L-Thyroxin-Lösungen für Kinder aus der Rezeptur
Der Wirkstoff L-Thyroxin wird auch als Levothyroxin bezeichnet und wird zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) eingesetzt. Levothyroxin ist dabei identisch mit dem körpereigenen Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4), welches im Körper in das wirksamere Hormon Triiodthyronin (T3) umgewandelt wird.
Levothyroxin besitzt nur eine geringe therapeutische Breite, sowohl Unter- als auch Überdosierungen können bei Kindern unter anderem das Wachstum und die Entwicklung negativ beeinträchtigen. Bei Säuglingen und Kleinkindern erfolgt die Dosierung von Levothyroxin anhand des Alters und des Körpergewichts des Kindes.
Die folgende TabelleQuelle: kinderformularium.de gibt einen Überblick über die Dosierungen von Levothyroxin, die als Richtlinie gelten. Die individuelle Tagesgesamtdosis sollte durch klinische und labordiagnostische Untersuchungen ermittelt werden:
Alter | Dosis |
---|---|
0 Monate bis 6 Monate | 6 bis 10 µg/kg Körpergewicht pro Tag |
6 Monate bis 1 Jahr | 5 bis 8 µg/kg Körpergewicht pro Tag |
1 Jahr bis 5 Jahre | 4 bis 6 µg/kg Körpergewicht pro Tag |
5 Jahre bis 12 Jahre | 3 bis 5 µg/kg Körpergewicht pro Tag |
Die gesamte Tagesdosis wird normalerweise morgens nüchtern eine halbe Stunde vor dem Frühstück eingenommen. |
Welche Präparate mit Levothyroxin gibt es?
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion kommen bei Kindern Lösungen zum Einnehmen zum Einsatz, die das benötigte Hormon in Form von Levothyroxin-Natrium enthalten. Derzeit sind in Deutschland dazu zwei Präparate erhältlich:
- Esferox® Lösung zum Einnehmen enthält 100 µg Wirkstoff pro 5 ml (entspricht 20 µg/ml). Dosiert wird mithilfe einer 5 ml Oralspritze für Zubereitungen zum Einnehmen.
- L-Thyroxin Henning® Tropfen zum Einnehmen (höher dosiert) enthalten Levothyroxin-Natrium zu 100 µg/ml. Diese Tropfen werden nicht nach Volumen dosiert, sondern die Anwendung erfolgt nach Tropfenzahl, ein Tropfen entspricht 5 µg Levothyroxin-Natrium.
Bei der Einnahme ist jeweils zu beachten, dass die Flaschen einen Senkrechttropfer enthalten, d. h. nur bei senkrecht gehaltener Flasche enthält ein Tropfen tatsächlich 5 µg Wirkstoff.
Bedarf für die Herstellung von Rezepturarzneimitteln besteht meist bei Lieferschwierigkeiten der beiden Fertigarzneimitteln.
Herstellung als Suspension aus Fertigarzneimittel-Tabletten
Um eine Suspension zum Einnehmen herzustellen, kann auf eine Herstellungsvorschrift der Krankenhausapotheke des Uniklinikums Heidelberg zurückgegriffen werden.
40 ml Levothyroxin-Natrium-Suspension 25 µg/ml:
L-Thyroxin Tabletten 100 µg | 10 Stück |
Wasserfreies Glycerol | 16,0 ml |
Gereinigtes Wasser | 24,0 ml |
Zur Herstellung wird die benötigte Anzahl an Tabletten in eine Metallschale gegeben, mit etwas Glycerol übergossen und anschließend zerkleinert. Vor der Zugabe des restlichen Glycerols dürfen keine festen Bestandteile mehr zu erkennen sein.
