EKG-Basiswissen für pharmazeutisches Personal
EKG-Ableitungen – Wie „schreibt“ man ein EKG?
Die mit dem EKG-Gerät gemessenen elektrischen Potenzialunterschiede werden über Elektroden abgeleitet, welche auf der Haut platziert werden. Je nach zu untersuchender Ebene der elektrischen Herzaktivität werden unterschiedliche Elektrodenpositionen bzw. „Ableitungen“ eingesetzt.
EKG-Ableitung über 12 Kanäle
Der Begriff „Ableitung“ bezeichnet hierbei die Messung der Potenzialunterschiede zwischen zwei Elektroden (bipolar) oder einer Elektrode und einer virtuellen Elektrode. Die virtuelle Elektrode wird dann durch das Zusammenschalten zweier physischer Elektroden erreicht.
Das Standard-Ruhe-EKG registriert zeitgleich 12 Ableitungen und wird daher auch 12-Kanal-EKG genannt. Die Ableitungen werden nach ihren Erstbeschreibern benannt und können in zwei Gruppen eingeteilt werden:
- Extremitäten-Ableitungen (nach Einthoven, nach Goldberger)
- Brustwand-Ableitungen (nach Wilson)
Wo werden die Elektroden für ein EKG platziert?
Für das Standard-Ruhe-EKG mit 12 Kanälen wird der Oberkörper der Patienten entkleidet. Im Anschluss werden die Patienten gebeten, sich auf einer bequemen Unterlage (z. B. Untersuchungsliege) auf den Rücken zu legen. Arme und Beine werden locker neben den Körper abgelegt. Die Elektroden werden dann wie folgend positioniert:
Extremitäten-Ableitungen nach Einthoven und Goldberger:
- Rote Elektrode: Rechter Unterarm / Rechte Hand
- Gelbe Elektrode: Linker Unterarm / Linke Hand
- Grüne Elektrode: Linker Unterschenkel / Linker Fuß
- Schwarze Elektrode: Rechter Unterschenkel / Rechter Fuß
Brustwandableitungen nach Wilson:
- V1: 4. Zwischenrippenraum, rechts neben dem Brustbein
- V2: 4. Zwischenrippenraum, links neben dem Brustbein
- V3: mittig auf einer gedachten Linie zwischen V2 und V4
- V4: 5. Zwischenrippenraum, links, auf Höhe der Mitte des Schlüsselbeines
- V5: 5. Zwischenrippenraum, links, in einer Linie mit der Vorderkante der Achselhöhle
- V6: 5. Zwischenrippenraum, links, in einer Linie mit der Mitte der Achselhöhle
Im Anschluss werden die Patienten gebeten, während der Aufzeichnung ruhig zu atmen und nicht zu sprechen. Die EKG-Aufzeichnung wird gestartet. Nach wenigen Sekunden ist die Aufzeichnung abgeschlossen und das erstellte EKG (Ausdruck oder digital) muss dann von einem Arzt befundet, d. h. analysiert und interpretiert werden.
Das physiologische Elektrokardiogramm
Das physiologische, also nicht krankhaft veränderte EKG lässt sich vereinfacht in vier Abschnitte untergliedern.
- Ausbreitung der elektrischen Erregung in den Vorhöfen (Rot)
- Überleitung der Erregung auf die Herzkammern (Orange)
- Erregungsausbreitung in den Herzkammern (Blau-Töne)
- Rückbildung der Erregung in den Herzkammern (Grün-Töne)
Schwarz wird hier die isoelektrische Linie, also der Ruhezustand, dargestellt.
Die einzelnen Ausschläge und Strecken des EKGs werden zur eindeutigen Identifikation mit Buchstaben bezeichnet und können den oben genannten Abschnitten zugeordnet werden:
P-Welle: Entspricht der elektrischen Erregung der Vorhöfe.
PQ-Strecke: Entspricht der Überleitung der elektrischen Erregung von den Vorhöfen auf die Herzkammern.
QRS-Komplex: Die Q-, R- und S-Zacke werden gemeinsam als QRS-Komplex bezeichnet. Der QRS-Komplex spiegelt die Erregungsausbreitung der Herzkammern wider.
ST-Strecke: Entspricht der Erregungsrückbildung in den Herzkammern.