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Brustentzündung in der Stillzeit: Was tun?

Mutter füttert Säugling an der Brust
Ein unbehandelter Milchstau kann häufig zu einer schmerzhaften Brustentzündung (Mastitis) führen. | Bild: Bostan Natalia / AdobeStock

Eine Brustentzündung, auch Mastitis genannt, tritt typischerweise während der Stillzeit auf. Am häufigsten kommt es zu einer akuten Form der Mastitis, welche durch Toxin-bildende Bakterien wie Staphylococcus aureus (S. aureus) ausgelöst wird. 

Da sich die Symptome meist langsam einschleichen, sollte man bereits bei den ersten Anzeichen präventive Schritte einleiten, um einen schweren Verlauf möglichst zu verhindern.

Unbehandelter Milchstau oft ursächlich für eine Brustentzündung

Eine akute Mastitis hat entweder infektiöse oder inflammatorische Ursachen. Typisch ist ein vorangegangener Milchstau, der den regulären Milchfluss behindert, die Milchgänge verstopft und so ein optimales Milieu für sich ausbreitende Bakterien liefert. 

Außerdem steigt der Druck auf das umliegende Gewebe und die Gefäßwände werden durchlässiger für Natrium- und Chloridionen, die einen salzigen Geschmack der Muttermilch verursachen. 

S. aureus befindet sich natürlicherweise in der Mundflora des Säuglings und kann über kleine Risse an der Brustwarze in den Körper der Mutter eindringen und eine Entzündung bzw. Mastitis herbeiführen.

Mangelnde Still-Hygiene oder schlechte Immunabwehr ursächlich für Mastitis

Eine Infektion über die Brustwarze kann auch ohne einen Milchstau entstehen. Begünstigt wird diese Form beispielsweise durch mangelnde Still-Hygiene oder den Kontakt mit Wasser, wie bei einem Vollbad oder einem Schwimmbadbesuch. 

Weitere Ursachen für eine akute Mastitis sind eine unbehandelte Brustdrüsenschwellung, eine verzögerte Lactogenese 2 (erstmalige Bildung der flüssigen, weißen Milch circa 48 Stunden nach der Geburt), eine Hyperlaktation durch zu starkes Abpumpen der Milch, eine schlechte Immunabwehr oder auch vorangegangene Traumata an der Brust.

Besonders häufig tritt die Mastitis innerhalb der ersten zwei bis vier Wochen nach der Geburt auf, da sich die Milchbildung und das richtige Stillverhalten noch nicht eingespielt haben. Man bezeichnet diese Form als Mastitis puerperalis, was so viel heißt wie „Mastitis im Wochenbett“.

Gut zu wissen: Symptome einer akuten Mastitis

  • lokale Schwellung und Schmerzen an der Brust
  • scharf abgegrenzte Rötungen
  • tastbare Verhärtungen meist im oberen äußeren Bereich neben der Brustwarze
  • grippeähnliche Symptome wie Abgeschlagenheit, Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerzen
  • Verschlechterung des Allgemeinzustandes

Sonderform: Subakute Mastitis ohne Entzündungsreaktion

Die subakute Mastitis wurde früher häufig als „Soormastitis“ bezeichnet, da man davon ausging, dass ein Pilzbefall ursächlich für die Erkrankung sei. Nach aktuellem Wissensstand sind es vielmehr Bakterien wie Staphylococcus epidermidis, die im Gegensatz zu S. aureus keine Toxine bilden. 

Eine mögliche Dysbiose (Ungleichgewicht) in der Brustdrüse fördert die Vermehrung dieser Bakterienarten, die einen dicken Biofilm ausbilden können. Das Lumen verengt sich und der Druck auf das umliegende Gewebe steigt.

Die Folge sind tiefliegende stechende und brennende Schmerzen, die bis in den Rücken oder die Achseln ausstrahlen. Die Symptome treten häufig während des Stillens oder kurz danach auf. Außerdem können aufgrund eines verstopften Milchkanals Milchbläschen auf der Brustwarze entstehen, die zusätzlich Schmerzen verursachen. 

Im Gegensatz zur akuten Form bilden sich keine typischen Entzündungszeichen oder grippeähnlichen Symptome aus. Begünstigt wird die Entstehung durch einen Milchstau, eine akute Mastitis oder eine falsche Anlegetechnik des Säuglings beim Stillen.

Säugling regelmäßig stillen und Brust ausstreichen

Positiv zu erwähnen ist, dass die physiologischen Veränderungen bei einer Mastitis unproblematisch für das Baby sind. Es wird empfohlen, den Säugling regelmäßig alle 2–3 Stunden an die Brust anzulegen, um den Milchfluss in Gang zu halten und ein unangenehmes Druckgefühl zu minimieren. 

