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Rote-Hand-Brief: EKG-Überwachung unter Donepezil-Therapie

Bei Patienten, die Donepezil-haltige Arzneimittel einnehmen und bestimmte Risikofaktoren aufweisen, soll eine EKG-Überwachung in Betracht gezogen werden. | Bild: shishkin137 / AdobeStock

Bereits im Juni dieses Jahres gab es Berichte, dass der bei Alzheimer-Demenz eingesetzte Wirkstoff Galantamin neue Warnhinweise zu kardialen Nebenwirkungen erhält. Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) erklärt nun, dass dies auch für Donepezil gilt. 

Zur Erinnerung: Wie wirkt Donepezil?

Bei Donepezil handelt es sich um einen spezifischen und reversiblen Hemmer der Acetylcholinesterase. Er wird zur symptomatischen Behandlung der leichten bis mittelschweren Alzheimer-Demenz verwendet. Dabei sind laut AMK cholinerge Nebenwirkungen auf die Herzfrequenz bereits bekannt.

EKG-Überwachung bei Patienten mit Risikofaktoren

Nach der Markteinführung wurden von der EMA Fälle von QTc-Intervallverlängerung und Torsade-de-Pointes (siehe Kasten) im Zusammenhang mit der Anwendung von Donepezil identifiziert und bewertet. Es wurde festgestellt, dass ein kausaler Zusammenhang zumindest möglich ist. Deshalb soll bei Patienten eine EKG-Überwachung in Betracht gezogen werden, wenn sie folgende Risikofaktoren aufweisen: 

  • Bestehende oder familiäre QTc-Intervallverlängerung,
  • gleichzeitige Einnahme von Arzneimitteln, die das QTc-Intervall beeinflussen,
  • bestehende Herzerkrankungen (nicht kompensierte Herzinsuffizienz, kürzlich aufgetretener Herzinfarkt, Bradyarrhythmien) oder
  • Elektrolytstörungen (Hypokaliämie, Hypomagnesiämie).

Zur Erinnerung: QT-Intervall und Torsade-de-Pointes

Das QT-Intervall gibt den Abschnitt des Elektrokardiogramms (EKG) an, der zwischen dem Beginn des QRS-Komplexes und dem Ende der T-Welle liegt. In diesen Zeitraum fällt die De- und Repolarisation (T-Welle) der Herzkammern. 

Der QRS-Komplex setzt sich wiederum aus drei Zacken des EKG zusammen. Die Spitze der größten Zacke „R“ wird durch zwei kleine Zacken „Q“ und „S“ begrenzt. Die QRS-Gruppe entsteht durch die Erregungsausbreitung in der Herzkammer.

Um ein zu langes oder zu kurzes QT-Intervall erkennen zu können, ist die Berücksichtigung der Herzfrequenz notwendig. Dies wird bei der frequenzkorrigierten QT-Zeit (QTc-Zeit) rechnerisch ermöglicht.

Zahlreiche Medikamente können das QT-Intervall verlängern und so zu einer seltenen, aber gefährlichen Herzrhythmusstörung – einer sogenannten Torsade de Pointes – führen. Diese Störung ist durch schnelle, unregelmäßige QRS-Komplexe gekennzeichnet, die wellenförmig um die Grundlinie des EKG verlaufen. Quellen: Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie des Menschen, 7. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart;
msd manual
 

Die AMK bittet, bestätigte Fälle einer QT-Intervallverlängerung und Verdachtsfälle einer Torsades de Pointes im Zusammenhang mit der Anwendung von Donepezil-haltigen Arzneimitteln unter www.arzneimittelkommission.de zu melden. 

Änderung der Fach- und Gebrauchsinformation

Die Fach- und Gebrauchsinformationen Donepezil-haltiger Arzneimittel werden aktualisiert. Dabei sollen die unerwünschten Wirkungen „Polymorphe ventrikuläre Tachykardie einschließlich Torsade de Pointes, verlängertes QTc-Intervall im Elektrokardiogramm“ neu aufgenommen werden. 

Laut Rote-Hand-Brief enthalten die Produktinformationen bereits einen Warnhinweis, dass Cholinesterasehemmer vagotonische Wirkungen auf die Herzfrequenz haben können (z. B. Bradykardie).