Sonniges Beratungswissen
Serien
6 min merken gemerkt Artikel drucken

Sonnencreme und Babyhaut: Warum weniger mehr ist

Kleinkind mit Sonnenhut spielt auf schattiger Wiese
Schatten, Kleidung, Sonnencreme – in dieser Reihenfolge sollten (nicht nur) Kleinkinder vor der Sonne geschützt werden. | Bild: troyanphoto / AdobeStock

Kinderhaut, insbesondere Babyhaut, ist besonders empfindlich gegenüber Sonneneinstrahlung. Fragen Eltern in der Apotheke nach Sonnenschutzpräparaten für die Kleinsten, können PTA ihnen noch einige Hinweise mit auf den Weg geben.

Babys und Kleinkinder der Sonne fernhalten

Regelmäßig prüfen Ökotest und Stiftung Warentest Sonnenschutzmittel, auch jene, die speziell für Kinder gedacht sind. In den Tests zeigt sich immer wieder, dass viele Sonnencremes Kinder gut schützen und meist keine bedenklichen Inhaltsstoffe enthalten.

Speziell zu Kleinkindern und Säuglingen sollten PTA die Eltern in Sachen Sonnenschutz ausführlich beraten. So empfehlen Kinderärzte und Dermatologen, Babys im ersten Jahr gar nicht der direkten Sonne auszusetzen. 

Man sollte also an ein Sonnensegel über dem Kinderwagen, Kopfbedeckung und lange Kleidung denken. Außerdem erklärt das Deutsche Krebsforschungszentrum, dass auch sehr wirkungsvolle Sonnenschutzmittel nicht vollständig vor Gesundheitsrisiken durch ultraviolette Strahlung schützen. 

Als wichtigste Schutzmaßnahme bleibt also, die UV-Strahlung gar nicht erst auf die Haut der Babys zu lassen. Das bedeutet: 

  • Schatten,
  • lange und luftige Kleidung aus dicht gewebtem Stoff,
  • Sonnenbrille und
  • für die unbedeckten Körperpartien Sonnencreme.

Diese Reihenfolge ist vielen Eltern nicht bewusst, wenn sie in der Apotheke auf der Suche nach einer Sonnencreme für ihr Kleinkind sind. Häufig sind es Eltern, die mit ihrem etwa sechs Monate alten Baby zum ersten Mal an den See oder ans Meer fahren möchten. 

Dann möchten sie die Apotheke meist nicht ohne eine Sonnencreme wieder verlassen, sind sie doch für eben diese extra in die Apotheke gekommen. Welche Informationen kann man den Eltern zusätzlich zur Sonnencreme auf den Weg geben? 

Tag der Sonnencreme am 27. Mai

Seinen Ursprung hat der Tag der Sonnencreme in den USA. Weshalb er ins Leben gerufen wurde und warum er alljährlich am 27. Mai begangen wird, ist unbekannt.

Viele Firmen und Institutionen nutzen diesen Aktionstag jedoch, um auf die Wichtigkeit dieses Produktes und von Sonnenschutz im Allgemeinen hinzuweisen.

Keine direkte Sonneneinstrahlung bis zum 1. Lebensjahr

Eine gute, allgemeinverständliche Erklärung bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Internet an. Dort liest man wieder: „In den ersten zwölf Lebensmonaten sollte ein Kind gar keiner direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt sein.“

Die BZgA erklärt, dass auch Kinder nach dem ersten Lebensjahr möglichst wenig direkte Sonnenbestrahlung abbekommen sollten. Denn: „Kinderhaut kann noch nicht schnell und ausreichend Pigmente produzieren, die als natürlicher Eigenschutz gelten, und sie kann UV-Schäden auch nur unzureichend ‘reparieren’.“ Der körpereigene Schutz vor Sonnenstrahlen entwickele sich erst im Verlauf von Jahren. 

„Beim Schwimmen, Plantschen oder Spielen am Wasser ist das Risiko für einen Sonnenbrand besonders hoch“, heißt es weiter. Und das gelte selbst dann, wenn sich die hauteigenen UV-Filter bereits herausgebildet haben. 

Denn einige Bestandteile des natürlichen Schutzschirms (wie die hauteigene Urocaninsäure) seien wasserlöslich. Sie sollen sich während des Badens schon innerhalb kurzer Zeit auswaschen. 

Außerdem heißt es bei der BZgA auch:  

„Sonnenschutzmittel sollten im ersten Lebensjahr möglichst nicht verwendet werden, da sie die empfindliche Babyhaut unnötig belasten.“

Warum ist das so? Was ist bei Babyhaut anders?

