Wechseljahre
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Phytopharmaka bei Wechseljahresbeschwerden

Tasse Salbeitee, Salbeiblätter liegen daneben
Bei Beschwerden in den Wechseljahren greifen Frauen häufig zu pflanzlichen Alternativen. Produkte mit Traubensilberkerze, Salbei oder Rhababerwurzel können zu einer Linderung der Symptome führen. | Bild: amberto4ka / AdobeStock

Viele Frauen mit Beschwerden in den Wechseljahren (Klimakterium) können oder wollen keine Hormonersatztherapie zur Linderung ihrer Symptomatik anwenden. Pflanzliche Inhaltsstoffe haben sich deshalb in den letzten Jahren bewährt. Sie können bestimmte Beschwerden abmildern und so die Lebensqualität der Frauen verbessern. 

Vor allem im Bereich der Hitzewallungen ist die Studienlage ausgereift, was die Therapie mit pflanzlichen Arzneimitteln so spannend macht.

Traubensilberkerze bei klimakterischen Beschwerden

Die Traubensilberkerze – auch Cimicifuga racemosa genannt – stellt aktuell die beste pflanzliche Therapie bei wechseljahresbedingten Hitzewallungen dar. Zu den bedeutendsten Inhaltsstoffen des Wurzelstocks zählen die Triterpenglykoside, wie Cimicifugosid und Actein, welche als Estrogenrezeptor-Modulatoren fungieren. 

Zu den gängigen Fertigarzneimitteln gehören Klimadynon®, Remifemin® und verschiedene Generika.

Bei pflanzlichen Arzneimitteln erfolgt der Wirkungseintritt deutlich milder und langsamer als bei einer Hormontherapie. Deshalb sollten die Produkte auch über einen längeren Zeitraum – mindestens 1–3 Monate – eingenommen werden.

Aufgrund der Wirkung am Estrogenrezeptor sollten entsprechende Präparate nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden, wenn gleichzeitig eine Hormonersatztherapie zum Einsatz kommt. Grund ist eine eventuelle Wirkverstärkung durch den Traubensilberkerzenextrakt.

Frauen mit einem hormonabhängigen Tumor in der Vergangenheit oder einem Leberschaden dürfen entsprechende Arzneimittel nicht einnehmen.

Gut zu wissen: Traubensilberkerze als Kombi-Präparat mit Johanniskraut

Je nach Symptomatik der Wechseljahresbeschwerden kann Cimicifuga racemosa auch mit Johanniskraut (Hypericum perforatum) kombiniert werden. Hauptinhaltsstoffe des Johanneskrauts sind Hyperforin und Hypericin, welche vermutlich im Bereich der Neurotransmitter wirksam sind. 

Neben Hitzewallungen und Schlafstörungen können gleichzeitig auch Stimmungsschwankungen oder Nervosität behandelt werden. Auch hier ist auf eine langfristige Einnahme über mehrere Wochen hinzuweisen. 

Aufgrund der Interaktion mit dem CYP3A4-System in der Leber sind Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln zu beachten. Auch eine erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut und Beschwerden im Verdauungstrakt können als Nebenwirkungen auftreten.

Wechseljahre: Salbei bewährt bei übermäßigem Schwitzen

Arzneisalbei – auch Salvia officinalis genannt – wird gegen übermäßiges Schwitzen in den Wechseljahren eingesetzt. Die Blätter der Pflanze enthalten ätherisches Öl mit Cineol, Thujon und Campher, Gerbstoffe und Flavonoide. 

Laut aktueller Studienlage verringert Salvia officinalis die Häufigkeit der plötzlich auftretenden Hitzewallungen. Neben Salbeitee, der am besten kalt getrunken wird, gibt es auch Salbeiblätter-Trockenextrakt in Form von Tabletten wie beispielsweise Sweatosan® oder Salvysat®.

Sibirische Rhabarberwurzel mit guter Verträglichkeit

Als weitere pflanzliche Therapie hat sich der Rhapontik-Rhabarberwurzel-Trockenextrakt bewährt. Zu den Hauptinhaltsstoffen gehören Rhaponticin, Rhapontigenin und Desoxyrhaponticin. 

Der patentierte Extrakt ist als Arzneimittel unter dem Namen femiLoges® auf dem Markt und wird bei typischen Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen oder depressiven Verstimmungen angewendet. 

Für Frauen mit unklaren vaginalen Blutungen oder hormonabhängigen Tumoren in der Vergangenheit ist das Präparat kontraindiziert.

Phytoestrogene aus Soja und Co. gegen Wechseljahresbeschwerden

Die Stoffgruppe der Phytoestrogene umfasst polyphenolische sekundäre Pflanzenstoffe, die mit körpereigenen Estrogenrezeptoren interagieren können. Je nachdem, an welchen Gewebestrukturen sie andocken, können sie dort aktivierend oder hemmend wirksam sein.

Zu den Wirkstoffgruppen der Phytoestrogene gehören Isoflavone, vor allem Daidzein, Genistein und Glycitein, welche in Soja oder Rotklee vorkommen. Aber auch Lignane aus Leinsamen, Estragol in Fenchelsamen oder Cumestane aus Alfalfa-Sprossen zeigen Ähnlichkeit mit dem Hormon Estrogen. Aufgrund der strukturellen Unterschiede innerhalb der Gruppe können keine einheitlichen Empfehlungen ausgesprochen werden.

Für Soja und Rotklee deuten Studien auf einen möglichen positiven Effekt bei Hitzewallungen, vaginaler Trockenheit und auf den Knochenstoffwechsel hin. Allerdings ist zu beachten, dass entsprechende Extrakte ausschließlich als Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt sind, weshalb Qualität und Sicherheit der Produkte individuell zu prüfen sind. 

Bei der Empfehlung müssen außerdem Estrogen-typische Kontraindikationen, wie Brustkrebs in der Vorgeschichte, beachtet werden.

Gut zu wissen: Hilft phytoestrogenreiche Ernährung bei Wechseljahresbeschwerden?

Um einen ausreichenden Effekt zu erzielen, sollten täglich mindestens 50 mg Isoflavone und Co. aus jeweiligen Lebensmitteln aufgenommen werden. Das entspricht beispielsweise 100 g Tofu und 250 ml Sojamilch. 

Mit einer typischen westlichen Ernährung ist eine ausreichende Aufnahme tagtäglich kaum möglich. Es gibt Untersuchungen, dass Asiatinnen weniger unter Wechseljahresbeschwerden leiden als Frauen in den westlichen Ländern. Das könnte mit einem hohen Phytoestrogengehalt in der Ernährung zusammenhängen, wobei auch regionale oder soziale Punkte berücksichtigt werden sollten.

Quellen:
- Salbei: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37489230/
- Soja: https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/detail/soja-und-brustkrebs
- Fezolinetant: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/02/23/fezolinetant-daempft-hitzewallungen-in-der-menopause
- Lennecke / Hagel, „Selbstmedikation für die Kitteltasche, Leitlinien zur pharmazeutischen Beratung“, 7. Auflage, 2021, Deutscher Apotheker Verlag
- Fachartikel: „Rund um die Menopause“ aus online-academy.ch (kostenpflichtig), 2020
 

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