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optimune und Pink! Coach: Zwei DiGA bei Brustkrebs

Ob therapiebegleitend oder im Anschluss an die Ersttherapie, für die Indikation Brustkrebs gibt es seit Kurzem zwei neue digitale Gesundheitsanwendungen. | Bild: karrastock /AdobeStock

Die Diagnose „Brustkrebs“ ist für die Betroffenen ein Schock. Zwar stehen die Heilungschancen bei frühzeitiger Entdeckung gut, doch können Diagnose und Therapie die betroffenen Frauen* psychisch stark belasten. Aus diesem Grund gehört zur Versorgung von Patientinnen mit Mammakarzinom stets auch die psychologische Betreuung durch entsprechende Spezialisten (sog. Psychoonkologie).

Ergänzend zu dieser psychologischen Unterstützung stehen auch zwei digitale Gesundheitsanwendungen – kurz DiGA – bereit: „Optimune“ und „Pink! Coach“. Beide Anwendungen sind derzeit vorläufig im DiGA-Verzeichnis gelistet und erweitern das digitale Angebot für Brustkrebspatientinnen (s. u.).

Zur Erinnerung: Was bedeutet „vorläufig“ gelistet?

Sind alle anderen Anforderungen des BfArM (Sicherheit, Funktionstauglichkeit, Qualität, Interoperabilität, Datenschutz und Datensicherheit) erfüllt, kann eine vorläufige Aufnahme ins DiGA-Verzeichnis beantragt werden. Hierfür müssen eine plausible Begründung für den erwartbaren positiven Versorgungseffekt sowie ein Evaluationskonzept vorgelegt werden. Stimmt das BfArM dem Antrag zu, erfolgt die vorläufige Aufnahme für 12 Monate. 

Kann in dieser Erprobungsphase der Nachweis für einen positiven Effekt auf die Patientenversorgung erbracht werden, erfolgt die dauerhafte Aufnahme ins DiGA-Verzeichnis. Wird der Nachweis hingegen nicht erbracht, werden die Anwendungen wieder aus dem Verzeichnis gestrichen.

Optimune: Gesund leben nach der Brustkrebsbehandlung 

„Optimune“ stellt ein digitales Angebot für Brustkrebspatientinnen* nach abgeschlossener Erstbehandlung dar und kann ergänzend zur Psychotherapie oder alleinstehend genutzt werden.

Die Webanwendung basiert auf Erkenntnissen der sogenannten Psychoneuroimmunologie, d. h. auf den Zusammenhängen von Psyche, Nerven- und Immunsystem. Mit Hilfe von Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie soll die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden. Hierzu konzentriert sich die Anwendung auf die vier Bereiche Ernährung, Bewegung, psychologisches Wohlbefinden und Schlaf.

Gut zu wissen: Was ist die kognitive Verhaltenstherapie?

Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine etablierte und wissenschaftlich gut untersuchte Form der Psychotherapie. Sie folgt der Annahme, dass jedes Verhalten erlernt, aufrechterhalten und auch wieder verlernt werden kann, wobei unter Verhalten auch innere Vorgänge wie Gefühle und Gedanken einzuordnen sind.

Screenshot: Optimune

„Optimune“ basiert auf einem virtuellen Dialog, in dem Informationen vermittelt und verschiedene Fragen gestellt werden. Anhand der gegebenen Antworten passt sich das Programm an die jeweiligen Bedürfnisse an und stellt entsprechende Informationen sowie Übungen in Form von Texten und Audios zusammen.

Um auch nach Abschluss des Programms von den Inhalten zu profitieren, können Zusammenfassungen der wichtigsten Punkte sowie Übungsblätter als PDF heruntergeladen werden.

Pink! Coach: Unterstützung während Therapie und Nachsorge

Auch die App „Pink! Coach“ verfolgt das Ziel, die Lebensqualität von Brustkrebspatientinnen* zu verbessern. Zu diesem Zweck soll das gesundheitsrelevante Verhalten schrittweise verändert werden – d. h. mehr Bewegung, gesündere Ernährung und mehr Achtsamkeit. Im Gegensatz zu „Optimune“ kann „Pink! Coach“ bereits ab dem Zeitpunkt der Diagnose angewendet werden und stellt damit eine therapiebegleitende Anwendung dar.

Die App umfasst drei Module. Im Modul Bewegung finden Nutzerinnen z. B. Videoanleitungen für körperliche Übungen sowie abgestimmte Yogaeinheiten. Im Modul mentale Gesundheit wird in Form von Audiodateien auf die Themen Angst, Achtsamkeit und Schlaf eingegangen. Das Modul Ernährung umfasst Infotexte zu verschiedenen Ernährungsthemen sowie eine Rezeptbibliothek.

Screenshot: Pink! Coach

Um die Nutzerinnen zur schrittweisen Umsetzung zu motivieren, schlägt die App täglich einige Ziele und Challenges vor.

Zusätzlich werden via Chatbot Beschwerden und Nebenwirkungen erfasst und daraufhin angepasste Tipps – wie Hausmittel oder spezielle Verhaltensweisen – zur Verfügung gestellt. Dadurch sollen gängige Nebenwirkungen der Tumortherapie gelindert werden.

Darüber hinaus bietet die App die Möglichkeit, krankheitsbezogene Dokumente (z. B. Arztberichte) digital abzulegen und Termine (z. B. für Chemotherapien) zu organisieren. Eine Community-Funktion ermöglicht ferner den Austausch mit anderen Betroffenen und die Kontaktaufnahme mit Nutzerinnen aus der Region.

Cankado PRO-React Onco aus Verzeichnis gestrichen

Schon vor der Aufnahme der zuvor genannten Anwendungen wurden Brustkrebspatientinnen und -patienten* im DiGA-Verzeichnis fündig: Seit Mai 2021 wurde die Anwendung „Cankado PRO-React Onco“ dort vorübergehend gelistet. Allerdings konnte die Anwendung das BfArM nicht überzeugen und wurde daher im April 2023 wieder aus dem Verzeichnis gestrichen. 

*Hinweis: Nicht nur Frauen, sondern auch Männer können von Brustkrebs betroffen sein. „Optimune“ und „Pink! Coach“ richten sich mit ihrem Angebot jedoch in erster Linie an Frauen, was den Formulierungen der jeweiligen Websites zu entnehmen ist. „Cankado PRO-React Onco“ spricht auf seiner Website hingegen sowohl Frauen als auch Männer an.
Nachtrag vom 26.8.2022: Auf Nachfrage der Redaktion gab „Pink! Coach“ bekannt, dass die Anwendung für alle Erwachsenen mit Brustkrebs (unabhängig des Geschlechts) verordnungsfähig ist. Optimune-Hersteller GAIA AG teilt hingegen mit, dass seine Anwendung „nur für Frauen mit Brustkrebs und abgeschlossener Primärtherapie zugelassen“ ist. Die Verordnung für Männer und Trans-Personen sei daher off-Label.