Notfallarzneimittel
Tritt ein plötzlicher Asthmaanfall, ein allergischer Schock, eine Vergiftung oder ein Fieberkrampf bei einem Kind ein, ist sofortiges Handeln nötig. Allerdings können solche herausfordernde Situationen schnell zu Überforderung führen. Wie bei diesen Notfällen zu handeln und erste Hilfe ergriffen werden sollte, erfahren Sie in dieser Serie.
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Pseudokrupp: Notfall-Zäpfchen korrekt anwenden

Kleinkind liegt im Bett und hustet
Pseudokrupp-Anfälle treten meist in den Abendstunden oder in der Nacht auf. | Bild: stanislav_uvarov / AdobeStock

Pseudokrupp – auch stenosierende Laryngitis genannt – ist eine Atemwegserkrankung, die auf einer Schleimhautschwellung im Bereich des Kehlkopfes und der Luftröhre beruht. Durch die Verengung kann es zu Atemnot und einem damit verbundenen anfallsartigen, bellenden Husten – dem sogenannten Krupphusten – kommen. 

Ausgelöst wird Pseudokrupp meist durch virale Infektionen wie RS-, Influenza- oder Rhino-Viren. Aber auch Reizungen der Schleimhäute, wie beispielsweise durch Allergien, Zigarettenrauch oder Luftverschmutzung, können die Hustenattacken hervorrufen.

Die Hustenattacken können für Kinder lebensbedrohlich werden, wobei vor allem Säuglinge und Kleinkinder bis zum sechsten Lebensjahr davon betroffen sind. Mit zunehmendem Alter weiten sich Kehlkopf und Luftröhre, weshalb ältere Kinder deutlich seltener unter den bedrohlichen Hustenattacken leiden. In der Regel können Eltern bei einem Pseudokrupp-Anfall durch gezielte Sofortmaßnahmen Abhilfe schaffen.

Pseudokrupp kann potenziell lebensbedrohlich sein

Hat das Kind Schmerzen beim Schlucken, Fieber oder sondert vermehrt Speichel ab, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Dieser wird überprüfen, ob es sich um eine potenziell lebensbedrohliche Epiglottitis – eine akute Entzündung des Kehldeckels – handelt.

Leidet das Kind unter schwerer Atemnot und läuft die Haut blau an, muss ebenfalls sofort ein Arzt gerufen werden. Denn im seltenen Fall einer akuten Erstickungsgefahr wird eine Intubation oder gar ein Luftröhrenschnitt erforderlich.

Lässt sich das Kind beruhigen und der Anfall klingt ab, sollte auch zeitnah ein Kinderarzt aufgesucht werden. Dieser wird in der Regel einen Inhalator oder cortisonhaltige Notfall-Zäpfchen (z. B. Rectodelt® 100, Infectocortikrupp®) verschreiben. Damit lässt sich die entzündete Schleimhaut bei einem erneuten Anfall rasch abschwellen.

Cortison-Zäpfchen bei Pseudokrupp richtig anwenden

Auch wenn die grundsätzliche Anwendung von Zäpfchen meist geläufig ist, lohnt es sich, bei jeder Abgabe die wichtigsten Hinweise noch einmal zu betonen: 

Cortison-Zäpfchen müssen für Kinder unzugänglich und bei maximal 25 Grad Celsius aufbewahrt werden. An heißen Sommertagen sowie in gut beheizten Räumen kann es daher sinnvoll sein, die Zäpfchen im Kühlschrank zu lagern. 

Vor der Anwendung muss das Suppositorium – ähnlich einer Banane – aus der Verpackung geschält werden. So wird vermieden, dass es durch einen zu hohen Druck zerbricht oder zerquetscht wird. Anschließend wird das Zäpfchen vorsichtig, mit der stumpfen Seite voran, tief in den After eingeführt. Durch diese Technik wird ein „Herausrutschen“ unwahrscheinlicherQuelle: arzneitelegram, https://www.arznei-telegramm.de/html/1991_11/9111105_01.html 

Um das Einführen zu erleichtern, kann das Zäpfchen unmittelbar vor der Anwendung kurz (!) in der Hand erwärmt oder in warmes Wasser getaucht werden. Nach dem Einführen empfiehlt es sich, die Pobacken des Kindes für kurze Zeit leicht zusammenzudrücken.

Cortison-Zäpfchen nicht länger als zwei Tage anwenden

Im Akutfall wird ein Cortison-Zäpfchen verabreicht. Nach circa einer Stunde kann die Anwendung – sofern erforderlich – einmalig (Rectodelt® 100) bzw. zweimalig (Infectocortikrupp®) wiederholt werden. 

Sowohl die Anwendungshäufigkeit als auch die Dauer (maximal zwei Tage) sollten dabei eingehalten werden, um eine Überdosierung und typische Nebenwirkungen (z. B. Cushing-Syndrom) zu vermeiden. 

Die Kunden sollten auch darauf hingewiesen werden, dass die Wirkung verzögert eintritt.

Gut zu wissen: Was ist das Cushing-Syndrom?

Das Cushing-Syndrom ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch ein Überangebot von Glucocorticoiden (z. B. Cortisol) verursacht wird. Typische Anzeichen des Cushing-Syndroms sind unter anderem Stammfettsucht, Vollmondgesicht, Blutergüsse und Myopathie (Verlust der Muskelkraft).

Cortison-Zäpfchen in der Akuttherapie gut verträglich

Manchen Eltern kommt die Dosierung der Cortison-Zäpfchen mit 100 mg zunächst sehr hoch vor. Diese Dosen sind jedoch im Falle eines Pseudokrupp-Anfalls unbedingt erforderlich, um die akute Atemnot zu lindern und eine rasche Abschwellung der Kehlkopfschleimhaut zu bewirken.

Nebenwirkungen sind bei einer solch kurzzeitigen Cortisontherapie (zur Akuttherapie maximal zwei Tage) nicht zu erwarten. Kunden bzw. Eltern sollten daher in der Anwendung bestärkt und eine mögliche Cortison-Angst genommen werden. Quellen:
- DocCheck
- Fachinformation Rectodelt® 100
- Fachinformation Infectocortikrupp®
- Kinderärzte im Netz
- Gelbe Liste
 

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