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Gesundheitsvorsorge ab Kindesalter optimieren

Mädchen wird Blut abgenommen
Bereits bei der U9 sollen Kinder auf vererbte Risikofaktoren für Fettstoffwechselstörungen untersucht werden. | Bild: Dmitry Naumov / AdobeStock

Von den etwa eine Million Sterbefällen in Deutschland pro Jahr geht laut Statistischem Bundesamt rund jeder dritte auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zurück. Viele Herzinfarkte oder Schlaganfälle könnten wahrscheinlich verhindert werden, wenn Risikofaktoren schon früh erkannt würden. 

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will deshalb in Kürze einen Gesetzentwurf vorlegen, der die Vorsorge und Früherkennung deutlich stärkt. Was hat er geplant?

„Leise Killer“: zu hohe Cholesterin- und Blutdruckwerte

Hohe Cholesterinwerte und ein dauerhaft zu hoher Blutdruck können neben Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel langfristig Herzinfarkte und Schlaganfälle begünstigen. Das Problem dabei: Es handelt sich oft um schleichende jahrzehntelange Entwicklungen, die viele Menschen gar nicht bemerken. Da hoher Blutdruck oder hohe Cholesterinwerte nicht weh tun, ist manchmal auch von „leisen Killern“ die Rede.

Das geplante Gesetz werde „langfristig größte Bedeutung haben“ für die Kostenentwicklung im Gesundheitssystem, sagte Lauterbach. Er verwies auf teure Herz- und Bypass-Operationen und auch auf ein erhöhtes Risiko für Demenz und Nierenerkrankungen im Alter durch dauerhaft zu hohen Blutdruck und hohe Cholesterinwerte. „Man könnte die Behandlungen in vielen Fällen überflüssig machen oder für viele Jahre nach hinten schieben.“ Es gehe darum, Lebensqualität und Lebenserwartung zu verbessern.

Bluttest bereits bei U9 für Kinder

Bereits bei der Vorsorgeuntersuchung U9 für Kinder im Alter von fünf Jahren soll künftig per Bluttest nach möglichen familiär bedingten Fettstoffwechselstörungen gesucht werden. 

Solche Störungen können zu erhöhten Cholesterinwerten führen, die wiederum für Ablagerungen an Gefäßwänden und Gefäßverengungen verantwortlich gemacht werden – mit entsprechend höherem Risiko für spätere Schlaganfälle oder Herzinfarkte. 

Lauterbach geht davon aus, dass solche Tests bei der U9 jährlich bei etwa 15.000 Kindern familiäre Fettstoffwechselstörungen aufdecken könnten.

Freiwillige Vorsorgeangebote für Erwachsene

25-, 35- und 50-Jährige sollen dann außerdem aktiv von ihren Krankenkassen angeschrieben werden, um systematisch erhöhten Blutdruck, erhöhte Cholesterinwerte und unerkannten Diabetes zu finden

Lauterbach hatte vor kurzem bereits angekündigt, dass solche freiwilligen Tests auch in Apotheken möglich gemacht werden sollen. Viele junge Menschen hätten auch noch keinen Hausarzt. 

Die schon heute beim Arzt möglichen regelmäßigen „Gesundheits-Check-ups“ mit Blutuntersuchungen werden seinen Angaben zufolge noch sehr wenig in Anspruch genommen.

Nach Früherkennung langfristige Therapie nötig

Martin Schulz als Vertreter der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) weist darauf hin, dass es nicht nur um Früherkennung gehe, sondern im Falle einer Feststellung hoher Werte dann auch um eine langfristige, engmaschige Begleitung von Patienten. 

Die meisten dieser Patienten müssten mit Medikamenten behandelt werden, sagte Lauterbach, da bei ausgeprägter Hypertonie (Bluthochdruck) oder einer Fettstoffwechselstörung Bewegung und eine Ernährungsumstellung allein nicht ausreichten, um die Risiken abzusenken. Die Medikamente seien aber preiswert, erfolgreich und relativ nebenwirkungsarm.

Experten begrüßen die Pläne des Gesundheitsministers. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, der Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK) und die Deutsche Herzstiftung hielten diese nicht nur für notwendig, sondern für längst überfällig, sagt der Berliner Kardiologe Benny Levenson. Quelle: dpa / mia