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Leseprobe PTAheute 13&14/2022: Sonnenstich und Hitzschlag: Zu viel des Guten!

Bei Hitze und starker Sonneneinstrahlung kann es zu verschiedenen Hitzenotfällen kommen. Die Betroffenen sollte man an einen kühlen, schattigen Ort bringen und ihnen etwas zu trinken geben. | Foto: Maridav – iStockphoto.com

Zu viel Sonne schadet nicht nur der Haut, große Hitze kann dem Körper massiven Schaden zufügen und sogar zum Tode führen. Wie viel allerdings zu viel ist und wie sich das Zuviel an Sonne oder Wärme äußert, ist dabei individuell verschieden. Besonders empfindlich reagieren Menschen, die ihre Körpertemperatur nicht so gut regulieren können.

Thermoregulation am Limit

Im Rahmen der Thermoregulation wird die Durchblutung der Haut erhöht. Über Blut und Haut wird übermäßige Wärme an die Umgebung abgegeben. Auch die Schweißproduktion wird angekurbelt, denn auf der Haut verdunstender Schweiß trägt zur Kühlung des Körpers bei.

Kleinere Kinder haben jedoch weniger Schweißdrüsen und können schnell überhitzen. Zudem ist ihre Hautoberfläche im Vergleich zur Körpermasse größer, wodurch die Wärme stärker aufgenommen wird. Ältere Patienten sind dagegen oft weniger belastbar, da viele unter chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Das Herz muss bei hohen Temperaturen für die Thermoregulation ganze Arbeit leisten: Die Herzfrequenz wird erhöht, die Muskelkontraktion wird kräftiger. Sind Herz oder Gefäße vorgeschädigt, kommt das System schneller an seine Grenzen. Bei Älteren ist zudem das Durstgefühl oft reduziert, sodass häufiger ein Flüssigkeitsdefizit besteht, wodurch wiederum weniger Schweiß gebildet wird.

Auch Arzneimittel haben einen Einfluss, weil sie in die Wärmeregulation eingreifen oder auf das Herz-Kreislauf-System wirken. Dazu gehören Arzneistoffe mit anticholinergen Nebenwirkungen wie tricyclische Antidepressiva, die die Funktion der Schweißdrüsen hemmen, sodass die körpereigene Kühlung nicht mehr so gut funktioniert. Im Kontext hitzebedingter Gesundheitsschäden werden zudem Diuretika, Betablocker, ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptorblocker, Antikonvulsiva und Opioide als Risikofaktoren genannt. Weniger Hitze vertragen daher auch Menschen, die stoffwechselsteigernde Drogen wie Ecstasy, Kokain oder Amphetamine (in hohen Dosen) genommen haben.

Völlig gesunde junge Menschen können jedoch ebenfalls das Zuviel an Sonne zu spüren bekommen, insbesondere, wenn sie bei großer Hitze schwer körperlich arbeiten oder intensiv trainieren – denn die Skelettmuskulatur produziert dabei selbst verstärkt Wärme.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einem Sonnenstich kommt es durch intensive Sonneneinstrahlung zur Überwärmung des Kopfes.
  • Bei einem Hitzschlag ist der ganze Körper betroffen, die Körpertemperatur steigt auf über 40 °C. Es besteht Lebensgefahr, der Notarzt ist zu rufen (Notruf 112).
  • Erste Hilfe: an einen kühlen Ort bringen, Rückenlage, leicht erhöhter Oberkörper, Kopf/Körper kühlen, Flüssigkeit (Elektrolyte) zuführen, sofern bei Bewusstsein.

