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Aortenaneurysma? Der Daumen-Test zeigt‘s

Hand mit eingeknicktem Daumen
Ragt beim Daumen-Test der Daumen über die Handkante beim kleinen Finger, könnte das auf ein verstecktes Aneurysma hinweisen. | Bild: jtas / AdobeStock

Es stellt eine meist unbemerkte, aber tödliche Gefahr dar: ein Aortenaneurysma. Dabei handelt es sich um eine sackförmige Ausweitung in einem Bereich der Aorta, also der Hauptschlagader. Ein Aneurysma verursacht in den meisten Fällen keine Beschwerden. Es kann aber im Laufe der Zeit immer größer werden. 

Damit steigt die Gefahr, dass die Gefäßwand irgendwann einreißt. Eine solche Ruptur eines Aneurysmas ist lebensbedrohlich, denn es kommt zu massiven inneren Blutungen. Erfolgt nicht schnell eine gefäßchirurgische Operation, stirbt der Betroffene. 

Aneurysma: Symptome treten nur selten auf

Ein Aortenaneurysma kann an jeder Stelle der Aorta auftreten. Am häufigsten ist das Bauchaortenaneurysma, für das inzwischen Männern ab 65 Jahren eine Ultraschall-Früherkennungsuntersuchung angeboten wird. 

Ein Aortenaneurysma kann sich aber auch im Bereich des Brustkorbs bilden. Es ist schwierig, Betroffene zu erkennen, da selten Symptome auftreten. Die Erkrankung wird höchstens zufällig bei einer Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung entdeckt. Dann kann operiert oder engmaschig überwacht werden. 

Risiko für Aneurysma steigt mit zunehmendem Alter

Das Risiko für ein Aortenaneurysma steigt mit dem Alter. Häufig entsteht es auf dem Boden einer arteriosklerotischen Gefäßveränderung in Kombination mit erhöhtem Blutdruck. 

Auch eine angeborene Bindegewebsschwäche – besonders ausgeprägt beim Marfan-Syndrom – begünstigt aufgrund der erhöhten Elastizität die Erweiterung von Gefäßen und damit auch die Bildung eines Aneurysmas. 

Selbsttest auf Aortenaneurysma: Wie weit reicht der Daumen? 

Auf eine ursächliche Beteiligung des Bindegewebes setzt ein einfacher Selbsttest: der Daumen-Handflächen-Test. Hierfür hält man die gestreckte Hand hoch und versucht, den Daumen so weit wie möglich über die offene Handfläche in Richtung der Handkante unterhalb des kleinen Fingers zu strecken. Wenn nun der Daumen die Handkante überragt, könnte das auf ein verstecktes Aneurysma hinweisen. 

Die Überlegung dahinter: Der erhöhten Flexibilität des Daumens könnte eine Schwäche des Bindegewebes zugrunde liegen. Dies wäre ein möglicher Hinweis auf eine Bindegewebsschwäche im Körper und damit auch der Aorta.

Am 18. Februar ist der Ehrentag der Daumen

In den Vereinigten Staaten werden zahlreiche Feiertage begangen. So verwundert es nicht, dass es auch einen Ehrentag für die Daumen gibt – den National Thumb Appreciation Day. 

Mit dem Ehrentag soll daran erinnert werden, wie wichtig die Daumen im Alltag sind und was sich ohne sie nicht bewerkstelligen ließe.

Der Daumen besteht im Gegensatz zu den anderen Fingern nur aus zwei statt drei Knochen. Er ist der kürzeste und kräftigste Finger und deutlich beweglicher als die anderen. Dies liegt vor allem am sogenannten Sattelgelenk, in dem die beiden Knochen sitzen. /mia

Wie sicher ist der Daumen-Test?

Welche Aussagekraft der Daumen-Test tatsächlich hat, haben amerikanische Wissenschaftler im Rahmen einer Studie geprüft. Den Daumen-Test führten 305 Herzchirurgie-Patienten durch, bei denen intraoperativ auch eine Aortenuntersuchung mittels Ultraschall über die Speiseröhre durchgeführt wurde. 

Bei 93 Patienten (30,6 Prozent) wurde dabei ein Aortenaneurysma der aufsteigenden Aorta (Aorta ascendens) festgestellt, bei den übrigen 212 (69,4 Prozent) nicht. Nur 10 (3,3 Prozent) aller 305 Patienten hatten einen positiven Daumen-Test. Damit erwies sich die Sensitivität des Tests (Anteil kranker Patienten, die auch als solche ermittelt wurden) als niedrig (7,5 Prozent). 

Es wurden über diesen Test also nur wenige der insgesamt vorhandenen Aneurysmen identifiziert. Doch die Spezifität (Anteil nicht Betroffener, die als solche klassifiziert wurden) war sehr hoch: 98,5 Prozent. Das heißt umgekehrt: Fast alle Studienteilnehmenden mit positivem Daumen-Test hatten auch tatsächlich ein Aneurysma. Ein negativer Test schloss hingegen ein Aneurysma nicht aus. 

Bei positivem Daumen-Test kein Grund zur Panik

Die Studienautoren betonen, dass ein positiver Daumen-Handflächen-Test kein Grund zur Panik sei. Nicht jeder habe dann zwingend ein Aneurysma. Außerdem dauere es oft Jahrzehnte, bis ein Aneurysma so groß sei, dass es reißen könne. 

Den Test halten die Wissenschaftler aber durchaus für brauchbar, um ein mögliches, verstecktes Aortenaneurysma aufzudecken. Sie schlagen vor, den Test für Routineuntersuchungen zu nutzen. Er biete sich vor allem in Verdachtsfällen an, zum Beispiel wenn es bereits Aneurysmen in der Familie gab. Quellen: American Journal of Cardiology, May 18, 2021; Yale News, May 25, 2021; Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)