Zum internationalen Inkontinenztag am 30. Juni: Blasenschwäche vorbeugen und behandeln
In Deutschland leidet rund jede vierte Frau unter Harninkontinenz. Damit ist die weibliche Inkontinenz eine weit verbreitete Krankheit, die viele Betroffene auch psychisch stark belasten kann. In vielen Fällen bedeute Inkontinenz einen erheblichen Verlust an Lebensqualität sowie gesellschaftliche Isolation, da sich viele nicht mehr aus dem Haus trauen.
Am häufigsten tritt eine Inkontinenz zwischen dem 30. und 90. Lebensjahr auf. Insbesondere Frauen nach den Wechseljahren haben mit einer schwachen Blase zu kämpfen und trauen sich häufig nicht Hilfe zu suchen. Je nach Ursache kann das pharmazeutische Personal hilfreiche Tipps zur Stärkung der Blasenfunktion und zum Umgang mit Blasenschwäche geben.
Internationaler Inkontinenztag am 30. Juni
Geschätzt rund zehn Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Harninkontinenz, jedoch nur die Hälfte der Betroffenen wendet sich an einen Arzt. Das Ignorieren der Symptome – meist aus Scham – ist fatal. Mit dem internationalen Inkontinenztag am 30. Juni, wird darauf aufmerksam gemacht, dass Inkontinenz häufig vorkommt und es legitim ist, sich Hilfe zu holen.
Formen der Blasenschwäche
Frauen, die unter einer schwachen Blase leiden, können nicht mehr kontrollieren, zu welcher Zeit und an welchem Ort sie die Blase entleeren. Vielmehr tritt der Harnabgang unkontrolliert und unwillkürlich auf. Man unterscheidet zwei häufig vorkommende Formen der Blasenschwäche, welche auch als Inkontinenz bezeichnet wird: die Belastungs- und die Dranginkontinenz. Auch jüngere Frauen können davon betroffen sein.
Belastungsinkontinenz: Was sind die Ursachen?
Wird im Bauchraum hoher Druck erzeugt, kann es zum Harnabgang kommen. Das passiert bei sportlicher Betätigung wie Joggen oder Trampolin-Springen, Niesen, Lachen, Husten oder dem Heben schwerer Gegenstände. Der Schließmuskel der Blase arbeitet nicht mehr richtig und verschließt die Blase bei erhöhtem Druck nicht vollständig.
Die häufigste Ursache ist eine schwache Beckenbodenmuskulatur, die durch Folgendes ausgelöst werden kann:
- (häufige) Schwangerschaften und Geburten
- Bindegewebsschwäche
- altersbedingt durch Estrogenmangel
- Operationen an der Gebärmutter oder im Bauchraum
Übergewicht verstärkt die Problematik meistens, weshalb Betroffenen empfohlen wird ein Normalgewicht anzustreben. Meist bessern sich die Beschwerden bereits nach dem Gewichtsverlust. Zusätzlich sind Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur ratsam. Dabei wird die Muskulatur im Beckenboden und Gesäß angespannt und wieder gelöst.
Übungsbeispiel: Die Patientin legt sich flach auf den Rücken und stellt ihre Beine an. Mithilfe der Anspannung des Beckenbodens wird nun das Gesäß nach oben gedrückt, bis Oberkörper und Oberschenkel eine gerade Linie bilden. Die Spannung wird kurz gehalten, anschließend der Po wieder gesenkt und die Muskulatur entspannt sich. Je nach Trainingsgrad können mehrere Wiederholungen hintereinander und das Training mehrmals die Woche in den Alltag eingebaut werden.
So entsteht eine Dranginkontinenz
Bei einer Dranginkontinenz lassen sich Harndrang und Harnverlust nicht unterdrücken. Bereits, wenn die Blase noch nicht komplett gefüllt ist, kann es zu dieser Art der Inkontinenz kommen. Betroffene schaffen es häufig nicht mehr rechtzeitig auf die Toilette und können den Urin kaum oder nicht lange anhalten. Es kann vorkommen, dass die betroffenen Frauen mehrfach in der Stunde auf die Toilette müssen, weil der Harndrang permanent einsetzt.
Die überaktive Blase kann psychische Störungen mit sich bringen, da sich Betroffene zurückziehen, aus Angst, nicht rechtzeitig eine Toilette auffinden zu können. Da es ebenso nachts zu Harndrang kommt, ist der natürliche Schlafzyklus gestört.
Zu den Ursachen für eine Dranginkontinenz gehören
- ein erhöhtes Lebensalter,
- häufige Blasenentzündungen oder Infektionen,
- eine gestörte Nervenfunktion, z. B. durch Multiple Sklerose oder M. Alzheimer,
- Blasensteine und
- Tumoren (seltener).
Gut zu wissen: Was ist eine Reizblase?
Der Begriff „Reizblase“ beschreibt eine leichtere Form der Dranginkontinenz, die meist psychovegetative Ursachen hat. Betroffene haben ständig das Gefühl, auf Toilette zu müssen, ohne dass es körperliche Ursachen gibt. Meist tritt kein Harnverlust auf, dennoch haben die betroffenen Frauen einen hohen Leidensdruck.
Tipp: Zu festen Zeiten eine Toilette aufsuchen: Direkt nach dem Aufstehen, vor dem Zubettgehen und 30 Minuten nach jeder Mahlzeit. So kann die Blase im Alltag trainiert werden.
Medikamentöse Therapie bei Blasenschwäche
In der Apotheke kann betroffenen Frauen mit blasenstärkenden Arzneimitteln weitergeholfen werden. Präparate mit Kürbissamen-Extrakt verbessern die Beschwerden bei einer Einnahme über einen längeren Zeitraum und stärken dabei die Blasenmuskulatur (z. B. Granufink femina). Goldenrutenkraut eignet sich ebenso bei Blasenschwäche, wobei hier besonders der krampflösende und harntreibende Effekt im Vordergrund steht (z. B. Solidacur® oder Cystinol akut®, Kombination aus Bärentraubenblättern und Goldrute).
Auch können Spasmolytika bei überaktiver Blasenmuskulatur angewendet werden, wobei hier einige Kontraindikationen zu beachten sind. Geeignet ist zum Beispiel Butylscopolamin in Buscopan®.
Pflanzliche Präparate mit Hopfenzapfen, Melissenblättern oder Lavendel können psychovegetative Ursachen behandeln.
Zur Überbrückung oder bei stark ausgeprägter Blasenschwäche können zusätzlich Inkontinenzvorlagen empfohlen und zur weiteren Abklärung an einen Arzt verwiesen werden.