So wird Fieber richtig gemessen
Fieber ist ein Symptom, das bei einer Vielzahl von Krankheiten auftreten kann. Es signalisiert, dass sich das Immunsystem verstärkt mit einem Krankheitserreger oder einem Entzündungsfaktor auseinandersetzt. Dabei bildet der Organismus Abwehrstoffe gegen diese körperfremden Erreger.
Fühlen sich Kinder oder auch Erwachsene schlapp und unwohl, ist es daher empfehlenswert, die Körpertemperatur zu messen, um zu überprüfen, ob sie fiebern.
Zur Erinnerung: Ab wann spricht man von Fieber?
Die Körpertemperatur liegt in der Regel zwischen 36 und 37 Grad Celsius. Allerdings kann die Temperatur im Tagesverlauf schwanken: So ist die Körpertemperatur in der zweiten Nachthälfte und morgens niedriger und zum Abend hin am höchsten.
Durch bestimmte Faktoren, wie beispielsweise sportliche Betätigung oder das Tragen von warmer Kleidung, kann die Temperatur ansteigen. Ebenso ist bei Frauen, die gerade ihren Eisprung haben, die Körpertemperatur um etwa 0,5 Grad Celsius erhöht.
Bei einer Körpertemperatur zwischen 37,5 und 38 Grad Celsius spricht man von erhöhter Temperatur. Fieber beginnt ab einer Körpertemperatur von über 38 Grad Celsius. Steigt sie auf 39 bis 41 Grad Celsius, liegt hohes Fieber vor, und bei über 41 Grad Celsius sehr hohes Fieber.
Fieberthermometer: Kontakt vs. Infrarot
Grundsätzlich lässt sich die Körpertemperatur entweder mittels Kontaktthermometer – dazu zählen Glas- sowie digitale Fieberthermometer – oder Infrarotthermometer messen.
Bei Glasthermometern dehnt sich eine enthaltene Flüssigkeit (z. B. Galinstan oder Gallium) in dem Glasröhrchen bei Kontakt mit Wärme aus und steigt während der Messung an. Aufgrund der langen Messdauer und der erhöhten Bruchgefahr werden Glasthermometer zunehmend durch digitale Fieberthermometer ersetzt.
Die Messung basiert hierbei auf einer elektrischen Messtechnik. Das Ergebnis wird sehr zuverlässig und schnell angezeigt und ist zudem einfach abzulesen. Beide Thermometer sind für eine Messung im Mund, unter den Achseln sowie im After geeignet.
Gut zu wissen: Quecksilberthermometer in der EU verboten
Früher wurden häufig Quecksilberthermometer zum Fiebermessen angewendet. Bei Quecksilber handelt es sich jedoch um eine giftige Substanz, die bei Beschädigung des Thermometers austreten und bei Kontakt zu Organ- und Nervenschäden führen kann.
Bereits seit 2009 ist der Vertrieb von Quecksilberthermometern innerhalb der EU verboten – mit Ausnahme des wissenschaftlichen und medizinischen Bereichs. 2014 wurde auch der Vertrieb von Quecksilberthermometern für die gewerbliche und industrielle Verwendung untersagt.
Bei Infrarotthermometern wird hingegen die abgestrahlte Körperwärme von Stirn oder Trommelfell über eine Linse gemessen (Infrarotstrahlen). Da die Messung sehr schnell und angenehm erfolgt – an der Stirn oder im Ohr – sind diese Fieberthermometer insbesondere bei Kindern beliebt.
Fieber messen: Am genauesten ist die rektale Messung
Zwar gilt die rektale Fiebermessung als die unangenehmste Methode (vor allem bei Kindern), jedoch liefert sie die genauesten Werte und kommt daher häufig bei Säuglingen und Kleinkindern zum Einsatz.
