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Zähneknirschen: Was steckt dahinter?

Zähneknirschen – auch Bruxismus genannt – bezeichnet das unbewusste Zusammenpressen oder Knirschen der Zähne, das entweder während des Schlafens (Schlafbruxismus) oder im wachen Zustand (Wachbruxismus) auftritt. Da das Zähneknirschen in der Regel unbewusst stattfindet, wissen die meisten Betroffenen gar nicht, dass sie es ausüben.
Warum kommt es zum Zähneknirschen?
Die Ursachen von Bruxismus sind vielseitig. Das nächtliche Zähneknirschen kann beispielsweise aufgrund von Schlafstörungen (z. B. Schnarchen), durch die Einnahme von Medikamenten (z. B. einige Antidepressiva oder Antiepileptika) sowie durch übermäßigen Alkoholkonsum, Rauchen oder durch Erkrankungen (z. B. Traumata, Sodbrennen) auftreten.
Manchmal findet sich aber auch keine Ursache, dann spricht man von idiopathischem Bruxismus.
Der Wachbruxismus wird häufig durch starke Konzentration oder Stress verursacht. Das Zusammenpressen der Zähne bei Anspannung ist ein komplexer neurophysiologischer Mechanismus, der eng mit Stressverarbeitung und evolutionären Überlebensstrategien verknüpft ist. Chronischer Stress hat zudem einen negativen Einfluss auf das Schlafverhalten, was nächtliches Knirschen zusätzlich begünstigt.
Gut zu wissen: Knirschen bereits im Kindesalter möglich
Zähneknirschen kann bereits mit der Bildung der ersten Zähne vorkommen. Da sich die Zähne zu diesem Zeitpunkt noch im Wachstum befinden, sollte zeitnah eine geeignete Therapie mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang der regelmäßige Besuch beim Zahnarzt ab Bildung der ersten Zähne.
Bruxismus kann den Zahnwechsel verlangsamen und das Wachstum der Zähne nachteilig beeinflussen. Kinder, die bereits mit den Zähnen knirschen, leiden meist auch im Erwachsenenalter unter den Beschwerden.
Zähneknirschen: Schmerzen und überempfindliche Zähne sind typische Symptome
Nächtliches Zähneknirschen wird meist erst spät erkannt, beispielsweise dann, wenn ein Familienmitglied das Aufeinanderreiben der Zähne hört und den Betroffenen darauf aufmerksam macht. Auch der Zahnarzt kann bestimmte Veränderungen an den Zähnen feststellen, da die starke Aktivität der Kaumuskulatur zu Schäden führt.
Die Betroffenen schildern im Beratungsgespräch Symptome wie
- erhöhte Zahnempfindlichkeit,
- ausstrahlende dumpfe Schmerzen (Kopf, Gesicht, Wangen, Ohr, Nacken, Kiefergelenk, Schläfe),
- Verspannungen in Schultern und Nacken,
- eingeschränkte Beweglichkeit im Kiefergelenk (selten: Kiefersperre),
- Schmerzen beim Kauen,
- Bissspuren auf der Zunge oder an den Wangen,
- Tinnitus oder Ohrensausen sowie
- Müdigkeit und Tageserschöpfung.
Die Beschwerden treten beim Schlafbruxismus vor allem direkt morgens nach dem Aufstehen auf, wohingegen sich beim Wachbruxismus die Symptome im Laufe des Tages verschlimmern.
Gut zu wissen: Welche Zahnschäden entstehen durch Zähneknirschen?
Typische Anzeichen für Zähneknirschen sind abgeflachte Kanten, abgebrochene oder lockere Zähne sowie Abreibungen durch Pressen oder Schieben der Zähne aufeinander. Durch die Veränderungen werden Schmerzen begünstigt und gleichzeitig die Empfindlichkeit der Zähne gegenüber Kälte oder Hitze erhöht.
Im Beratungsgespräch: Auf Aufklärung und Entspannungsübungen setzen
Kunden, die Symptome von Zähneknirschen in der Apotheke schildern, sollten rund um das Thema Bruxismus aufgeklärt werden. Da die Beschwerden im Krankheitsverlauf oft spät auffallen, ist immer ein Zahnarztbesuch anzuraten. So können geeignete Therapieoptionen besprochen werden, um langfristig Zahnschäden vorzubeugen.
Für den Zeitraum bis zum Arztbesuch können Hinweise zur Schlafhygiene sowie unterstützende Maßnahmen zur Entspannung mitgegeben werden. Dazu gehören beruhigende Tees zur Nacht oder auch ätherische Öle, die das Einschlafen positiv beeinflussen (z. B. H&S Schlaf- und Nerventee Nr. 11, Lavendelöl fein BIO/demeter 10 ml von Taoasis).
Um der Muskelanspannung beim Knirschen entgegenzuwirken, kann auch ein Magnesiumpräparat (z. B. Magnesium Verla®, Magnesium-Diasporal®) empfohlen werden.
Aufbissschiene als Mittel der Wahl bei Zähneknirschen
Durch geeignete Behandlungsmaßnahmen können Schäden an den Zähnen reduziert werden. Bei nächtlichem Zähneknirschen eignet sich eine orale Schiene, die auch als Okklusionsschiene bezeichnet wird. Diese ist herausnehmbar und wird vom Zahnarzt angefertigt.
Die Schiene liegt entweder auf den Zähnen des Ober- oder des Unterkiefers auf und beugt so Zahnschäden vor. Der Bruxismus selbst bleibt jedoch bestehen, weshalb alle anderen Symptome wie Schmerzen oder Müdigkeit weiterhin den Alltag belasten können.
In schweren Fällen kann der Zahnarzt auch eine Korrektur der Zähne, beispielsweise durch Abschleifen auffälliger Kanten, vornehmen.
Bei Zähneknirschen: Stressmanagement und Physiotherapie wirksam
Durch Physiotherapie können Schmerzen und Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich deutlich verbessert werden. Auch Stressmanagement und Entspannungsübungen zeigen gute Ergebnisse.
Bei Wachbruxismus werden Verhaltenstherapie und Achtsamkeitsübungen empfohlen, denn durch gezielte Selbstbeobachtung kann so langfristig einer Anspannung entgegengewirkt werden.
Aufgrund möglicher Nebenwirkungen werden relaxierende Medikamente zur systemischen Behandlung nicht oder nur kurzzeitig empfohlen.
Zähneknirschen mit Botox behandeln?
Die Injektion von Botulinumtoxin (Botox) in den Kiefermuskel kann zur Muskelentspannung in diesem Bereich beitragen. Ziel ist die Verminderung der Schmerzen aufgrund der gesteigerten Kaumuskelaktivität. Der Einsatz von Botulinumtoxin ist derzeit noch als off-label eingestuft. Die Studienergebnisse sind in diesem Bereich allerdings vielversprechend. Quellen:
- https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/symptome-bei-bruxismus-erkennen_1fefa746-4a39-4144-8db0-0e587983806f.html
- https://www.google.com/amp/s/amp.focus.de/gesundheit/ratgeber/wirkung-risiken-kosten-botox-gegen-zaehneknirschen-die-spritz-behandlung-im-test_id_259625575.html
- https://register.awmf.org/assets/guidelines/083-027l_S3_Bruxismus-Diagnostik-Behandlung_2019-06-abgelaufen.pdf