Auswirkungen von zu viel Hitze

Sonnenstich und Hitzschlag – beides verbindet man sofort mit einem Übermaß an Sonneneinstrahlung. Obwohl die beiden Begriffe im Alltag oft als Synonyme verwendet werden, unterscheidet man damit, wie stark die Beschwerden sind. So ruft ein Sonnenstich vergleichsweise milde Symptome hervor, während der Hitzschlag lebensbedrohlich sein kann. Der Auslöser für Beschwerden ist übrigens nicht die für den Sonnenbrand verantwortliche UV-Strahlung, sondern die wärmende Infrarotstrahlung. Jedoch ist gar nicht immer die Sonne selbst die Ursache, sondern auch künstlich erzeugte Hitze, zum Beispiel bei Arbeiten an Hochöfen oder bei Saunagängen ohne Abkühlen.

Stufe 1 – Sonnenstich

Typische Symptome eines Sonnenstichs sind Kopf- und Nackenschmerzen, viele Betroffene leiden unter Erschöpfung und Übelkeit, manchmal tritt Erbrechen auf. Auffällig ist ein hochroter heißer Kopf, der restliche Körper fühlt sich dagegen normal oder sogar kühl an. Außerdem können Schwindel, Verwirrtheit oder sogar Bewusstlosigkeit auftreten. 

Alle diese Beschwerden entstehen durch die lokale Überwärmung des Kopfes, dabei kommt es zu einer Reizung der Hirnhäute mit einer aseptischen Meningitis. Die Symptome können beim Aufenthalt in der Sonne auftreten oder erst mehrere Stunden danach. Sie sollten ernst genommen und behandelt werden, da sich sonst ein lebensbedrohlicher Hitzschlag entwickeln kann.

Der Betroffene sollte in den Schatten, besser in einen kühlen, abgedunkelten Raum gebracht werden. Dort sollte er sich in Rückenlage mit erhöhtem Kopf und Oberkörper ausruhen. Diese Haltung entlastet den schmerzenden Kopf. Kopf und Nacken müssen mit feuchten Tüchern oder Kühlakkus gekühlt werden. Dabei darf die Temperatur nicht zu niedrig sein, zwischen gefrorenem Cold Pack und Haut sollte sich eine Lage Stoff befinden. Ist der Erkrankte bei Bewusstsein, können ihm lauwarme (nicht eiskalte) Getränke angeboten werden. Gut geeignet sind neben Wasser auch verdünnte Schorlen oder Tees, die schluckweise getrunken werden sollten. Wichtig ist, den Erkrankten nicht alleine zu lassen, falls es zu einer plötzlichen Verschlechterung mit Bewusstlosigkeit kommt. Bessert sich der Zustand nicht, sollte man den Notarzt anrufen.

Stufe 2 – Hitzeerschöpfung

Eine Hitzeerschöpfung oder ein Hitzekollaps ist ein Übergangsstadium zwischen Sonnenstich und Hitzschlag. Hierbei überhitzt nicht nur der Kopf, sondern auch der Körper. Wie bei einem Fieber liegt die Körpertemperatur zwischen 37 und 40 Grad Celsius, die Betroffenen fühlen sich heiß an und schwitzen häufig stark. Der Erkrankte bemerkt ähnliche Symptome wie bei einem Sonnenstich, zusätzlich können Atemnot, Sehstörungen und Schwindel auftreten, der Blutdruck ist erniedrigt und der Puls erhöht. Die Hitzeerschöpfung tritt vor allem auf, wenn die Personen vorher nicht ausreichend getrunken oder aber stark geschwitzt haben.

Die Behandlung erfolgt wie bei einem Sonnenstich, jedoch sollte der gesamte Körper mit feuchten Tüchern gekühlt werden. Da die Betroffenen nicht nur Wasser, sondern durch starkes Schwitzen auch vermehrt Elektrolyte verloren haben, sind Elektrolytlösungen (z. B. Elotrans oder Oralpädon) gut geeignet, um das Defizit auszugleichen. Sind sie nicht verfügbar, kann ein Teelöffel Salz in einem halben Liter Leitungswasser gelöst oder eine Brühe angeboten werden. Bessern sich die Beschwerden nicht oder kommt es zu Bewusstlosigkeit, ist schnell ärztliche Hilfe nötig.

