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Darmkrebs: So wirkt Acetylsalicylsäure

Sonographie des Bauchraums
Eine Studie zeigt, dass die Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) einen positiven Einfluss auf eine Darmkrebs-Erkrankung haben kann. | Bild: Nata Bene / AdobeStock

Darmkrebs gehört zu den drei häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Schon seit längerem ist bekannt, dass eine regelmäßige Einnahme von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS), das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, vermindern kann. Auch scheint ASS eine positive Wirkung auf das Überleben von Darmkrebspatienten zu haben.

Zur Erinnerung: Wann wird Acetylsalicylsäure normalerweise eingesetzt?

Der Arzneistoff Acetylsalicylsäure (ASS) wird als Analgetikum, Antipyretikum sowie als Antiphlogistikum therapeutisch verwendet. Weiterhin wird die Substanz in niedrigen Dosen von 100 mg täglich zur Hemmung der Thrombozytenaggregation eingesetzt. 

Der Wirkmechanismus beruht dabei auf einer irreversiblen Hemmung des Enzyms Cylooxygenase-1 in den Thrombozyten. Folglich wird kein Thromboxan A2 mehr gebildet, das für eine Aggregation der Blutplättchen nötig wäre.

Wissenschaftlern der Ludwig-Maximilians-Universität München ist es nun gelungen, den molekularen Wirkmechanismus zu entschlüsseln, auf dem die schützende Wirkung von ASS vor Darmkrebs beruht. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Cell Death and Disease“Cell Death and Disease: "Salicylate induces AMPK and inhibits c-MYC to activate a NRF2/ARE/miR-34a/b/c cascade resulting in suppression of colorectal cancer metastasis"  veröffentlicht.

ASS aktiviert krebshemmende Mikro-RNA-Moleküle

Das Team um Heiko Hermeking, Professor für Experimentelle und Molekulare Pathologie, konnte zeigen, dass Acetylsalicylsäure die Bildung zweier Mikro-RNA-Moleküle (miRNA) aktiviert. Diese als miR-34a und miR-34b/c bezeichneten Verbindungen weisen eine Tumor-hemmende Wirkung auf. 

Der genaue Einfluss von ASS ist dabei folgender: Ein Stoffwechselprodukt der Acetylsalicylsäure – genau genommen Natriumsalicylat – aktiviert das Enzym AMP-abhängige Kinase. Dadurch wird ein Transkriptionsfaktor (NRF2) so verändert, dass er für die Aktivierung der zur Bildung der Mikro-RNA-Moleküle nötigen miR-34-Gene im Zellkern sorgt.

Zusätzlich sorgt Natriumsalicylat für eine Hemmung des tumorfördernden Eiweißes c-MYC, das sonst den Transkriptionsfaktor NRF2 hemmen würde. Die miR-34-Gene spielen bei diesem ganzen Prozess eine entscheidende Rolle. Denn: Tumorzellen ohne diese Gene lassen sich in ihrem Wachstum nicht durch ASS beeinflussen.

Prävention durch ASS bisher nicht empfohlen

Eine Einnahme von Acetylsalicylsäure zur Vorbeugung von Darmkrebs wird bisher nicht empfohlen. In der S3-Leitlinie zum Kolorektalen Karzinom kann nachgelesen werden, dass der Wirkstoff nicht zur Primärprävention in der asymptomatischen Bevölkerung eingenommen werden soll. 

Der Grund liegt darin, dass der genaue Nutzen einer langfristigen Einnahme noch nicht geklärt ist. Unter einer Langzeitanwendung kann es zu schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Blutungen im Magen-Darm-Trakt kommen. 

Um eine generelle Empfehlung zur Prophylaxe aussprechen zu können, sind laut Meinung der meisten Experten weitere Erkenntnisse nötig. Dazu kann die aktuelle Untersuchung der Forschenden aus München sicherlich einen wichtigen Teil beitragen.

Risiko von Darmkrebs vorbeugen

Unbestritten sorgen Ernährungsgewohnheiten mit hohem Fleisch- und Fettkonsum sowie ein grundsätzlich ungesunder Lebensstil zusammen mit genetischen Faktoren für ein erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. 

Um dieses Risiko zu vermindern, ist es empfehlenswert, rotes bzw. verarbeitetes Fleisch nicht täglich zu verzehren. Ebenso sollte der Konsum von Alkohol beschränkt werden. 

Obst und Gemüse sollten dagegen vermehrt auf dem Speiseplan stehen und die Ballaststoffaufnahme sollte bei über 30 Gramm pro Tag liegen. 

Bei übergewichtigen Personen ist eine Gewichtsabnahme anzustreben.