Zur Messung sollte der Säugling bäuchlings auf den Schoß gelegt werden. Um das Fieberthermometer leichter einführen zu können, ist es hilfreich, die Spitze des Thermometers mit etwas fetthaltiger Creme wie z. B. Vaseline einzufetten.
Anschließend wird das Thermometer unter Drehbewegungen etwa 2 cm tief in den After eingeführt. Während des Messvorgangs sollte das Thermometer festgehalten werden, damit ein Herausgleiten oder -pressen verhindert wird.
Wie genau ist die Fiebermessung unter den Achseln?
Bei der axillaren Messung wird das Fieberthermometer unter den Arm in der Achselhöhle platziert, dabei sollte der Unterarm fest am Oberkörper anliegen.
Zwar ist die Messung unter den Achseln die beliebteste, jedoch liefert sie die ungenauesten Messwerte. Der Grund: In der Achselhöhle wird nur die Körperschalentemperatur gemessen, anders als bei der rektalen Messung, bei der die Körperkerntemperatur erfasst wird. Daher können Abweichungen bei den Messergebnissen auftreten und die Werte liegen somit etwa 0,5 °C bis 1,0 °C unter den Werten der rektalen Messung.
Insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern gilt diese Methode eher als ungeeignet.
Gut zu wissen: Körperkern- vs. Körperschalentemperatur
Unter der Körperkerntemperatur versteht man die Temperatur im Körperinneren eines Menschen. In der Regel liegt diese bei etwa 37 Grad Celsius.
Dagegen beschreibt die Körperschalentemperatur die Oberflächentemperatur und wird an der Hautoberfläche gemessen. Sie ist abhängig von bestimmten Faktoren wie der Durchblutung, körperlicher Aktivität oder auch der Außentemperatur und weicht daher von der Körperkerntemperatur ab.
Fieber messen im Mund ab einem Alter von 5–6 Jahren
Bei der oralen Messung wird die Spitze des Fieberthermometers unter die Zunge gelegt, dabei muss der Mund geschlossen bleiben und es darf nicht auf das Thermometer gebissen werden. Diese Messmethode eignet sich vor allem für ältere Kinder ab einem Alter von fünf bis sechs Jahren sowie für Erwachsene.
Bei Atemproblemen wie z. B. bei einem Schnupfen ist die Messmethode weniger gut geeignet, da die Atmung über die Nase erschwert wird. Außerdem gilt es zu beachten, dass unmittelbar vor der Messung – mindestens zehn Minuten – nichts gegessen und getrunken werden darf, da dadurch das Messergebnis verfälscht werden kann.
Die Genauigkeit der Messmethode liegt etwa zwischen der rektal und der axillar durchgeführten Messung – aufgrund von Messfehlern sollten etwa 0,4 Grad Celsius auf das Ergebnis hinzuaddiert werden.
Fieber messen am Trommelfell
Mittels Infrarotthermometer lässt sich die Körpertemperatur im Ohr (aurikuläre Messung) bestimmen. Dabei wird die Temperatur über den äußeren Gehörgang am Trommelfell gemessen. Hierfür wird die Ohrmuschel etwas nach hinten oben gezogen, damit der Gehörgang frei wird und das Thermometer besser in den Gehörgang eingeführt werden kann.
Ohrthermometer sollten allerdings erst ab einem Alter von sechs Monaten angewendet werden, da bei jüngeren Säuglingen der Gehörgang für die gängigen Messgeräte noch zu klein ist.
Zwar erfolgt die Messung recht schnell, jedoch können verschiedene Faktoren das Messergebnis verfälschen: So ist darauf zu achten, dass vor einer Messung nicht auf dem jeweiligen Ohr gelegen wurde. Ebenso kann der Infrarotstrahl des Thermometers durch Ohrenschmalz oder Zugluft beeinträchtigt werden.
Liegt eine Mittelohrentzündung oder eine andere Ohrerkrankung vor, sollte das Fieber im gesunden Ohr gemessen werden – sind beide Ohren betroffen, erfolgt die Messung an einer anderen Körperstelle.