Alternativ zum Stillen kann die Brust auch ausgestrichen – mit den Fingern, vom betroffenen Bereich hin zur Brustwarze – oder Milch abgepumpt werden. Es genügt, immer nur so viel Milch abzulassen, bis das Druckgefühl abnimmt und die Brust weicher wird. 

Gelegentlich kann es vorkommen, dass die Säuglinge aufgrund der Geschmacksveränderung die Milch verweigern, weshalb vorübergehend auf alternative Säuglingsnahrung umgestellt werden kann.

Gut zu wissen: Grenzen der Selbstmedikation – wann zum Arzt?

Bei folgenden Beschwerden einer Mastitis sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden:

  • starke Rötung
  • heftiges Schmerzempfinden
  • atypischer Verlauf
  • hohes Fieber
  • anhaltende Rötung und Entstehung von „Orangenhaut“ an der Brust
  • deutlich tastbares Infiltrat (entzündliche Ansammlung von Abwehrzellen um Gewebe)
  • keine Besserung der Symptome nach spätestens 24 Stunden trotz durchgeführter Maßnahmen

Bei ersten Anzeichen einer Brustentzündung: Stillposition kontrollieren

Bereits bei ersten Veränderungen, wie leichten Schmerzen an der Brustwarze beim Stillen oder einem untypischen Druckgefühl bei normalen Alltagsaufgaben, sollten präventive Maßnahmen zur Vorbeugung einer Mastitis umgesetzt werden. 

Es sollte eine entspannte und ruhige Stillposition eingenommen werden, damit das Kind die Brustwarze breit umschließen kann, um die Brust optimal zu entleeren. Je nach tastbarem Druckgefühl kann der Säugling beim Stillen auch mit dem Kinn zu der Stelle ausgerichtet werden, die Schmerzen verursacht. So wird die Entleerung dieses Kanals besonders gefördert. 

Das Baby sollte regelmäßig angelegt werden, um keinen Milchstau zu begünstigen.

Nichtmedikamentöse Maßnahmen bei einer akuten Mastitis

Bei einer akuten Brustentzündung verbessert eine Wärmebehandlung vor dem Stillen den Milchfluss, wohingegen ein Kühlen im Anschluss die Schwellung sowie die Schmerzen reduziert. Dafür eignen sich Kalt-warm-Kompressen aus der Apotheke oder Quarkwickel als traditionelles Hausmittel. 

Entlastet wird die Brust durch einen gut sitzenden BH und weite Kleidung, die nicht zu viel Druck ausübt. 

Stilleinlagen sollten aus hygienischen Gründen regelmäßig gewechselt werden. Und zur Pflege von wunden und schmerzhaften Brustwarzen eignet sich Wollwachs (Lanolin).

Bei grippeähnlichen Symptomen sollte man sich ausreichend Ruhe gönnen, um das Immunsystem zu unterstützen.

Bei schwerer Form der Mastitis: Antibiotische Therapie sinnvoll

Werden die Beschwerden trotz aller Maßnahmen nicht besser, sollte die Therapie mit einem still-verträglichen Antibiotikum begonnen werden. Mittel der ersten Wahl zur Bekämpfung einer Infektion mit S. aureus sind Cephalosporine wie Cefuroxim. Als zweite Wahl gelten Clindamycin oder die Kombination aus Amoxicillin und Clavulansäure.

Bei einer multiresistenten Form des Erregers (MRE) kommen weitere Wirkstoffe wie Vancomycin oder Trimethoprim-Sulfamethoxazol zum Einsatz. 

Bei einer subakuten Mastitis ist eine vorherige Analyse des Erregers sinnvoll, wird in der Praxis jedoch selten durchgeführt. Auch hier werden je nach Symptombild Breitband-Antibiotika angewendet.

Ergänzt wird die medikamentöse Behandlung mit schmerz- und entzündungshemmenden Wirkstoffen wie Ibuprofen, welches als stillverträglich gilt und deshalb als Mittel der ersten Wahl angesehen wird. Die Einnahme sollte bis zur Ausheilung regelmäßig erfolgen, um eine wirksame, antiphlogistische Wirkung zu erzielen. Quellen:
- https://www.stillen-institut.com/de/milchstau-%E2%80%93-mastitis-%E2%80%93-mamma-abszess-in-der-stillzeit.html#Mastitiden
- https://www.stillen-institut.com/media/therapie-entzuendlicher-brusterkrankungen-stillzeit-2013-02-langfassung.pdf
 

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