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Was ist eigentlich das Alice-im-Wunderland-Syndrom?

Mädchen steht vor Verzerrungsspiegel
Betroffene des Alice-im-Wunderland-Syndroms nehmen ihren Körper oder die Umwelt formverzerrt wahr. | Bild: Dejan / AdobeStock

Das kleine Mädchen Alice erlebt Erstaunliches. Es folgt einem weißen Kaninchen in dessen Bau und gerät in eine unterirdische Wunderwelt. Alice meistert bizarre Abenteuer, wobei sie mal ganz klein geschrumpft ist, ein anderes Mal riesig groß wird. 

Im Jahr 1865 verfasste der britische Autor Lewis Carroll die berühmte Geschichte – möglicherweise unter dem Eindruck eigener Empfindungen. Doch erst 90 Jahre später prägte der Psychiater John Todd den Begriff „Alice-im-Wunderland-Syndrom“. 

Es beschreibt eine Wahrnehmungsstörung, bei der Betroffene sich selbst oder ihre Umwelt verzerrt wahrnehmen – meist entweder größer oder kleiner, als diese tatsächlich sind. 

Der Internationale Alice-im-Wunderland-Tag

Am 4. Juli wird alljährlich der Internationale Alice-im-Wunderland-Tag gefeiert. Wer diesen kuriosen Feiertag begründet hat, ist nicht überliefert. Das Datum geht vermutlich auf den Tag der britischen Erstpublikation des Buches zurück: der 4. Juli 1865. /mia

Symptome des Alice-im-Wunderland-Syndroms

Auch Störungen der räumlichen und zeitlichen Orientierung können dazukommen. So vergeht zum Beispiel die Zeit scheinbar rasend schnell oder zieht sich schleppend hin. Ebenso können akustische Halluzinationen auftreten, bei denen die Betroffenen meinen, Stimmen oder Musik zu hören. 

Manchmal ist das Tastempfinden verändert, sodass sich beispielsweise der Boden unter den Füßen auf einmal weich anfühlt. Sogar die Temperaturwahrnehmung kann gestört sein, indem etwa eine warme Speise im Mund als kühl empfunden wird.  

Daher sind mit dem Alice-im-Wunderland-Syndrom (abgekürzt: AIWS) gewisse Gefahren verbunden: etwa sich bei einer Temperaturfehlempfindung zu verbrennen oder bei einer Orientierungs- und Taststörung zu stürzen. Die Wahrnehmungsstörungen können außerdem Angst und Panik auslösen.  

AIWS ist eine Begleiterscheinung bestimmter Krankheiten

Das Alice-im-Wunderland-Syndrom gilt nicht als eigenständige Krankheit, denn es tritt meist im Rahmen anderer Erkrankungen auf. Am häufigsten kommt es bei einer Migräne-Aura vor. 

Insbesondere Kinder berichten im Vorfeld einer Migräne-Attacke von „fantastischen Bildern“. So erscheinen etwa Schränke wie eingeschnürt oder die eigenen Füße ganz weit weg. 

Typisch ist das Alice-im-Wunderland-Syndrom auch bei bestimmten Epilepsieformen (Temporallappenepilepsie). Es kann außerdem beim Drogenmissbrauch, begleitend zu Fieber oder bei einigen Virusinfektionen (z. B. Epstein-Barr-Virus) auftreten. 

Keine spezifische Behandlung beim Alice-im-Wunderland-Syndrom

Für das Alice-im-Wunderland-Syndrom gibt es keine spezifische Behandlungsmöglichkeit. Entscheidend ist es, die Grunderkrankung, also etwa eine Migräne oder Epilepsie, adäquat zu therapieren. 

Wenn das Syndrom bereits im Kindesalter auftritt, verliert es sich oft während der Pubertät. Macht es sich erst im Erwachsenenalter bemerkbar, bleibt es dagegen häufig bestehen. Wichtig ist es, Betroffene im Falle einer Wahrnehmungsstörung vor möglichen Verletzungen zu schützen. Kinder sollten beruhigt werden. Quellen: DocCheck; Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG); www.springermedizin.de  

Alice-im-Wunderland-Syndrom in Kürze

  • Wahrnehmungsstörung entsprechend den wunderlichen Erlebnissen der Märchenfigur Alice
  • Eigener Körper oder andere Menschen bzw. Gegenstände erscheinen größen- oder formverzerrt; evtl. Tastempfindungsstörungen, akustische Halluzinationen, Störungen in der Raum-/Zeitorientierung.
  • Kann begleitend zu verschiedenen Krankheiten wie Migräne und Epilepsie sowie bei Fieber, Drogenmissbrauch und Virusinfektionen auftreten.
  • Vor allem Kinder betroffen, verschwindet oft im Jugendalter
  • Keine spezifische Behandlung; Therapie der Grunderkrankung wichtig