Was ist eine narzisstische Persönlichkeitsstörung?
Persönlichkeitsstörungen zeichnen sich durch andauernde Muster des Denkens und des Verhaltens aus, die einen erheblichen Leidensdruck hervorrufen und die zwischenmenschliche Interaktion beeinträchtigen können. Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung belastet dadurch nicht nur den Betroffenen, sondern auch sein Umfeld.
Die Störung geht weit über den alltäglichen Narzissmus hinaus und tritt häufig gemeinsam mit anderen psychischen Erkrankungen wie beispielsweise einer Depression, Bordeline- oder Angststörung auf.
Wie äußert sich eine narzisstische Persönlichkeitsstörung?
Personen mit der narzisstischen Persönlichkeitsstörung legen ein übertriebenes Selbstwertgefühl an den Tag und verlangen nach dauerhafter Bewunderung und Bestätigung. Eigene Leistungen und Fähigkeiten werden überbetont und überbewertet. Sie sind selbst sehr neidisch und glauben gleichzeitig daran, dass andere sie beneiden.
Was ihnen fehlt, ist die Empathie und auch das Bedürfnis, sich mit Gefühlen und Bedürfnissen anderer auseinanderzusetzen. Ihre Stimmung und psychische Tagesform hängen stark davon ab, ob und wie stark sie sich bewundert fühlen. Dieses subjektive Empfinden kann innerhalb eines Tages stark variieren.
Zunächst charmant und zuvorkommend
Eine Zusammenarbeit oder Partnerschaft mit einer Person, die von dieser Persönlichkeitsstörung betroffen ist, erweist sich als belastend und ist auf Dauer schwierig.
So fallen Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung zunächst durch ihre nette, zuvorkommende und charmante Art auf und erschleichen sich schnell das Vertrauen. Sie sind nicht selten sehr erfolgreich, intelligent, strebsam und bekleiden einen hohen beruflichen Posten, wo sie ihr Ansehen genießen und ihren Einfluss ausleben können. Doch auf der anderen Seite verhalten sie sich unberechenbar, manipulativ und provokativ.
Typisches Verhaltensmuster bei narzisstischer Persönlichkeitsstörung
Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung können nur Psychologen endgültig diagnostizieren. Außenstehende können allerdings bei Betroffenen ein beständiges Muster von bestimmten Verhaltensweisen erkennen.
Vorsicht ist daher geboten, wenn folgende Verhaltensweisen über eine gewisse Zeit wiederholt und gemeinsam auftreten:
- Betroffene benehmen sich charmant, höflich, zuvorkommend und heuchlerisch – das gilt aber insbesondere gegenüber ihnen „wichtigen“ Menschen wie z. B. Vorgesetzten oder Kunden.
- Sie idealisieren sich selbst und werten dabei andere Menschen auf eine arrogante Weise ab.
- Sie zeigen mangelnde Empathie und wenig Verständnis anderen gegenüber, auch das Wohlbefinden anderer ist für sie uninteressant.
- Sie streben rücksichtslos nach Macht und Einfluss: Sie schüchtern andere Menschen ein, erpressen sie emotional, verhalten sich ausbeuterisch und brechen sowohl Gesetze als auch moralische Konventionen.
- Sie verhalten sich aufbrausend, böse und aggressiv: Am Arbeitsplatz kann sich dies durch Mobbing und Feindseligkeit gegenüber Kunden oder Kollegen äußern.
- Sie verhalten sich unfair, risikoreich und interessieren sich nicht für geltende Regeln.
- Sie sprechen häufig über Selbstmord, neigen zu schweren Depressionen und leiden unter Ängsten.
Narzissten in der Partnerschaft
Eine Partnerschaft mit einem Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung ist wie eine Achterbahnfahrt: Narzissten bombardieren ihren Partner zu Beginn der Beziehung mit Liebe („Lovebombing“), teuren Geschenken, pausenloser Aufmerksamkeit und einem vorschnellen Heiratsantrag. Sie bezeichnen die Partnerschaft innerhalb kurzer Zeit als „die Liebe des Lebens“.
Im weiteren Verlauf erniedrigen und demütigen sie den Partner. Sie beleidigen und entschuldigen sich im Wechsel – mit dem Versprechen, „Böses nie wieder zu tun“. Sie manipulieren, lügen, betrügen und verunsichern den Partner dauerhaft.
In einer Beziehung gelten sie als besonders misstrauisch und eifersüchtig, zeitgleich brechen sie häufig selbst das Vertrauen und hintergehen ihren Partner.
Eine Trennung von einer Person mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung gestaltet sich oft als schwierig: Drohungen mit Selbstmord, Rache, Rufschädigungen sowie Versprechungen, sich zu ändern, sind einige Beispiele des Beziehungsdramas.
Es bleibt allerdings nicht immer nur bei der Drohung, denn depressive Narzissten gelten als besonders suizidgefährdet und auch rachsüchtig.
Behandlung einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung
Psychotherapeutische und ärztliche Behandlungen sind erst dann möglich und effektiv, wenn die Patienten selbst einsehen, dass ihre Probleme in ihnen begründet und nicht von außen verursacht sind.
Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung kann medikamentös nicht behandelt werden, obwohl einige Medikamente effektiv auf spezifische Symptome abzielen können (z. B. Depression, Angst, Aggressivität).
Psychotherapeutisch gilt sie wie jede Persönlichkeitsstörung als schwer behandelbar, da gewisse Persönlichkeitsmerkmale, die für das narzisstische Verhalten verantwortlich sind, verändert werden müssten. Diese gelten allerdings als stabile und zeitlich überdauernde individuelle Eigenschaften, weshalb einer effektiven Behandlung Grenzen gesetzt sind.