Stufe 3 – Hitzschlag

Akute Lebensgefahr besteht bei einem Hitzschlag, der sich allmählich aus einer unbehandelten Hitzeerschöpfung entwickeln, jedoch auch unvermittelt auftreten kann. Die Körpertemperatur steigt unkontrolliert auf über 40 Grad Celsius an, denn der Organismus schafft es nicht mehr, ausreichend Körperwärme an die Umgebung abzugeben. Die Betroffenen sind dann nicht mehr in der Lage zu schwitzen: Die dadurch heiße und trockene Haut ist auch für Laien leicht erkennbar (bei Sportlern ist die Haut anstrengungsbedingt eventuell noch feucht). 

Ein weiteres Symptom sind Beeinträchtigungen im zentralen Nervensystem, zum Beispiel Gangstörungen, Verwirrtheit oder Bewusstlosigkeit. Manche Patienten wirken „nur” völlig erschöpft, sodass der Hitzschlag nicht sofort auffällt. Durch Wassereinlagerung kann es zu einem lebensbedrohlichen Hirnödem kommen. Weitere Symptome sind wie bei einem Hitzekollaps ein erhöhter Puls, Tachykardie, beschleunigte Atmung und ein niedriger Blutdruck als Anzeichen für einen Schock. Zusammengefasst: Die durch die Hitze verursachten Schäden an den Körperzellen führen zu einer systemischen Entzündungsreaktion, Organschäden und letztendlich zu einem (Multi-)Organversagen. 

Bei einem vermuteten Hitzschlag muss daher umgehend der Notarzt gerufen werden. Die wichtigste Maßnahme zur Behandlung ist die sofortige massive Kühlung des Patienten, um bleibende Schäden zu verhindern. Als Erste-Hilfe-Maßnahme gilt auch hier: Schatten, Kühle, Rückenlage mit erhöhtem Oberkörper, Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich. Der Patient kann am ganzen Körper mit Wasser besprüht werden, zusätzlich sollte (mit einem Ventilator) ein Luftzug erzeugt werden. Ist der Patient bei Bewusstsein, aber benommen, sollte er in die Schocklage gebracht werden (Beine leicht erhöht, damit die Durchblutung des Gehirns gewährleistet ist). 

Bei Bewusstlosigkeit ist die stabile Seitenlage angezeigt, falls nötig auch Beatmung. Im Krankenhaus wird der Kreislauf durch intensive Kühlung stabilisiert und der Erkrankte erhält gekühlte Kochsalzinfusionen. Mit Benzodiazepinen kann Krampfanfällen durch die hohe Körpertemperatur vorgebeugt und das Zittern („Schüttelfrost”), das als Reaktion des Körpers auf die Kühlung entsteht, gehemmt werden.

Wie erkläre ich es meinem Kunden?

  • „Ich kann verstehen, dass Sie für den Marathon fit sein möchten. Trainieren Sie trotzdem nicht in der größten Hitze und trinken Sie regelmäßig.”
  • „Ihr Partner fühlt sich nicht gut, nachdem er bei dieser Hitze im Garten gearbeitet hat? Gut, dass Sie ihn in einen kühlen dunklen Raum gebracht haben und Ihre Tochter bei ihm ist. Kühlen Sie ihn mit feuchten Tüchern und bieten Sie ihm etwas Wasser zu trinken an. Rufen Sie im Zweifel den Notarzt.“

Gar nicht erst so weit kommen lassen

Große Hitze ist also mit Vorsicht zu genießen. Es gilt, vorbeugende Maßnahmen einzuhalten: Der Kopf sollte mit einem Sonnenhut geschützt werden. Wenn es geht, sollte man sich so oft wie möglich im Schatten oder in gekühlten Räumen aufhalten, Arme und Beine mit kühlem Wasser benetzen, ausreichend trinken und körperliche Anstrengung unbedingt vermeiden.