Gut zu wissen: Fiebersticker für Kinder
Das österreichische Unternehmen HGH Medical Group bietet den patentierten AirBert Fiebersticker an, mit dem Eltern die Körpertemperatur ihres Kindes 48 Stunden lang visuell überwachen können.
Der kleine Sticker in Form eines lachenden Gesichts wird an einer Stelle auf die Haut aufgeklebt, die die Körpertemperatur gut reflektiert, z. B. am Handgelenk, hinter dem Ohr oder am Hals. Je nach Körpertemperatur verändert der Sticker seine Farbe und die Temperatur lässt sich anhand einer mitgelieferten Farbskala ablesen. Über die Zuverlässigkeit der Fiebersticker wird von Seiten des Herstellers keine Angabe gemacht.
Das Stickermaterial ist HGH Medical zufolge unbedenklich und entspricht einem Pflaster. Apotheken können den AirBert Fiebersticker in HV-Displays mit jeweils 100 Packungen anfordern. Jede Packung enthält zwölf AirBert Fiebersticker. Quelle: www.hgh-group.at
Fiebermessung an der Stirn am angenehmsten
Mithilfe eines Infrarotsensors misst ein Stirnthermometer die Temperatur innerhalb von Sekunden an der Stirn. Das Thermometer wird entweder durch leichtes Rollen über die Hautoberfläche der Stirn geführt oder an die Schläfe gehalten – bei manchen Geräten ist auch eine kontaktlose Messung möglich.
Die Messmethode ist hygienisch und angenehm und zudem noch recht einfach in der Handhabung. Insbesondere für Säuglinge und Kleinkinder ist diese Methode geeignet – sogar eine Messung im Schlaf ist möglich.
Der entscheidende Nachteil ist jedoch, dass die Messwerte recht ungenau sind. Der Grund: Gemessen wird lediglich die Körperschalentemperatur und nicht die Temperatur im Körperinneren. Auch kann durch Schweiß auf der Haut ein ungenaues Ergebnis die Folge sein. Daher ist eine Abweichung der Messwerte von etwa –0,4 Grad Celsius zu berücksichtigen.
Gut zu wissen: Drei-Tage-Fieber oft bei Säuglingen und Kleinkindern
Vor allem Säuglinge und Kleinkinder erkranken häufig an dem sogenannten Drei-Tage-Fieber. Dabei handelt es sich um eine meist harmlose Virusinfektion. Typisch ist mehrtägiges hohes Fieber, das auf über 40 Grad Celsius ansteigen kann und nach etwa 3–5 Tagen von allein wieder abklingt. Danach breitet sich meist ein blassroter Hautausschlag aus. Des Weiteren können grippeähnliche Symptome auftreten, teilweise auch Fieberkrämpfe.
Handhabung und Messdauer beeinflussen Fiebermessung
Grundsätzlich sollte beim Fieber messen auf eine korrekte Handhabung des jeweiligen Thermometers geachtet werden. So kann beispielsweise das fehlerhafte Anlegen des Thermometers oder eine zu kurze Messdauer zu niedrigeren Ergebnissen führen.
Auch können interne Faktoren (z. B. schlechte Durchblutung, Gefäßverengung) sowie externe Faktoren (z. B. Umgebungstemperatur, Sonneneinstrahlung) die Messung der Körpertemperatur beeinträchtigen, was wiederum beim Ablesen der Messergebnisse zu beachten ist. Quellen:
- https://www.ratiopharm.de/ratgeber/erkaeltung/fieber.html
- https://www.ben-u-ron.de/fieber/aufklaerung/richtig-fieber-messen
- https://www.familie.de/baby/pflege-gesundheit/fieber-baby/
- https://praxistipps.focus.de/rektal-fieber-messen-anleitung-und-tipps_119996
- https://flexikon.doccheck.com/de/Fiebermessung