Zum Darmkrebsmonat März

Seit 2002 ist der März der Aktionsmonat für die Prävention von Darmkrebs. Zum 24. Mal steht in diesem Jahr daher der März in ganz Deutschland im Zeichen der Darmkrebsvorsorge. 

Zu den Initiatoren gehören die Felix Burda Stiftung, die Stiftung LebensBlicke und der Verein Netzwerk gegen Darmkrebs e.V. 

Das Motto der diesjährigen Werbekampagne lautet #tierischgutewahl. Damit wird ein humorvoller Blick auf die Möglichkeiten zur Früherkennung (Darmspiegelung und Stuhltest) aufmerksam gemacht.

Darmkrebs: Früherkennungsprogramm ab 50 Jahre

Kolorektale Tumoren sind überwiegend im Dick- oder Enddarm lokalisiert und entwickeln sich meist aus Darmpolypen. Diese zunächst gutartigen Schleimhautvorwölbungen wachsen langsam und können im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen gut erkannt werden. 

In Deutschland gibt es daher für Erwachsene ab 50 Jahren ein Früherkennungsprogramm, das von den gesetzlichen und privaten Krankenkassen bezahlt wird. Dabei werden mit dem Stuhltest und der Darmspiegelung zwei Untersuchungsmethoden angeboten.

Ab April 2025 werden die Möglichkeiten zur Früherkennung von Darmkrebs vereinheitlicht und vereinfacht: Frauen und Männer können dann ab dem Alter von 50 Jahren die gleichen Angebote des Darmkrebs-Screenings wahrnehmen. Außerdem wird das Intervall für den Stuhltest vereinheitlicht.

Das bedeutet, ab April gilt:

  • Darmspiegelung: Frauen und Männer können ab 50 Jahren zweimal eine Darmspiegelung (Koloskopie) im Abstand von zehn Jahren durchführen lassen.
  • Stuhltest: Alternativ zur Darmspiegelung können Frauen und Männer ab 50 Jahren alle zwei Jahre einen Stuhltest machen.

Weiterhin gilt: Wer sich zehn Jahre nach der ersten Darmspiegelung gegen eine zweite entscheidet, kann stattdessen einen Stuhltest machen. Bei auffälligen Stuhltests besteht außerdem immer ein Anspruch auf eine Darmspiegelung zur weiteren Abklärung.

Mittels Darmspiegelung den Darm untersuchen

Die Darmspiegelung (Koloskopie) gehört zu den erfolgreichsten Methoden, krankhafte Veränderungen im Darm rechtzeitig zu erkennen. 

Dabei wird ein dünnes, schlauchförmiges Endoskop durch den After in den Darm eingeführt. Mithilfe einer Lichtquelle kann der Arzt nun das Innere des Darms genau betrachten. Während der Untersuchung können Gewebeproben entnommen sowie gefundene Darmpolypen direkt entfernt werden.

Darmkrebsfrüherkennung: Test auf Blut im Stuhl

Polypen und bösartige Veränderungen im Dickdarm bluten viel leichter als eine gesunde Darmschleimhaut. Ein Test auf verborgenes Blut im Stuhl kann die, mit bloßem Auge meist nicht zu erkennenden Blutmengen, nachweisen. Diese immunologischen Testverfahren weisen menschliches Hämoglobin mithilfe einer Antikörper-Reaktion nach. 

Die Stuhltests können beim Arzt im Rahmen einer Krebsvorsorge erhalten werden. Der Patient entnimmt zu Hause eine Stuhlprobe und bringt diese anschließend wieder in die Arztpraxis. Dort wird die Probe dann an ein Labor zur Auswertung weitergeleitet. 

Mittlerweile können die immunologischen Tests auch ohne Arztbesuch zu Hause durchgeführt werden. Die Selbsttests zur Eigenanwendung funktionieren nach dem gleichen Prinzip und weisen ebenfalls Blutspuren im Stuhl nach.

Dazu wird eine Stuhlprobe mit einer Pufferlösung in einem Sammelröhrchen gemischt. Anschließend wird die Probenflüssigkeit auf eine Testkassette aufgetragen. Nach einer Wartezeit kann das Testergebnis abgelesen werden. 

Ein positives Testergebnis weist zunächst nur auf menschliches Blut im Stuhl hin. Es muss sich dabei nicht zwingend um Darmkrebs handeln. Trotzdem sollte ein positives Testergebnis immer mit einem Arzt besprochen werden, um gegebenenfalls weitere Untersuchungen zu veranlassen. Quellen:
- https://www.nature.com/articles/s41419-023-06226-9
- https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/jgh.14261
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2016/daz-16-2016/ass-schuetzt-vor-kolorektalen-tumoren
- https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Was-bringt-ASS-zur-Krebspraevention-313550.html
- S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom (01/2019)