Curevac will die Zulassung von CVnCoV
Es kam unerwartet und war enttäuschend – das Ergebnis der Zulassungsstudie des Curevac-Impfstoffs CVnCoV im Juni. Wie auch Pfizer/Biontech und Moderna setzt Curevac auf die mRNA-Technologie. Allerdings überzeugte CVnCoV in der Phase-2b/3-Studie HERALD nur schwach mit einer Impfwirksamkeit von 48 Prozent – über alle Schweregrade gegen COVID-19 und über 15 Varianten. Nachdem Curevac diese Zahlen bislang nur im Rahmen von Pressemitteilungen kundgetan hat, liegt die Auswertung der Studienergebnisse nun auf der Forschungsplattform SSRN im Bereich „Preprints with the Lancet“ vor.
Bessere Wirksamkeit bei Jüngeren
Eine bessere Wirksamkeit konnte CVnCoV in der Altersgruppe der 18- bis 60-Jährigen zeigen, hier schützte der mRNA-Impfstoff zu 53 Prozent vor COVID-19 jeglicher Schwere. Betrachtet man lediglich die Impfwirksamkeit bei moderatem bis schwerem COVID-19, lag diese sogar bei 77 Prozent. Zudem musste kein mit CVnCoV geimpfter Studienteilnehmer ins Krankenhaus eingeliefert werden und keiner verstarb.
Curevac will dennoch Zulassung
Wurde teilweise spekuliert, ob Curevac bei der nur mäßigen Impfwirksamkeit CVnCoV überhaupt noch zur Zulassung bringen will oder nur auf den Next-Generation-Impfstoff CV2CoV setzt, ist auch dieses Geheimnis nun gelüftet: Curevac teilt mit, in „engem Kontakt mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA)“ zu stehen „mit der Absicht, die behördliche Zulassung zu beantragen, um den Impfstoff der großen Bevölkerungsgruppe zur Verfügung zu stellen, für die er nachweislich eine hohe Schutzwirkung bietet“.
Zulassung nur für 18- bis 60-Jährige?
Ob Curevac damit wohl die 18- bis 60-Jährigen meint? Eine Zulassung für alle ab 18-Jährigen scheint unwahrscheinlich, fordern EMA und WHO doch eine Mindestwirksamkeit bei COVID-19-Impfstoffen von 50 Prozent – was CVnCoV mit 48 Prozent offensichtlich unterbietet. In der Altersgruppe zwischen 18 und 60 Jahren würde der Impfstoff mit 53 Prozent Wirksamkeit diese Hürde jedoch nehmen. Die EMA prüft CVnCoV bereits, läuft doch seit Februar dieses Jahres bereits ein Rolling-Review-Verfahren bei der Europäischen Arzneimittelagentur. Somit liegen der EMA bereits Daten zu CVnCoV vor, und Curevac will diesen Datenpool nun noch weiter füllen.
Wo ist der Markt für CVnCoV?
Curevac sieht in CVnCoV weiter das Potenzial, einen „wertvollen Beitrag“ in der Pandemie zu leisten, da der Mangel an wirksamen Impfstoffen in vielen Teilen der Welt immer noch eine Herausforderung darstelle, begründet Curevac. Der COVID-19-Impfstoffkandidat sei in einem „von Varianten dominierten Umfeld“ getestet und habe das Potenzial, einen „Beitrag zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie zu leisten, in einer Umgebung, die von einer zunehmenden Zahl an Virusvarianten geprägt ist“, erklärt Curevac.
Vielleicht sieht Curevac folglich vor allem einen Markt für CVnCoV in Ländern, die tatsächlich noch über zu wenige COVID-19-Impfstoffe verfügen. Wie groß die Nachfrage – so die Zulassung erfolgt – hierzulande sein wird, bleibt abzuwarten. Denn in Deutschland herrscht mittlerweile kein Impfstoffmangel mehr, sondern eher eine sinkende Impfmotivation.
Varianten oder Dosis?
Warum CVnCoV nur auf eine 48-prozentige Impfwirksamkeit in der Studie kam, dazu gibt es unterschiedliche Theorien. Curevac sieht vor allem die mittlerweile zahlreichen Varianten als Ursache, die ein herausforderndes Studienumfeld geschaffen haben. Hingegen steht für Professor Peter Kremsner von der Universitätsklinik Tübingen, dem Leiter der zulassungsrelevanten Studie, fest: Die Varianten sind nicht schuld, es liegt an der Impfstoffdosis. Das erklärte er im Gespräch mit der Redaktion im Juli. Zur Erinnerung: Curevac dosiert CVnCoV mit 12 µg pro Dosis, Pfizer/Biontech setzt hingegen 30 µg mRNA ein, Moderna sogar 100 µg. Eine höhere Dosis war bei CVnCoV jedoch nicht möglich, weil man dann bei Sicherheit und Verträglichkeit „am Anschlag“ gewesen sei, erklärte der Infektiologe damals. Er geht davon aus, dass die sodann eingesetzte mRNA-Menge letztlich einfach zu wenig immunogen war und den Körper zu wenig zur Antikörperproduktion angeregt hat.
Bessere Verträglichkeit durch Modifizierung?
Auch Kremsner hatte natürlich gehofft, dass das Konzept der natürlichen, unmodifizierten mRNA, wie Curevac sie verwendet, funktioniert oder sogar besser wirkt als mRNA-Impfstoffe, die auf modifizierte mRNA setzen – wie Pfizer/Biontech und Moderna. Denn: Curevac setzt bei seinen mRNA-Impfstoffkandidaten auf chemisch nicht modifizierte mRNA. Eine Modifizierung, wie Biontech und Moderna sie vornehmen, erhöht jedoch die Verträglichkeit der Vakzinen und erlaubt es Biontech und auch Moderna damit, höher zu dosieren und mehr mRNA in die Impfdosis zu verpacken. Dem stehen bei Curevac unter anderem patentrechtliche Gründe entgegen.