Neue Hinweise zur Einnahme: Albträume durch Donepezil: Was hilft?
Zuletzt haben die Zulassungen von Alzheimer-Antikörpern in den USA die Hoffnung auf eine irgendwann mögliche Heilung der Erkrankung geschürt. Doch so weit ist es noch nicht, wie die jüngsten Entwicklungen zeigen. Therapie der Wahl bei der Alzheimer-Demenz sind deshalb weiterhin die Acetylcholinesterase-Inhibitoren und der NMDA-Antagonist Memantin.
Wie wirken Acetylcholinesterase-Inhibitoren bei Alzheimer?
Mit Acetylcholinesterase-Inhibitoren soll der Acetylcholin-Mangel im synaptischen Spalt bei Alzheimer kompensiert werden. Bei der leichten und mittelschweren Alzheimer-Demenz sind die Wirkstoffe Donepezil (Aricept®), Rivastigmin (Exelon®) und Galantamin (Reminyl®) zugelassen. Diese sollen sich in der Wirksamkeit nicht unterscheiden.
Donepezil muss aufgrund seiner Halbwertszeit aber nur einmal täglich eingenommen werden. Welche der drei Substanzen für die Therapie ausgewählt wird, soll vor allem nach den Wechselwirkungen und Nebenwirkungen der verschiedenen Wirkstoffe entschieden werden.
Für Donepezil sind nun neue Nebenwirkungen zu beachten. Dies ist einem Bescheid des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zu entnehmen, der vergangene Woche infolge einer PRAC-Empfehlung veröffentlicht wurde.
Donepezil nicht unumstritten
Donepezil und Rivastigmin sind in den USA auch zur Behandlung der schweren Alzheimer-Demenz zugelassen. Allerdings sind die Antidementiva aufgrund ihrer geringen Wirkstärke insgesamt umstritten.
„Auf die Seite der Kritiker hat sich auch der französische Staat geschlagen, der entschieden hat, dass ab 1. August 2018 die Antidementiva Donepezil, Rivastigmin, Galantamin und Memantin nicht mehr durch die staatliche Gesundheitsversicherung erstattungsfähig sind. Neben den Zweifeln an der klinischen Bedeutsamkeit der Präparate werden auch Warnungen über ein erhöhtes Bradykardie-Risiko der Cholinergika ins Feld geführt“, wie die DAZ-Redaktion im März vergangenen Jahres berichtete.
Tatsächlich informierten die Zulassungsinhaber donepezilhaltiger Arzneimittel erst Ende 2021 mittels Rote-Hand-Brief über das Risiko von QTc-Intervallverlängerung und Torsade-de-Pointes. Es wurde eine EKG-Überwachung bei Risikofaktoren empfohlen. Zuvor hatte Galantamin im Juni 2021 entsprechende neue Warnhinweise erhalten.
Herzerkrankungen wie Bradykardie (verlangsamter Herzschlag) werden als Nebenwirkung in der Fachinformation von Donepezil aktuell nur mit der Häufigkeitsangabe „gelegentlich“ gelistet. Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen (UAW) zählen Diarrhoe, Muskelkrämpfe, Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Schlaflosigkeit.
Bei Albträumen Donepezil morgens einnehmen?
Auch psychiatrische Symptome werden als häufige Nebenwirkung angegeben. Dazu zählen Halluzinationen, Erregungszustände, aggressives Verhalten, ungewöhnliche Träume und Albträume. Diese sind laut Fachinformation (Stand Dezember 2022) nach Dosisreduzierung oder Absetzen der Behandlung reversibel.
Doch nicht immer muss Donepezil abgesetzt werden, wenn solche Nebenwirkungen auftreten. Wie es in der Fachinformation von Aricept (Stand Dezember 2022) bereits heißt – und worauf laut Pharmakovigilanzausschuss der EMA vom 17. Januar 2023 bei allen Donepezil-Produkten künftig in den Produktinformationen hingewiesen werden soll –, kann auch der Wechsel zu einer morgendlichen Einnahme helfen:
„Aricept sollte abends, kurz vor dem Schlafengehen, oral eingenommen werden. Bei Schlafstörungen einschließlich abnormer Träume, Albträume oder Schlaflosigkeit (siehe Abschnitt 4.8) kann die morgendliche Einnahme von Aricept in Erwägung gezogen werden.“
Während bei dopaminergen Arzneimitteln mittlerweile gut bekannt ist, dass diese Impulskontrollstörungen wie Kaufsucht oder Hypersexualität auslösen können, muss diese Art von Nebenwirkung bei Donepezil infolge der PRAC-Empfehlung erst seit Kurzem in der Packungsbeilage aufgeführt werden. Dort heißt es künftig in den Nebenwirkungen auch:
„Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar): gesteigerte Libido, Hypersexualität.“
Pisa-Syndrom als weitere Nebenwirkung bei Donepezil
Zudem soll in der Packungsbeilage unter den Nebenwirkungen künftig über das sogenannte Pisa-Syndrom informiert werden: „Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar): Pisa-Syndrom (ein Zustand, bei dem es zu unwillkürlichen Muskelkontraktionen mit abnormer Beugung des Körpers und des Kopfes zu einer Seite kommt).“
Auch wenn (neue) Nebenwirkungen nie erfreulich sind, können Apotheken künftig zumindest beratend weiterhelfen, wenn über Albträume und Schlafstörungen unter Donepezil-Therapie berichtet wird.