PTA im Porträt – Arbeitsbereiche
PTA – Der Beruf
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Pharmacy Technician – PTA in England

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Susanne Sand-Schaper ist PTA und arbeitet seit 2008 als Pharmacy Technician in England. Nach einem halben Jahr in einer öffentlichen Apotheke wechselte sie in die Krankenhauspharmazie, bildete sich dort weiter und durchlief verschiedene Stationen in unterschiedlichen Krankenhäusern. 2013 wechselte sie in eine Behörde des National Health Service (NHS), wo sie als Prescribing and Medicines Optimisation Technician arbeitet.

Das englische Gesundheitssystem

Eine klassische Krankenversicherung gibt es in England nicht. Das englische Gesundheitssystem wird vom nationalen Gesundheitssystem (National Health Service, NHS) organisiert und gewährt jedem Bürger einen freien Zugang zur medizinischen Versorgung. Was in der Theorie positiv klingt, führt in der Praxis jedoch zu einigen Problemen. So klagen die Briten häufig über lange Wartezeiten bei Ärzten und Krankenhäusern. Zudem sind die Leistungen nicht klar definiert und keineswegs mit denen einer gesetzlichen Krankenkasse in Deutschland zu vergleichen. Der größte Unterschied zum deutschen Gesundheitssystem liegt in der Finanzierung. England gehört zu den wenigen Industriestaaten mit einem nahezu komplett steuerfinanzierten Gesundheitssystem (ähnlich wie das Gesundheitssystem in Dänemark). Lediglich rund vier Prozent der Gesamtkosten stammen aus Zuzahlungen der Patienten. Die freie Arztwahl ist in England sehr stark eingeschränkt. Zu welchem Arzt ein Patient gehen muss, hängt in erster Linie von seiner Postleitzahl ab. Falls erforderlich überweist dieser an einen weiteren Spezialisten. 

Die Inanspruchnahme des NHS ist zum großen Teil kostenlos. Für einige Leistungen wie Arzneimittel, Brillen oder Zahnersatz müssen Zuzahlungen geleistet werden. Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sowie Rentner und Personen mit einem geringen Einkommen sind von den Zuzahlungen bei Arzneimitteln befreit. Im Vergleich zu Deutschland ist die Klinik- und Ärztedichte um einiges geringer. Die ambulante Grundversorgung wird in England durch Allgemeinmediziner (Hausärzte), Krankenpfleger im sozialen Dienst sowie Hebammen und Gemeindeschwestern übernommen. Dabei nehmen die Hausärzte die wichtigste Rolle ein. Sie sind, neben der Apotheke, die erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Problemen. Bei schwerwiegenden Erkrankungen überweist der Hausarzt an einen Facharzt bzw. eine Klinik. Einen direkten Facharztzugang sieht das englische Gesundheitssystem nicht vor. Für eine freie Arztwahl ist der Abschluss einer privaten Zusatzversicherung erforderlich.

Zuerst in die Apotheke

Wegen den mitunter langen Wartezeiten in den Arztpraxen bevorzugen es viele Patienten, erstmal in der Apotheke nach Rat zu fragen, bevor sie einen Arzt aufsuchen. Außerdem gibt es zahlreiche Dienstleistungen, die in den Apotheken angeboten werden, zum Beispiel der sogenannte Medicines Use Review (MUR), ein Service, für den Apotheken vom NHS bezahlt werden. Apotheker besprechen hierbei mit dem Patienten dessen Medikamente, überprüfen ob der Patient sie wie verschrieben einnimmt, Wechselwirkungen oder Nebenwirkungen auftreten und ob der Patient weiß, warum er die Medikamente einnimmt. Zudem bieten englische Apotheken oft einen Stop Smoking Service an und die „Pille danach“ ist auf der Insel nach Konsultation mit dem Apotheker auch ohne Rezept erhältlich. Apotheken dürfen außerdem nach einem entsprechenden Training die Grippeimpfung verabreichen.

Was unterscheidet englische von deutschen Apotheken?

Was einem sofort auffällt, wenn man eine englische Pharmacy betritt ist, dass sich Medikamente in supermarktähnlichen Regalen aneinander reihen und sich Arzneischachteln nicht in einem Schubladensystems, sondern hinter dem Counter auf den Regalen in Boxen und Körben stapeln. 

Einer der wahrscheinlich grössten Unterschiede zwischen dem deutschen und dem englischen Apothekensystem ist die Tatsache, dass in England kein verschreibungspflichtiges Medikament die Apotheke verlässt, ohne vorher auch physisch durch die Hand des Apothekers oder eines Accredited Checking Pharmacy Technician (HCA) zu gehen. Bringt ein Patient ein Rezept in die Apotheke, so wird es von dem Personal an der Kasse entgegengenommen und anschliessend an die „Dispensary“ weitergegeben, in der das Medikament gewählt und ein Klebeetikett ausgedruckt wird, das den Namen des Patienten und des Medikatmentes, die Einnahmeinformation sowie Warnhinweise enthält. Dieses Etikett wird auf die Medikamentenpackung geklebt und sowohl von der Person, die das Label produziert und das Medikament ausgewählt hat, als auch vom Apotheker oder HCA selbst abgezeichnet. Das verlängert zwar die Wartezeit der Patienten im Vergleich zu Deutschland ein wenig, macht die Arzneimittelabgabe aber wesentlich sicherer. 

