolsäure, während in Arzneimitteln Benzoylperoxid zum Einsatz kommt.

Benzoylperoxid: Welche Konzentration wird eingesetzt?

Der Wirkstoff Benzoylperoxid ist nicht verschreibungspflichtig und wird schon seit Jahrzehnten zur Behandlung der Akne erfolgreich eingesetzt. Zahlreiche Produkte wie beispielsweise Aknefug® Oxid Mild, Akneroxid®, B.P.O. Cobustin, Benzaknen® oder Cordes® BPO sind meist als Gele oder Cremes, aber auch als Suspensionen auf dem Markt. 

Die Konzentration an Benzoylperoxid in den Produkten beträgt 3 %, 5 % oder 10 %. Die niedrige Dosierung wird bevorzugt im Gesicht und bei empfindlicher Haut eingesetzt. Höhere Konzentrationen kommen dagegen auf Brust und Rücken oder wenn Patienten nicht ausreichend auf die gering konzentrierten Darreichungsformen ansprechen zum Einsatz.

Wie wirkt Benzoylperoxid?

Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei Benzoylperoxid chemisch gesehen um eine Peroxid-Verbindung. Die darin enthaltene Sauerstoff-Sauerstoff-Einfachbindung ist relativ labil und wird leicht zu reaktiven Verbindungen gespalten. Auf der Haut entstehen dadurch Sauerstoffverbindungen, die eine antibakterielle, antiseborrhoische und schälende Wirkung haben. 

Die antimikrobielle Wirkung richtet sich gegen verschiedene Bakterien, insbesondere aber gegen die zahlreich vorhandenen Propionibakterien. Im Unterschied zu antibiotischen Wirkstoffen entwickeln die Bakterien gegen Benzoylperoxid keine Resistenzen. 

Zusätzlich zu den beschriebenen Wirkungen hemmt die Substanz das Zellwachstum in den Talgdrüsen und sorgt für eine Verkleinerung der hornbildenden Zellen der obersten Hautschicht (Korneozyten).

Anwendung von Benzoylperoxid: Worüber sollen Kunden informiert werden?

Präparate mit Benzoylperoxid werden nach der Reinigung meist ein- bis zweimal täglich auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen. Die Dauer der Behandlung liegt meist bei mehreren Wochen. 

Gerade am Anfang kann die Haut gereizt reagieren und es können sich Rötungen, Brennen und Juckreiz einstellen – diese Beschwerden lassen aber im Verlauf der Therapie nach. 

In der Beratung sollten die betroffenen Kunden auch darüber informiert werden, dass sich in den ersten Tagen das Hautbild zunächst verschlechtern kann. Auch ein trockenes Hautbild und ein Schälen der Haut gehört zur Wirkungsweise von Benzoylperoxid. 

Ein wichtiger Hinweis im Beratungsgespräch ist weiterhin, dass die Substanz Kleidung und Haare ausbleichen kann. 

Präparate mit Benzoylperoxid können auch in Schwangerschaft und Stillzeit aufgetragen werden, dies sollte aber nur nach strenger Indikationsstellung und nach ärztlicher Rücksprache erfolgen.

Krebserzeugendes Benzol in Akne-Produkten nachgewiesen

Produkte mit Benzoylperoxid gelten als gut verträgliche Akne-Therapeutika. Doch ein US-amerikanisches Labor hat bereits im März dieses Jahres krebserzeugendes Benzol in entsprechenden Produkten nachweisen können. 

Dabei handelt es sich nicht um Verunreinigungen mit Benzol, sondern die Verbindung bildet sich vermutlich durch Zersetzung von Benzoylperoxid. Die Substanz kann sich offensichtlich unter dem Einfluss von Wärme und Licht über verschiedene radikalische Zwischenstufen zu Benzol zersetzen. 

Gut zu wissen: Krebserzeugende Wirkung von Benzol

Die Substanz Benzol gehört zu den karzinogenen Stoffen der Kategorie 1A, solche Substanzen können beim Menschen bekanntermaßen Krebs auslösen. Benzol wird am aromatischen Ring zu einer hochreaktiven Substanz verstoffwechselt und kann dann mit zahlreichen biologischen Verbindungen reagieren und auch das Erbgut schädigen.

Die Herstellerfirmen Benzoylperoxid-haltiger Akne-Präparate reagierten skeptisch und kritisierten, dass die erhaltenen Daten unter unrealistischen Bedingungen gewonnen wurden. Zur Untersuchung wurden die Präparate höheren Temperaturen und UV-Bestrahlung ausgesetzt. 

Grundsätzlich wurden mehr Daten gefordert, die sich auf die Lagerbedingungen der Präparate im normalen Alltag beziehen. 

Neue Studie: Topische Produkte mit Benzoylperoxid kühl lagern

Eine kürzlich durchgeführte UntersuchungScienceDirect: "Evaluation of Benzene Presence and Formation in Benzoyl Peroxide Drug Products"  hat sich nun genau damit beschäftigt und eine mögliche Benzol-Bildung der Benzoylperoxid-haltigen Zubereitungen unter normalen Alltagsbedingungen untersucht. 

Dabei hat sich gezeigt, dass hohe Benzol-Werte schon bei Lagerung bei Raumtemperatur gefunden wurden. Als effektive Maßnahme dagegen erwies sich eine Kühllagerung der untersuchten Präparate. 

Um die Benzol-Bildung zu begrenzen, schlagen die Wissenschaftler vor, topische Arzneimittel mit Benzoylperoxid in der gesamten Lieferkette zu kühlen.

Hinweise zur Lagerung von Produkten mit Benzoylperoxid

Da Benzoylperoxid-haltige Präparate von den Patienten meist über einen längeren Zeitraum auf die Haut aufgetragen werden, stellt eine mögliche Bildung von Benzol ein ernstes Risiko für den Anwender dar. 

Patienten sollten in der Apotheke ausdrücklich darüber informiert werden, dass die Zubereitungen nicht bei hohen Temperaturen gelagert werden dürfen. Die in Deutschland erhältlichen Arzneimittel sollen laut Fachinformation bei Temperaturen nicht über 25 °C aufbewahrt werden. Teilweise wird auch eine Lagerung im Kühlschrank zwischen 2 und 8 °C empfohlen. 

Bis zur Vorlage weiterer Erkenntnisse kann es durchaus sinnvoll sein, alle Benzoylperoxid-haltigen Zubereitungen im Kühlschrank aufzubewahren. Quellen:
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/05/29/krebserregendes-benzol-in-akne-praeparaten
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2018/daz-35-2018/unreine-haut-ade
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2010/daz-26-2010/nur-ein-paar-pickel-gut-beraten-bei-akne
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2007/daz-6-2007/akne-da-blueht-der-haut-etwas
- https://www.eucerin.de/hautzustand/unreine-haut/unreine-haut-im-allgemeinen
- https://www.larocheposay.de/zu-akne-neigende-haut
- https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/hautkrankheiten/was-genau-ist-akne-und-was-hilft-dagegen-734017.html
- https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022202X24021559?via%3Dihub