Zum Tag des Sonnenschutzes am 21. Juni: Welche Sonnencreme empfiehlt Ökotest?
21 Sonnenschutzprodukte hat Ökotest für seinen diesjährigen Sonnencreme-Test ausgewählt, darunter sechs Produkte, die als zertifizierte Naturkosmetik deklariert sind, sowie vier, die auch Apotheken anbieten: Avène Mineralische Sonnenmilch 50+, Eucerin Sun Allergy Protect Gel-Creme LSF 50+, Ladival Allergische Haut Sonnenschutzgel 30 und La Roche-Posay Anthelios Hydratisierende Lotion 30.
Allen gemeinsam ist, dass die Hersteller von der besonderen Hautverträglichkeit ihrer Sonnenschutzprodukte überzeugt sind und dies durch „sensitiv“, „empfindliche Haut“ oder „allergische Haut“ auch entsprechend ausloben.
Was ist drin in den hautverträglichen Sonnencremes, -gels und -lotionen? Verzichten die Hersteller tatsächlich auf bedenkliche UV-Filter – wie Octocrylen –, kritische Inhaltsstoffe oder allergisierende Duftstoffe?
Keine kritischen UV-Filter
Ökotest kann erfreulicherweise berichten, dass keines der geprüften Sonnenschutzprodukte noch bedenkliche UV-Filter enthält. Das war beim Test 2021 noch anders. Damals stießen die Produkttester von Ökotest noch auf Octocrylen, einen chemischen UV-Filter, der möglicherweise hormonartig wirkt und dessen Abbauprodukt (Benzophenon) von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als möglicherweise krebserzeugend eingestuft wurde.
Benzophenon entsteht sowohl bei der Herstellung von Octocrylen als auch bei dessen Lagerung, weswegen Sonnencreme aus dem Vorjahr stets entsorgt werden sollte.
Nanopartikel in Sonnenschutz deklarieren
Als chemische Filtersubstanzen setzen die Hersteller im diesjährigen Produkttest laut Ökotest auf Stoffe, die „Experten weniger kritisch einschätzen“, oder auf Titandioxid bzw. Zinkoxid als mineralische UV-Filter.
Zwar sei Titandioxid seit August 2022 in Lebensmitteln verboten, bei Anwendung auf der Haut gelte Titandioxid jedoch als „sicher“. Zu prüfen gibt es bei den mineralischen Filtersubstanzen dennoch etwas: nano oder nicht.
Eine Nanoformulierung vermindert den „Weißeffekt“, den mineralische UV-Filter gerne auf der Haut hinterlassen. Die besonders kleinen Teilchen packen sich zudem auf der Haut enger und lückenloser aneinander, was den Sonnenschutz verbessert.
Vor- und Nachteile von Nanoteilchen in Sonnencremes
Werden Nanoteilchen von Titandioxid und Zinkoxid in Sonnenschutzprodukten eingesetzt, handelt es sich dabei um winzige Partikel der mineralischen Lichtschutzfaktoren. Das bringt vor allem drei Vorteile:
- Dadurch, dass die Teilchen so klein sind, schützen sie besser vor UV-Strahlung, weil sich die Partikel näher aneinander packen lassen und keine „Sonnenlücken“ entstehen. Die Schutzwirkung wird so erhöht, ohne dass dafür mehr Titandioxid oder Zinkoxid eingesetzt werden müsste.
- Außerdem lässt sich die Sonnencreme durch die Nanotechnologie leichter auf der Haut verteilen.
- Und: Titandioxid- und Zinkoxid-Nanoteilchen streuen das Sonnenlicht in verschiedene Richtungen und verhindern dadurch, dass ein sichtbarer Film auf der Haut entsteht.
Nanopartikel wirken somit den beiden großen Mankos mineralischer Sonnencremes – dem zähen Auftragen sowie dem „Weißeffekt“ – entgegen.
Allerdings fürchtet man, dass die winzigen Teilchen über die Haut aufgenommen werden, sich im Körper ablagern und zu gesundheitlichen Risiken führen können.
Die Nanoteilchen kritisiert Ökotest nicht, nur möchten die Autoren des Verbraucherschutzmagazins, dass die Hersteller angeben, wenn sie ihren Sonnenschutz überwiegend mit Nanopartikeln (> 50 Prozent) bewerkstelligen.
Das scheinen manche Sonnencreme-Hersteller jedoch zu vergessen, und zwar unter anderem bei den Naturkosmetikprodukten Lavera Sensitiv Sonnenlotion 30, Boep Sonnencreme Sensitiv 30, Eco Cosmetics Sonnenmilch Sensitive 30, I+M Sun Protect Sonnenlotion Sensitiv 30 und Speick Sun Sonnenmilch 30.
Dennoch zählen sie zu den Testsiegern: Sie enthalten keine bedenklichen Inhaltsstoffe, und Ökotest bewertet sie mit „sehr gut“ und „gut“. Alles richtig macht offenbar auch Dm mit Alverde Sensitiv Sonnenmilch 30 (Testsieger „sehr gut“), hier stimmt sogar die Nanodeklaration.
Kunststoffverbindungen bei Ladival, Avène und Eucerin
La Roche-Posay findet Ökotest „gut“: keine bedenklichen Inhaltsstoffe, Parfüm oder ätherischen Öle. Allerdings missfällt Ökotest, dass Anthelios Hydratisierende Lotion Plastikverbindungen enthält.
In einem früheren Sonnencremetest kritisierte Ökotest Kunststoffteilchen in Sonnencremes, da die als schwer abbaubar und umweltkritisch geltenden Partikel beim Baden in die Umwelt gelangten.
Kunststoffverbindungen in der Rezeptur fand Ökotest auch bei Nivea Sun Sensitiv, dem Dm-Produkt Sundance Sensitiv Sonnenbalsam 30, Garnier Ambre Solaire, Lancaster sowie bei den in Apotheken erhältlichen Sonnenschutzprodukten Ladival, Avène und Eucerin.
Letztere Gel-Creme bewertet Ökotest wie auch La Roche-Posay mit „gut“. Ladival büßt weitere Punkte ein und kassiert ein „befriedigend“, da Ökotest Kinderarbeit bei einem in der Herstellung eingesetzten Stoff (Micas) – einem „natürlichen Glitzerpigment“ – nicht ausschließen kann (wie auch bei Lancaster).
Note „mangelhaft“ für Avène
Die Mineralische Sonnenmilch von Avène landet von den in Apotheken erhältlichen und geprüften Sonnenschutzprodukten mit „mangelhaft“ auf dem letzten Platz.
Der Grund: Plastik in der Rezeptur, Polyethylenglykole (PEG) und deren Derivate, ein überflüssiger Pappkarton (die Sonnenmilch ist nicht in Glas verpackt und müsste daher nicht durch einen Karton geschützt werden) und Siloxane. Die Silikonbausteine gelten als schwer abbaubar, weswegen Ökotest diese Stoffe bereits in früheren Tests als kritisch einstufte.
PEG und PEG-Derivate möchte Ökotest ebenfalls nicht in Sonnencremes sehen, da die Stoffe die Haut durchlässiger machen und damit auch die Aufnahme unerwünschter Verbindungen begünstigen.
Ökotest zieht positive Bilanz
Insgesamt sind die Tester von Ökotest jedoch zufrieden mit den Ergebnissen: 15 der 21 geprüften Sonnenschutzprodukte schneiden mit „sehr gut“ und „gut“ ab. Sie eignen sich für empfindliche Haut und bieten einen hohen UV-Schutz. Die vollständigen Testergebnisse gibt es bei Ökotest.