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EKG-Basiswissen für pharmazeutisches Personal

Bild: megaflopp / AdobeStock

Interpretation eines EKGs

Ein Elektrokardiogramm wird meist auf einem Millimeterraster dargestellt. Die Y-Achse (Vertikal) beschreibt den Potenzialunterschied in Millivolt [mV] und die X-Achse (Horizontal) die Zeit in Millisekunden [ms]. Die zuvor beschriebenen Strecken und Ausschläge eines EKGs weisen charakteristische Formen, Zeitspannen und Verläufe auf. Abweichungen von der Norm können wichtige Hinweise auf krankhaft veränderte Organsysteme und Körperfunktionen geben. Veränderungen im EKG können zum Beispiel hervorgerufen werden durch:

  • Herzerkrankungen durch mangelnde Sauerstoffversorgung und/oder Durchblutung
  • Herzrhythmusstörungen („Herzstolpern“, Vorhofflimmern etc.)
  • Erkrankungen und Entzündungen von Herzmuskel, Herzklappen sowie Herzbeutel
  • Gefäßerkrankungen und Bluthochdruck
  • Lungenerkrankungen
  • Medikamenteneinnahme
  • Vergiftungen
  • Veränderte Zusammensetzung der Blutsalze (Elektrolyte)
  • Gen-Defekte

Es ist von besonderer Wichtigkeit, sich bei der Interpretation eines Elektrokardiogramms zwei Punkte bewusst zu machen:

  1. Ein EKG beschreibt lediglich die elektrischen Vorgänge am Herzen und nicht dessen Pumpfunktion. So kann beispielsweise ein normal erscheinendes EKG vorliegen, obwohl ein hoch-kritisches Herz-Kreislauf-Versagen mit Reanimationspflichtigkeit vorliegt.  
    Zur Veranschaulichung: Die Räder eines Autos können sich auch dann noch schnell drehen (= unauffälliges EKG), wenn das Auto auf dem Dach liegt (= kritischer Patientenzustand). 
     
  2. EKG-Veränderungen sollten nie isoliert beurteilt werden. Eine Interpretation der Befunde sollte immer in Zusammenschau mit Beschwerdebild, bisheriger Krankheitsgeschichte, Medikation und der Situation des Patienten erfolgen. 
    Beispiel: Eine langsame Herzfrequenz kann beispielsweise bei Person A Folge einer Medikamentenüberdosierung und die Ursache einer Bewusstlosigkeit sein, während sie für Person B, einen Leistungssportler, den Normalzustand ohne Einschränkungen der Leistungsfähigkeit darstellt.

EKG-Interpretation – oft ein Fall für den Facharzt

Eine einfache EKG-Befundung berücksichtigt mindestens folgende Kriterien aller geschriebenen Ableitungen:

  • Rhythmus: Regelmäßigkeit und Abfolge der EKG-Ausschläge
    Normalbefund: Sinusrhythmus (auf jede P-Welle folgt ein QRS-Komplex)
  • Herzfrequenz
    Normalbefund: ca. 60–80 Schläge (sehr variabel)
  • Lage-Typ: Dieser gibt an, in welche Richtung sich die Erregung im Herzmuskel hauptsächlich ausbreitet, bezogen auf die Frontalebene des Körpers (Ebene, die parallel zur Stirn verläuft).  
    Normalbefund: Indifferenztyp oder Steiltyp
  • Form, Dauer und Spannungsdifferenz von P-Welle, PQ-Zeit, QRS-Komplex, ST-Strecke und T-Welle.

Aufgrund der Vielzahl an Kriterien, möglichen Einflussfaktoren und klinischen Entsprechungen ist die EKG-Befundung eine Fähigkeit, die erlernt und intensiv trainiert werden muss. Bei komplexen Fragestellungen sowie seltenen oder atypischen Veränderungen sollte die Interpretation durch erfahrene Fachärzte erfolgen. Häufig sind dies Fachärzte für Innere Medizin und/oder Kardiologie.


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