Gratis Sonnencreme für bessere Hautkrebsvorsorge
Die Niederlande machen es vor: In diesem Sommer können dort die Menschen an vielen Orten kostenlos Sonnencreme anwenden, etwa am Strand, im Stadtpark oder an Grundschulen. Dazu wurden Spender aufgestellt, an denen sich jeder gratis bedienen kann. Das Eincremen soll damit breiter propagiert werden und schon für Kinder selbstverständlich werden. Die Aktion ist eine Reaktion auf die steigende Rate an Hautkrebs-Erkrankungen.
Sonnencreme kostenlos aus dem Spender
In Deutschland hat jetzt die Barmer eine entsprechende Aktion gestartet: In den Geschäftsstellen der Krankenkasse gibt es für die Besucher gratis Sonnencreme zum Gebrauch.
Die Barmer nutzt hierfür die Desinfektionsmittelspender aus der Corona-Zeit. „Unsere Kundinnen und Kunden können mit einer dermatologisch geprüften Sonnencreme mit dem Lichtschutzfaktor 30 ihren UV-Schutz auffrischen“, erklärt Dr. med. Utta Petzold, Dermatologin bei der Barmer.
Die Kasse bietet diesen Service derzeit in rund 170 Barmer-Geschäftsstellen bundesweit an. Direkt bei den Spenderboxen stehen auch Informationen zu den Inhaltsstoffen und der richtigen Anwendung der Creme bereit. Die Barmer will ihre Kunden damit stärker für das Thema Hautkrebsvorsorge und Schutz vor UV-Strahlung sensibilisieren.
Aufklären über richtigen Sonnenschutz
Die Barmer möchte vor Augen führen, dass ein guter Sonnenschutz im Alltag einfach umsetzbar ist. Die Kasse macht dabei aber auch auf verbreitete Sonnenschutz-Mythen aufmerksam und nennt die sieben bedeutendsten:
Mythos 1: Ein bisschen Sonnenbrand ist nicht gefährlich
Die Haut vergisst nicht. Das heißt, das Risiko für Hautkrebs steigt mit der Häufigkeit von Sonnenbränden. Viele Muttermale oder ein geschwächtes Immunsystem erhöhen das Risiko zusätzlich. Insbesondere Sonnenbrände im Kindes- und Jugendalter bergen die Gefahr, im mittleren Erwachsenenalter an Hautkrebs zu erkranken.
Mythos 2: Bei schlechtem Wetter ist keine Sonnencreme notwendig
Bei bedecktem Himmel wird der Sonnenschutz häufig vernachlässigt. Doch selbst wenn es durch die Wolken kühl oder dunkler wird, gelangt UV-Licht zum Boden – und damit auf die Haut. Bei leichter Bewölkung ist das immerhin noch ein Anteil von bis zu 75 Prozent.
Mythos 3: Im Schatten droht kein Sonnenbrand
Im Schatten ist die UV-Strahlung zwar verringert. Dies ist aber nicht so umfänglich der Fall, wie oft vermutet wird. So ist die Strahlenbelastung unter einem Sonnenschirm nur 10 bis 30 Prozent, unter einer dichten Baumkrone nur ungefähr 20 Prozent geringer als unter freiem Himmel. Nicht zu vernachlässigen ist unter einem Sonnenschirm außerdem etwaige Streustrahlung von Wasserflächen oder Gebäuden.
Mythos 4: Kleidung ersetzt Sonnencreme
Auch durch Kleidung oder einen Sonnenhut können immer noch rund 30 Prozent des UV-Lichts auf die Haut gelangen – abhängig von Stoffdicke und Farbe der Textilien. Wer lange einer intensiven Strahlung ausgesetzt ist, sollte also zusätzlich Sonnencreme verwenden. Alternativ kann man Spezialkleidung mit Sonnenschutzfaktor tragen. Besonders für Kinder gibt es zertifizierte UV-Schutztextilien.
Mythos 5: Ein niedrigerer Lichtschutzfaktor sorgt für gesunde Bräune
Es ist eine verbreitete Fehlmeinung, dass umso weniger UV-Strahlung auf die Haut gelange, je höher der Lichtschutzfaktor (LSF) einer Sonnencreme ist. Richtig ist hingegen: Der LSF gibt an, um wie viel länger man sich der Sonne aussetzen kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen, als dies mit der individuellen Eigenschutzzeit der Haut der Fall wäre.
Ein Beispiel: Eine Person kann sich bei einem bestimmten UV-Index zehn Minuten in der Sonne aufhalten, ohne dass sich ein Sonnenbrand bildet. Verwendet diese Person ein Sonnenschutzmittel mit LSF 20, kann sie sich theoretisch 10 × 20 = 200 Minuten gefahrlos der Sonne aussetzen. Eine Creme mit geringerem LSF lässt also nicht mehr – bräunende – Strahlung durch, sondern schützt nur weniger lang vor Sonnenbrand.
Das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt übrigens, die theoretische Schutzzeit nur zu höchstens 60 Prozent auszuschöpfen.
Mythos 6: Für eine optimale Vitamin-D-Versorgung ist viel direkte Sonne auf der Haut nötig
Richtig ist: Sonnencremes verringern die körpereigene Vitamin-D-Produktion. Doch um ausreichend Vitamin D zu bilden, muss niemand ein erhöhtes Hautkrebsrisiko in Kauf nehmen.
Laut einer Expertenempfehlung genügt es für eine ausreichende Vitamin-D-Synthese, Gesicht, Hände und Arme ungeschützt zwei- bis dreimal pro Woche der Hälfte der minimalen sonnenbrandwirksamen UV-Dosis auszusetzen. Das ist also die Hälfte der Zeit, in der man einen Sonnenbrand bekommen würde.
Mythos 7: Die Haut kann man abhärten
Tatsächlich kann sich die Haut durch zwei Mechanismen selbst in gewissem Umfang gegen UV-Belastung wappnen. So verdickt sich zum einen die obere Hornschicht, sodass sich die sogenannte Lichtschwiele ausbildet, durch welche die Strahlen weniger leicht eindringen können.
Zum anderen wird in der Oberhaut der Farbstoff Melanin gebildet. Dies geschieht aber erst, wenn die Zellkerne bereits durch UV-Licht geschädigt wurden. Bis zur vollen Ausbildung des Eigenschutzes benötigt die Haut außerdem einige Wochen. Mit Lichtschwiele und Bräunung dauert es zwar länger, bis ein Sonnenbrand auftritt. Das Hautkrebsrisiko ist damit jedoch nicht gebannt. Quellen: Barmer; Bundesamt für Strahlenschutz (BfS); www.oekotest.de