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Bei Antidepressiva: Risiko für Herztod erhöht?

Männliche Hand schüttet Tableten aus Braunglasdose in geöffnete Hand
Je länger die Einnahme, desto stärker erhöhen Antidepressiva das Risiko für einen plötzlichen Herztod. | Bild: Daniel / AdobeStock

Ein plötzlicher Herztod tritt unerwartet auf und wird insbesondere durch eine koronare Herzkrankheit, aber auch durch angeborene Herzfehler sowie durch erhöhten Blutdruck ausgelöst. In Deutschland sterben dadurch rund 65.000 Menschen jährlich. 

Medizinisch spricht man von einem plötzlichen Herztod, wenn dieser auf kardiale Ursachen zurückzuführen ist. Er tritt innerhalb einer Stunde nach dem Auftreten der ersten Symptome ein. 

Besonders wenn kardiovaskuläre Erkrankungen bekannt sind, sollten Betroffene laut deutscher Herzstiftung bei Symptomen wie Brustschmerzen, Herzrasen, Herzstolpern, kurzer Bewusstlosigkeit und Schwindelanfällen sofort einen Arzt aufsuchen.

Plötzlicher Herztod häufiger bei Psychosen

Bereits in früheren Untersuchungen zeigte sich, dass Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen dreimal häufiger an plötzlichem Herztod sterben als die Allgemeinbevölkerung. 

Das Risiko ist bei Menschen mit Schizophrenie oder bipolarer affektiver Störung am höchsten. Inwieweit Antidepressiva dieses Risiko beeinflussen, war bisher unklar.

Auf dem Jahreskongress des Europäischen Verbands der Herz-Rhythmologen (EHRA 2025) in Wien wurden kürzlich Ergebnisse einer neuen Studie präsentiert, die nahelegen, dass Personen unter Antidepressiva häufiger an plötzlichem Herztod sterben.

Herztod-Risiko unter Antidepressiva erhöht

Die Forscher analysierten 45.703 Todesfälle in Dänemark im Jahr 2010 bei Personen im Alter von 18 bis 90 Jahren, von denen 6.002 durch plötz­lichen Herztod verursacht wurden. Davon wiederum nahmen 1.981 Menschen zuvor Antidepressiva ein. 

Die Forscher unterteilten die Personen in zwei Gruppen: Die einen nahmen Antidepressiva über einen Zeitraum von ein bis fünf Jahren ein und die anderen sechs Jahre oder länger. Psychische Störungen wurden gemäß den Kriterien der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) oder durch die Einlösung einer Verordnung über ein Psychopharmakon innerhalb eines Jahres definiert.

Insgesamt war die Inzidenzrate eines plötzlichen Herztodes bei Patienten unter Antidepressiva, unabhängig von der Dauer, in allen Altersgruppen (mit Ausnahme von 18- bis 29-Jährigen) signifikant höher als bei Personen, die keine Antidepressiva einnahmen.

Antidepressiva: Herztod-Risiko steigt mit Einnahmedauer

Nach Bereinigung der Daten um Alter, Geschlecht und Komorbiditäten zeigten die Ergebnisse in der Gruppe, die ein bis fünf Jahre lang Antidepressiva erhielten, im Vergleich zur nicht exponierten Allgemeinbevölkerung ein um 56 Prozent höheres Risiko für einen plötzlichen Herztod. Personen, die sechs Jahre oder noch länger Antidepressiva einnahmen, zeigten ein 2,2-mal höheres Risiko.

Besonders auffällig ist der Anstieg des Risikos bei Personen im Alter von 30 bis 39 Jahren, die bei einer Einnahme von Antidepressiva über einen Zeitraum von einem bis fünf Jahren etwa dreimal häufiger von plötzlichem Herztod betroffen waren als die Allgemeinbevölkerung. Bei einer längeren Einnahme von sechs Jahren oder mehr stieg das Risiko auf das Fünffache.

Warum erhöhen Antidpressiva das Risiko für plötzlichen Herztod?

Das erhöhte Risiko für einen plötzlichen Herztod könnte durch Nebenwirkungen der Antidepressiva, aber auch durch zugrunde liegende Erkrankungen, Verhaltens- und Lebensstilfak­toren, verspätete Arztbesuche und schlechte kardiovaskuläre Gesundheit bei Depressionen erklärt werden. Um die genauen Ursachen zu klären, ist weitere Forschung notwendig. Quellen:
www.escardio.org/The-ESC/Press-Office/Press-releases/Use-of-antidepressant-medication-linked-to-substantial-increase-in-risk-of-sudden-cardiac-death

https://herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/koronare-herzkrankheit/ploetzlicher-herztod/fakten-ploetzlicher-herztod