In einem Messzylinder wird etwas Gereinigtes Wasser vorgelegt und der Ansatz aus der Metallschale überführt. Die Schale wird nun mehrmals mit kleinen Mengen an Wasser gespült und diese Spülflüssigkeit ebenfalls in den Messzylinder gegeben. Mit Wasser wird dann auf das Endvolumen aufgefüllt und die fertige Suspension in eine passende Braunglasflasche abgefüllt.
Die fertige Zubereitung hat bei Raumtemperatur eine Aufbrauchsfrist von acht Tagen, welche sich bei einer Aufbewahrung im Kühlschrank bei Temperaturen zwischen 2 und 8 °C auf 14 Tage verlängert.
Aus Rezeptursubstanz kann auch eine Lösung hergestellt werden
Levothyroxin-Natrium ist auch als Rezepturgrundstoff erhältlich. Das feine, kristalline Pulver ist allerdings kaum wasserlöslich (15 mg in 100 ml). Aufgrund der normalerweise sehr niedrigen Wirkstoffmenge ist es trotzdem möglich, eine Lösung zu erhalten.
Im DAC/NRF-Rezepturhinweis zu Levothyroxin-Natrium ist ein entsprechender Rezepturvorschlag zu finden.
100 ml Levothyroxin-Natrium-Lösung 25 µg/ml:
Levothyroxin-Natrium | 0,0025 g |
Wasserfreies Glycerol | 40,0 ml |
Methyl-4-hydroxybenzoat-Konzentrat 150 mg/ml (NRF S.34.) | 1,0 ml |
Gereinigtes Wasser | zu 100,0 ml |
Zur Herstellung wird der zuvor auf der Analysenwaage abgewogene Wirkstoff mit den Flüssigkeiten in einem Messzylinder vermischt. Die niedrige Einwaage an Levothyroxin-Natrium kann dabei nur mithilfe einer Stammverreibung – die vor der eigentlichen Herstellung zubereitet werden muss – ausreichend genau erfolgen.
Als Träger für das pulverförmige Rezepturkonzentrat wäre Mannitol geeignet, der Zuckeralkohol lässt sich in wässrigen Lösungen gut auflösen.
Gut zu wissen: Methyl-4-hydroxybenzoat als Konservierungsmittel
PHB-Ester wie Methyl-4-hydroxybenzoat lassen sich in Wasser nur unter Erhitzen auflösen und werden daher meist als Stammlösungen eingesetzt.
Neben dem konservierten Wasser DAC wird Methyl-4-hydroxybenzoat auch in Form eines Konzentrats eingesetzt. Bei dieser Stammzubereitung (Methyl-4-hydroxybenzoat-Konzentrat 150 mg/ml (NRF S.34.)) liegt das Konservierungsmittel in Propylenglycol gelöst vor. Das Konzentrat kann in bereits hergestellte Lösungen ohne Wärmeanwendung eingearbeitet werden.
Wasserhaltige Zubereitungen enthalten größtenteils 1 ml Konzentrat pro 100 ml, die Konzentration an Methyl-4-hydroxybenzoat liegt dann bei 0,15 % (m/V).
Beide Zubereitungen müssen nach Volumen dosiert werden
Sowohl die Suspension als auch die Lösung mit Levothyroxin-Natrium müssen nach Volumen dosiert werden. Als Applikationshilfe sollte daher eine Kolbenpipette mit geeigneter Graduierung beigefügt werden.
Auf dem Etikett der jeweiligen Zubereitung sollte die einzunehmende Tagesdosis in Millilitern angegeben werden.
Eine Dosierung nach Tropfen, wie beim Fertigarzneimittel L-Thyroxin Henning® Tropfen, sollte bei Rezepturarzneimitteln nicht erfolgen. Dazu müsste vorher in der Apotheke die Tropfenzahl für die benötigte Dosis individuell bestimmt werden. Quellen:
- https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/apotheke/Rezeptur-Vorschriften/Levothyroxin_Suspension_25_ug_pro_ml.pdf
- DAC/NRF-Rezepturhinweis Levothyroxin-Natrium (24.10.2023)