21 Kindersonnenschutzmittel im Test: Sonnencreme für Kinder – was rät Ökotest?
Die gute Nachricht vorweg: Wer sein Kind vor Sonne schützen will, hat eine ausreichend große Auswahl an – nach Einschätzung von Ökotest – „sehr guten“ und „guten“ Sonnencremes. Die Verbraucherschützer prüften 21 Sonnencremes aus Apotheken, Drogerie und aus (Bio-)Supermärkten. Unter anderem achteten sie dabei darauf, ob
- bedenkliche UV-Filter (wie zum Beispiel Octocrylen oder der potenziell krebserregende Stoff Benzophenon) enthalten sind,
- die Hersteller, bei mineralischen UV-Filtern, enthaltene Nanopartikel auch korrekt deklarieren und
- ob die Cremes unerwünschte Stoffe wie allergieauslösende Duftstoffe, Polyethylenglykole (PEG), Silikone oder halogenorganische Verbindungen enthalten.
- Außerdem interessierte sich Ökotest dafür, welche Verpackungen im Sinne der Nachhaltigkeit aus recyceltem Plastik bestehen.
Sehr gute Kindersonnencremes aus der Apotheke
Immerhin neun der Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor (50 oder 50+) eignen sich nach den Ergebnissen von Ökotest „sehr gut“ für Kinderhaut – mit dabei auch zwei Sonnencremes, die es in Apotheken gibt: Avène Kinder-Sonnenspray SPF 50+ und Ladival für Kinder Sonnenschutz Milch 50+. Beide setzen auf chemische UV-Filter (Kombination von vier Filtersubstanzen bei Avène, drei bei Ladival), sind parfümfrei, enthalten keine bedenklichen Inhaltsstoffe oder Kunststoffverbindungen und fallen auch nicht durch sonstige Mängel auf: Note 1 bei Inhaltsstoffen und in der Gesamtbewertung.
Allerdings verzichten die beiden Hersteller Pierre Fabre und Stada in ihren Verpackungen darauf, recyceltes Plastik einzusetzen – wie auch die meisten anderen als „sehr gut“ bewerteten Sonnencremes (z. B. die Cremes von dm oder Hipp).
Besser in diesem Punkt schneiden nur die beiden als zertifizierte Naturkosmetik deklarierten Sonnencremes, Alverde Kids und Lavera Kids, ab: Sie setzen bereits ein Drittel beziehungsweise zwei Drittel Rezyklatanteil in ihren Verpackungen ein. Als UV-Filter nutzen beide mineralische UV-Filter in Nanoform, wobei Lavera dies wohl vergessen hat zu deklarieren – ein Fauxpas, der Ökotest nicht entgeht.
Gut zu wissen: Nano oder nicht?
Mittlerweile setzen die meisten Hersteller von Sonnencremes mit mineralischen UV-Filtern auf besonders kleine Partikel – Nanopartikel. Ihr Vorteil: Sie reduzieren den „Weißeffekt“ von Titandioxid und Zinkoxid, die Cremes lassen sich besser auftragen und schützen zudem besser vor UV-Strahlung, da sich die kleinen Teilchen enger aneinander packen und damit wenig Lücken für die Sonnenstrahlen lassen. Dadurch erhöht sich die Schutzwirkung der Sonnencreme, ohne dass dafür mehr UV-Filtersubstanzen eingesetzt werden müssen.
Ganz unumstritten sind die Nanoteilchen allerdings nicht. So fürchtet man, dass die kleinen Partikel über die Haut aufgenommen werden und in den Körper gelangen (bei Inhalation ist Titandioxid als vermutlich krebserregend eingestuft, in Lebensmitteln ist es ab August 2022 verboten).
Das für die Bewertung dieser Substanzen zuständige Expertengremium der Europäischen Kommission (SCCS) ist derzeit der Ansicht, dass gesundheitliche Risiken durch nanopartikuläres Titandioxid als UV-Filter unwahrscheinlich sind, wenn diese in Konzentrationen bis zu 25 Prozent enthalten sind (gesunde, intakte oder sonnenverbrannte Haut). Manche Verbraucher möchten Nanopartikel dennoch meiden, und Hersteller müssen die enthaltenen Nanopartikel daher deklarieren.
Manche Sonnencremes enthalten immer noch bedenkliche UV-Filter
Kein Verständnis hat Ökotest dafür, dass es noch immer Sonnencremes mit – in den Augen der Verbraucherschützer – „bedenklichen“ UV-Filtern gibt. Zwar sei ein solcher Sonnenschutz immer noch besser, als ganz auf Sonnencreme zu verzichten, doch rät Ökotest – da es ja Alternativen gibt –, Kinder mit Sonnencremes einzucremen, die mineralische oder chemisch unbedenkliche UV-Filter enthalten.
Vor diesem Hintergrund dürfte Ökotest Eucerin Sensitive Protect Kids Sunspray LSF 50+ sowie das Ream Sun Care Sonnenspray Kinder 50 nicht für die beste Wahl halten: Sie setzen auf Homosalat beziehungsweise Octocrylen als UV-Filter. Bei Ream fand das Labor zudem Benzophenon, ein potenziell krebserregendes Abbauprodukt von Octocrylen, was den Hersteller zwei Noten Abzug kostet.
Insgesamt bewertet Ökotest die beiden Produkte mit „mangelhaft“ (Octocrylen allein straft Ökotest mit einer Note Abzug ab – wie beim Kaufland- Sonnenschutz Bevola Kids und Natuvell Sun von Globus). Zu der schlechten Note bei Eucerin und Ream tragen auch die Kunststoffverbindungen in der Rezeptur bei, die andere Hersteller vermeiden, da sie die Umwelt belasten können.
Was macht Silberchlorid in Sonnencremes?
Noch schlechter schneidet nur ein Kindersonnenschutz ab: Sunozon Kids Sonnenmilch 50+ des Drogerie-Discounters Rossman. Ökotest konnte Silberchlorid auf Titandioxid nachweisen – ein „umstrittenes Konservierungsmittel“, das laut Kosmetikverordnung bei Produkten für Kinder unter drei Jahren verboten ist, ebenso in Mund-, Augen- und Lippenmitteln. Ungünstig daher, dies in spezielle Kindersonnencreme zu packen. Damit hat Ökotest wohl auch den Hersteller konfrontiert, der sein Produkt nicht für Kinder unter drei Jahren vorsieht – was er jedoch auf der Verpackung nicht mitteilt.
Das Problem bei Silberchlorid: Es lässt sich nicht ausschließen, dass sich Silber im Körper der Kinder anreichert und die Haut grau verfärbt. Ökotest zieht direkt fünf Noten ab, sodass die Rossmann-Sonnencreme am Ende mit „ungenügend“ auf dem letzten Platz landet.
Braucht man spezielle Kindersonnencremes?
Insgesamt kann sich das Portfolio von Kindersonnencremes sehen lassen, wobei nach Einschätzung von Ökotest nicht gezwungenermaßen spezielle Kindersonnencremes vonnöten sind: „Wichtig ist ein hoher Lichtschutzfaktor von mindestens 30, besser 50.“ Nicht vergessen sollten Eltern zudem, dass trotz ausgelobter Wasserfestigkeit nach dem Baden und Abtrocknen nachgecremt werden muss – und Kinder am besten im Schatten aufgehoben sind.
Die vollständigen Testergebnisse gibt es bei Ökotest.