Blutdruck messen bei Kindern: So geht’s

Um Gefahren an Herz und Gefäßwänden sowie Spätfolgen im Erwachsenenalter zu verhindern, empfehlen Experten regelmäßige Blutdruckmessungen bereits ab drei Jahren. 

Bei Kindern mit einem erhöhten Risiko für eine Hypertonie sollte der Blutdruck bereits unter drei Jahren sowie zusätzlich bei jedem Arztbesuch kontrolliert werden. Zu den Risikofaktoren zählen  

• chronische Krankheiten (z. B. angeborener Herzfehler, Nierengefäßerkrankung, Hauptschlagaderverengung),
• erfolgte Organtransplantation,
• Einnahme blutdrucksteigernder Medikamente,
• Übergewicht oder Fettleibigkeit sowie
• Frühgeburt.

Damit die Messwerte nicht durch äußere Faktoren wie beispielsweise Stress, Körperhaltung oder Angst vor dem Arztbesuch beeinflusst werden, kommt es auf die korrekte Durchführung der Blutdruckmessung an. Dabei gibt es einige wichtige Punkte zu beachten:

• Die Größe der Manschette muss korrekt gewählt werden. Dabei bedeckt die Manschettenlänge 80 bis 100 % des Oberarmumfangs. Die Manschetten sind auch in sehr kleinen Größen erhältlich, die für Kinder oder Säuglinge geeignet sind. Wichtig: Eine zu kleine oder zu große Manschette sowie ein für Kinder nicht geeignetes Gerät führen zu fehlerhaften Messergebnissen.
• In der Regel sollte der Blutdruck zweimal täglich – morgens und abends – gemessen werden. Bei der Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten erfolgt die Messung vor der Tabletteneinnahme.
• Es finden drei Messungen im Abstand von je einer Minute statt. Der Mittelwert aus der zweiten und dritten Messung wird dann als Blutdruckwert notiert.
• Bei Säuglingen und Kleinkindern sollte die Messung im Liegen erfolgen.
• Ältere Kinder sollten gerade auf einem Stuhl sitzen und den unbekleideten Unterarm auf einem Tisch in Herzhöhe ablegen. Die Füße sind dabei flach auf den Boden zu stellen.
• Vor der Messung sollte das Kind circa 30 Minuten lang nichts gegessen und keine körperliche Aktivität ausgeübt haben. Jugendliche sollten zuvor nicht rauchen und kein Koffein zu sich nehmen.
• Etwa fünf Minuten vor der Messung soll das Kind zur Ruhe kommen, dabei sollte nicht gesprochen werden. Dasselbe gilt für den Zeitraum während und zwischen den Messungen.

Der normale Blutdruck ist bei Kindern und Jugendlichen niedriger als bei Erwachsenen und ist abhängig von Alter, Körpergröße und Geschlecht des Kindes. Als grobe Orientierung gibt die Deutsche Hochdruckliga folgende Werte im Normalbereich an:

• Neugeborene: 60/35 mmHg
• 1. Lebensjahr: 85/40 mmHg
• 4 Jahre: 95/50 mmHg
• 8 Jahre: 100/60 mmHg
• 12 Jahre: 105/62 mmHg
• älter als 16 Jahre: 115/65 mmHg

Einmalig erhöhte Blutdruckwerte sind nicht zwangsläufig ein Grund zur Sorge. Um die Diagnose Bluthochdruck eindeutig festzustellen, ist eine 24-Stunden-Langzeitblutdruckmessung durch einen Facharzt erforderlich. Ebenso sollte der Blutdruck von einem Arzt mehrmals im Abstand von einigen Tagen bis Wochen überprüft werden. Steht die Diagnose fest, folgen weitere Untersuchungen, u. a. ein Ultraschall von Herz und Nieren.

Um erhöhte Blutdruckwerte zu senken, eignet sich – wie auch bei Erwachsenen – in erster Linie eine Umstellung des Lebensstils. Dabei wird eine abwechslungsreiche Ernährung empfohlen, die reich an Gemüse, Obst und Hülsenfrüchten ist. 

Auf einen übermäßigen Konsum von Zucker, auch in Form von zuckerhaltigen Getränken, sollte verzichtet werden. Außerdem sollte Stress reduziert bzw. vermieden sowie eine rauchfreie Umgebung für das Kind  geschaffen werden.

Auch körperliche Aktivität trägt zur Senkung von Bluthochdruck bei. Insbesondere eignen sich Ausdauersportarten: Ratsam sind täglich 60 Minuten moderate bis intensive körperliche Aktivität zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.  

Zeigt sich trotz Lebensstiländerungen nach etwa einem halben Jahr keine Besserung, empfiehlt die Deutsche Hochdruckliga eine zusätzliche medikamentöse Therapie. Erstes Mittel der Wahl für Kinder sind ACE-Hemmer. Eine ähnliche blutdrucksenkende Wirkung bei oft besserer Verträglichkeit zeigen Angiotensin-Rezeptor-Blocker, auch Calcium-Antagonisten stellen eine geeignete Therapiemöglichkeit dar. Quellen:
- Deutsche Hochdruckliga e.V.
- Deutsche Herzstiftung e.V.
- PM Barmer
- Ärztezeitung