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Kindersonnencreme: Ökotest findet ver­botene Weichmacher

kleines Mädchen mit Sonnenhut wird das Gesicht mit Sonnencreme eingecremt
 Ein ausreichender UV-Schutz für Kinder ist wichtig, um einen Sonnenbrand oder auch andere Erkrankungen wie Hautkrebs oder Hyperpigmentierung zu vermeiden. | Bild: nadezhda1906 / AdobeStock

Am besten meiden Babys und Kleinkinder unter zwei Jahren direkte Sonne, halten sich im Schatten auf, und die Eltern achten auf einen guten UV-Schutz durch UV-Kleidung und Sonnencreme. Nur: Welche Sonnencreme schützt Kinder gut und ist hinsichtlich ihrer Inhaltsstoffe sicher? 

Ökotest hat 25 Kindersonnencremes mit hohem und sehr hohem Lichtschutzfaktor (LSF50/50+) geprüft. Acht erachtet Ökotest für „sehr gut“, in sieben Sonnenschutzprodukten fanden die Autoren des Verbrauchermagazins jedoch einen seit 2019 in der EU verbotenen und als „besonders besorgniserregend“ eingestuften Weichmacher: DnHexP (Di-n-hexylphtalat). 

Wie kommt der Weichmacher in die Sonnencremes? Und für wie bedenklich hält Ökotest die gefundenen Mengen DnHexP in den Sonnenschutzprodukten?

Weichmacher in Kinderurin: Ist die Sonnencreme schuld?

Bereits im Frühjahr dieses Jahres beunruhigte eine Untersuchung des nordrhein-westfälischen Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV), nachdem dieses in mehr als der Hälfte (61 Prozent) von 250 Urinproben von Kindergartenkindern (zwei bis sechs Jahre alt) den Weichmacher-Metaboliten Mono-n-hexylphthalat (MnHexP) identifizierte. MnHexP kann aus verschiedenen Weichmachern entstehen, unter anderem aus DnHexP, den Ökotest nun fand. 

Da – wie eingangs erwähnt – DnHexP jedoch EU-weit verboten ist, suchte man Anfang des Jahres nach Quellen für den Weichmacher und vermutete Sonnencremes mit dem UV-Filter Diethylamino-Hydroxybenzoyl-Hexyl-Benzoat (DHHB), da dieser wiederum mit DnHexP verunreinigt sein kann. Und in der Tat stieß auch Ökotest nun ausschließlich in Sonnenschutzprodukten mit dem UV-Filter DHHB auf den verbotenen Weichmacher DnHexP. 

Allerdings bedingt DHHB nicht automatisch auch einen unerwünschten Gehalt an Weichmacher. Denn: Neun Hersteller setzen auf den UV-Filter DHHB und sind dennoch frei von DnHexP – damit lässt sich der Weichmacher produktionstechnisch wohl vermeiden.

Kaufland-Sonnencreme enthält am meisten Weichmacher 

Die stärkste DnHexP-Verunreinigung konnte Ökotest in der Kaufland-Kindersonnencreme Bevola Kids Sonnencreme 50+ nachweisen (Gesamtnote „mangelhaft“). In Spuren fanden die Autoren des Verbrauchermagazins den Weichmacher auch in sechs weiteren Sonnenschutzprodukten:

  • Dado-Sens Sun Kids Sonnencreme 50 (Dado-Cosmed)
  • Lacura Sun Kids Sonnenspray LSF50+ (Aldi)
  • La Roche-Posay Anthelios Dermo Pediatrics hydratisierende Lotion 50+ (La Roche-Posay)
  • Ladival für Kinder Sonnenschutzmilch 50+ (Stada)
  • Paediprotec Familiensonnencreme 50+ (Paedi Protect)
  • Today Sun Kids Sonnencreme sensitiv 50+ (Rewe)

In zwei zertifizierten Naturkosmetikprodukten

  • Alverde Kids Sensitiv Sonnenbalsam 50 (dm) und
  • Lavera Kids Sensitiv Sonnenlotion 50 (Laverana)

stecken – und das dürfte vielleicht überraschen – ebenfalls Spuren eines verbotenen und laut Ökotest „fortpflanzungsgefährdenden“ Weichmachers: DEHP (Di(2-ethylhexyl)phthalat, auch in Dado-Sens gefunden).

Wie gefährlich sind die Weichmacher in den Sonnencremes?

Ökotest warnt vor Panik: Selbst von den mit Abstand höchsten DnHexP-Gehalten, die in Bevola gefunden wurden, gehe „nach aktuellem Forschungsstand“ keine „gesundheitliche Gefährdung“ aus. Und weiter: „Ein kleines Kind müsste täglich schon mit mehr als einem Kilo des belasteten Sonnenschutzmittels eingeschmiert werden, um in die Nähe bedenklicher Aufnahmemengen über die Haut zu kommen“, ergänzen die Ökotestautoren.

Damit besteht laut Ökotest „kein Grund“, deswegen Kinder nicht mit Sonnencreme vor UV-Strahlen zu schützen – zumal es den Testergebnissen zufolge auch acht Sonnenschutzprodukte für Kinder gibt, die „sehr gut“ sind. Teilweise setzen die Hersteller auch hier auf DHHB als UV-Filter, doch gelingt es ihnen, frei von DnHexP zu bleiben. Dazu zählen z. B. die Sonnenschutzprodukte

  • Babylove Sonnenspray sensitive 50+ (dm),
  • Cien Sun Kids Sonnencreme LSF 50 (Lidl),
  • Lavozon Kids Sonnencreme 50 (Müller),
  • Nivea Sun Kids Spray 5in1 50+ (Beiersdorf) und
  • Sundance Kids Sonnenspray 50 (dm).

Sonnencreme aus der Apotheke: Avène Kindersonnencreme mit „sehr guten“ Inhaltsstoffen 

„Sehr gut“ bei den Inhaltsstoffen schneidet außerdem Avène Kinder-Sonnenmilch SPF 50+ aus der Apotheke ab. Zur Gesamtnote „befriedigend“ kommt Ökotest aufgrund von Kunststoffverbindungen in der Rezeptur und einem ungültigen Informationslink der Werbung „Ocean Respect“.

Die vollständigen Testergebnisse finden Sie bei Ökotest.