Besonderheiten der Babyhaut

Die Haut eines reifen Neugeborenen ist zwar anatomisch mit der Haut eines Erwachsenen vergleichbar, aber der Durchmesser der Dicke der Epidermis (Oberhaut) und des Stratum corneum (Hornschicht, oberste Schicht der Epidermis) nimmt erst innerhalb der ersten sechs bis acht Lebenswochen durch die Proliferation des Stratum basale zu und erreicht erst dann die Dicke der Erwachsenenhaut. 

Zudem ist die dermoepidermale Vernetzung noch unvollständig, die Haut also mechanisch instabil. So kann sie durch Scherkräfte wie festes Abrubbeln mit einem Handtuch leicht verletzt werden. 

Erst innerhalb der ersten Lebensmonate bildet die Epidermis Fortsätze, die bis in die Dermis (Lederhaut) hineinreichen. Eine weitere Festigung entsteht durch die Bildung dicker, dicht und in Bündeln gepackter Kollagen-Typ-I-Fasern. Durch die Reifung großer Elastin-Fasern verbessert sich auch die Gewebeelastizität. 

Auch die postnatale, epidermale Lipidbarriere bildet sich erst innerhalb des ersten Lebensjahrs aus. Bis dahin ist der Wasserverlust erhöht. Zudem bilden Talgdrüsen noch keine Sebum-Lipide, die noch unreife Hautbarriere ermöglicht die transkutane Resorption potenziell gefährlicher Stoffe. 

Dementsprechend lautet auch die Empfehlung der BZgA: 

„Verwenden Sie nur speziell für Kinder geeignete Sonnenschutzmittel. Cremes und Lotionen trocknen die Kinderhaut weniger aus als zum Beispiel Gele.“

Vorsicht: Erhöhtes Risiko für Sonnenstich!

Auch die Fähigkeit zur Thermoregulation ist bei Säuglingen mangelhaft. Laut Kinder- & Jugendärzte im Netz besteht vor allem bei Kindern die Gefahr eines Sonnenstichs oder einer Hitzeerschöpfung

Schon bei kleineren Verbrennungen bestehe immer die Gefahr, dass Bakterien eindringen: „Kinder, die größere Flächen schmerzhaft geröteter Haut mit Fieber haben, müssen unbedingt zum Kinder- und Jugendarzt.“ 

Hinsichtlich der Empfindlichkeit gegenüber der Sonne gibt es laut des Bundesamts für Strahlenschutz außerdem noch zu beachten, dass bei Kindern die Ausbuchtungen der Lederhaut (Papillen) weiter in die Oberhaut hineinragen. Die UV-Strahlung dringt also tiefer in die Haut ein und kann die Hautstammzellen schädigen. 

Sonnenschutz-Empfehlungen für Eltern von Kleinkindern

In der Leitlinie „Prävention von Hautkrebs“ (gültig bis 01.03.2026) werden folgende Empfehlungen festgehalten: 

  • Intensive Sonnen-/ UV-Bestrahlung stellt für alle Personengruppen ein Hautkrebsrisiko dar und soll vermieden werden.
  • Kinder sollen keinen Sonnenbrand bekommen.
  • Säuglinge sollen der direkten Sonne nicht ausgesetzt werden.
  • Kinder sollen angehalten werden, bei starker Sonnenstrahlung hautbedeckende Kleidung zu tragen.
  • Vor allem Kinder mit heller Hautfarbe sollen, neben der Vermeidung starker UV-Exposition und zusätzlich zum textilen Sonnenschutz, Sonnenschutzmittel benutzen.

Sonnenschutzkleidung aus der Apotheke?

Was kann man also unabhängig von Sonnenschutzpräparaten Eltern von Kleinkindern in der Apotheke empfehlen? Vielleicht wäre es ja eine gute Idee, das Sortiment der Apotheken in Zukunft mit UV-Schutz-Kleidung zu erweitern? Dann hätte man eine Alternative, die man Eltern zu Sonnencremes für die ganz Kleinen anbieten kann. 

Bei der Recherche, ob manche Apotheken solche schon anbieten, sind unsere Kollegen von DAZ.online beispielsweise auf den Firmenauftritt von Compressana gestoßen. Die Firma dürfte vielen im Zusammenhang mit Kompressionsstrümpfen bekannt sein. Über www.hyphen-med.de/shop/ wird auch eine umfassende Sonnenschutz-Kollektion angeboten. Und: „Worauf es bei Sonnenschutzkleidung für Kinder ankommt“, darüber informiert beispielsweise auch die Verbraucherzentrale

Welche Alternativen zu Sonnencreme es außerdem gibt, haben wir in einem ausführlichen Artikel zusammengefasst.

Übrigens ist der UV-Index eine gute Orientierungshilfe, wann welche Sonnenschutzmaßnahmen zu ergreifen sind. Ansonsten gilt die Devise: Schatten, Kleidung, Sonnencreme. Quelle: www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2018/daz-38-2018/hochempfindlich 

Zurück