Das Warenlager selbst weist auch Unterschiede zu Deutschland auf. Für einen produktiven Husten zum Beispielt gibt es nur Arzneimittel mit Guafenisin, kein ACC oder Ambroxol, dafür kann man aber Codeine frei verkäuflich für einen trockenen Husten oder in Kombination mit Paracetamol oder Ibuprofen als Schmerzmittel erwerben. Die in Deutschland laut Gesetz zu einer Apotheke gehörende Räumlichkeiten, wie Labor oder Rezeptur, sind in England keine Pflicht. Salben, Cremes oder Kapseln werden nur noch in Ausnahmefällen selbst hergestellt. Falls ein Arzt kein Fertigarzneimittel verordnen sollte, gibt es Firmen, die diese Rezepturen dann für die Apotheke unter GMP-Standardbedingungen herstellen.

Der PTA-Beruf in England

In Großbritannien und Nordirland (= United Kingdom) gibt es zurzeit rund 21.700 registrierte PTA (Pharmacy Technicans). Der PTA-Beruf ist dort erst seit 2011 anerkannt und seitdem kann man sich als PTA registrieren lassen. Infos gibt es unter www.aptuk.org. Sonst ist die Situation aber sehr ähnlich. Den höchsten Stellenwert in Großbritannien haben die Krankenhaus-PTA, die sich durch Weiterbildungen in verschiedenen Levels hocharbeiten können und einen angesehenen Platz in der Krankenhausapotheke haben. Sie werden gut bezahlt und haben umfassende Kompetenzen. Die Ausbildung dauert zwei Jahre und findet überwiegend in der Apotheke oder der Krankenhausapotheke statt. Einmal pro Woche besuchen die „Future Pharmacy Technicians“ das College, also die Berufsschule. Die in beiden Nationen weit verbreiteten Apothekenketten bilden ihre PTA selber aus. Das Berufsbild ist allerdings anders als hierzulande: Die PTA sitzt oft an der Kasse und darf in der Regel nur OTC verkaufen, die es in der Freiwahl gibt. Rezepturen werden nicht hergestellt. Nach einer Weiterbildung darf die PTA dem Apotheker helfen, die verschreibungspflichtigen Arzneimittel auszueinzeln und abzupacken. In den privaten Apotheken findet meist nur eine sehr minimale Ausbildung statt. Eine gute Website zu den Beratungsrichtlinien gibt es unter www.consultationskillsforpharmacy.com. Das Gehalt ist meist niedrig und muss selber verhandelt werden. Am schlechtesten werden übrigens die PTA in den privaten Apotheken bezahlt. Deutsche PTA konnten bisher in England und Irland ohne größere Probleme arbeiten, allerdings ist die Arbeit meist eintönig und entspricht, mit Ausnahme der Krankenhäuser, nicht unserer Ausbildung. Wie es nach dem Brexit mit EU-Bürgern, die in Großbritannien arbeiten wollen, weitergeht, ist noch nicht ausgehandelt.

Karrierestufen / Weiterbildungslevels für PTA

Der Einstiegsjob für Pharmacy Technicians ist der Pharmacy Assistant, welcher mit den Tätigkeiten einer PKA gleichgesetzt werden kann. Pharmacy Assistants bearbeiten den Wareneingang, füllen auf und übernehmen einige wenige organisatorische Aufgaben. Sie bearbeiten keine Rezepte und sind oft an der Kasse der Pharmacy eingesetzt. 

Dispenser – Grade 3 sind für die Zusammenstellung der Medikamente für einzelne Rezepte in der öffentlichen Apotheke und in der Klinik zuständig. Im Krankenhaus dürfen Dispenser auch das Vorbereiten der Zytostatica in der Unit unterstützen, speziell ausgebildete Kräfte dürfen TPN (total parenteral nutrition; parenterale Nahrung) herstellen. 

Grade 4 Technicians arbeiten in allen Bereichen der Krankenhausapotheke. Auf der Station machen sie die sogenannte Drughistory, bei der die Medikamente, die ein Patient mit in das Krankenhaus bringt, kontrolliert und geprüft werden. Die Drughistory wird anschließend vom verschreibenen Arzt und dem Apotheker dieser Station überprüft. 

Grade 5 Technicians werden auch Medicines Management Technicians genannt. Im Krankenhaus sind sie authorisiert, den Patienten bei ihrer Entlassung die Anwendung der Medikamente, Inhalatoren etc. zu erklären. Außerdem sind sie für die großen Bestellungen bei einzelnen Firmen und Grosshändlern verantwortlich, überwachen die Buchhaltung und das Personal, das die Bestellungen für die Stationen zusammenstellt. Im Bereich Commissioning schreibt der Grade 5 Technician neue kostengünstigere Medikamente in die Patientenakte, um die Verschreibungskosten niedriger zu halten, wenn der Arzt ein neues Rezept ausstellt. 

Wenn man ausreichend Erfahrung sammelt und viele Weiterbildungen belegt, kann man schließlich auch Ausbilder für die Lehrlinge und Technicians in Ausbildung werden.

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