COVID-19-Impfung
Corona-Pandemie
5 min merken gemerkt Artikel drucken

Spanische Studie CombivacS: Bessere Impfwirksamkeit nach heterologen Impfserien?

Eintrag im Impfbuch mit Comirnaty-Impfung
Heterologe Impfserien scheinen eine sehr gute Immunantwort auszulösen. Bild: Nicolaj Zownir / Imago Images

Vor wenigen Tagen veröffentlichten Wissenschaftler erste Daten der Com-COV-Studie zum kombinierten Impfschema mit AstraZeneca und Biontech/Pfizer. Denen zufolge gehen heterologe Impfserien mit häufigeren Nebenwirkungen einher. Daten zur Wirksamkeit sollen im Juni folgen. Nun sind den britischen Wissenschaftlern spanische zuvorgekommen: Sie gaben diese Woche vorläufige Ergebnisse einer klinischen Studie – CombivacS – bekannt. Es ist ihren Angaben zufolge die weltweit erste Studie, die Daten zur Immunogenität – das heißt zur Fähigkeit, beim Geimpften eine Immunantwort auszulösen – bei gemischten Impfserien liefert.

So verträglich wie homologe Impfserien

„Die ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass dieses heterologe Impfschema hoch immunogen ist und sich die Nebenwirkungen nicht von denen unterscheiden, die bereits bei der homologen Verwendung der gleichen Impfstoffe berichtet wurden“, erklärte das Instituto de Salud Carlos III (ISCIII) am 18. Mai anlässlich der Vorstellung der Studienergebnisse. Das Instituto de Salud Carlos III ist ein spanisches Forschungsinstitut für öffentliche Gesundheit, das sich maßgeblich an CombivacS beteiligt. Weiter erklärten die durchführenden Wissenschaftler: „Die Reaktion des Immunsystems ist nach der zweiten Dosis mit Comirnaty® stark verstärkt, während die beobachteten unerwünschten Wirkungen im erwarteten Bereich liegen, milder oder moderater Natur sind und sich meist auf die ersten zwei bis drei Tage nach Impfung beschränken.“ Kein Teilnehmer habe aufgrund von Nebenwirkungen medizinisch versorgt oder im Krankenhaus behandelt werden müssen.

Am häufigsten Kopfschmerzen und Unwohlsein

Häufig berichteten die Geimpften über leichte lokale Nebenwirkungen an der Injektionsstelle. Zu den häufigsten systemischen Nebenwirkungen zählten Kopfschmerzen (44 Prozent der Geimpften), Unwohlsein (41 Prozent), Schüttelfrost (25 Prozent), leichte Übelkeit (11 Prozent), leichter Husten (7 Prozent) und Fieber (2,5 Prozent). In allen Fällen seien die Nebenwirkungen mit denen vergleichbar, die bei anderen Impfschemata festgestellt wurden, bei denen die gleichen Wirkstoffe verwendet wurden. Ein direkter Vergleich mit der homologen Impfserie wurde in CombivacS jedoch nicht untersucht.

CombivacS – die Studie

Bei CombivacS handelt es sich um eine multizentrische, randomisierte klinische Phase-2-Studie. Die Teilnehmer waren jünger als 60 Jahre und erhielten nach einer ersten Dosis AstraZeneca-Impfstoff (Vaxzevria®) eine zweite Dosis mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer (Comirnaty®). Der Impfabstand betrug mindestens acht Wochen. Insgesamt nahmen 673 Personen an der Studie teil. Davon erhielten knapp zwei Drittel (441 Teilnehmer) eine zweite Impfdosis, während die Kontrollgruppe (232 Teilnehmer) vorerst keine zweite Impfung erhielt. Im Mittel waren die Teilnehmer 44 Jahre alt, der Frauenanteil lag mit 56 Prozent leicht über dem Männeranteil. An der CombivacS-Studie beteiligen sich fünf spanische Krankenhäuser: Cruces in Vizcaya, La Paz und Hospital Clínico San Carlos in Madrid, Vall d'Hebron und Clínic in Barcelona. Das Nationale Zentrum für Mikrobiologie des Instituto de Salud Carlos III (ISCIII) fungierte als Zentrallabor.

Diese Zwischenergebnisse – die Wissenschaftler haben die Studie noch nicht publiziert – decken sich nur teilweise mit den Beobachtungen der britischen Com-COV-Studie: Auch in Großbritannien musste kein Proband nach der Impfung im Krankenhaus behandelt werden, doch fanden die Wissenschaftler, dass heterolog Geimpfte häufiger über systemische Nebenwirkungen wie Fiebrigkeit, Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen berichteten und die Geimpften nach gemischter Impfserie häufiger zu Paracetamol griffen.  

Die spanischen Wissenschaftler beobachteten nicht nur die Verträglichkeit, sie werteten auch Daten zur Immunogenität aus. Welchen Einfluss hat eine heterologe Impfserie, bestehend aus einer Erstdosis mit dem Vektorimpfstoff Vaxzevria® und einer Zweitdosis mit der mRNA-Vakzine Comirnaty®, auf die Antikörperspiegel bei den Geimpften? 

Höhere Antikörpertiter

Den Wissenschaftlern zufolge verstärkte die heterologe Impfserie die Immunantwort bei den Studienteilnehmern: Bereits 7 Tage nach der Zweitimpfung lagen die Antikörpertiter gegen die Rezeptorbindungsregion 123-fach höher als die Ausgangstiter. 14 Tage nach der zweiten Dosis war der Effekt noch ausgeprägter und die Antikörpertiter erreichten das 150-Fache der Ausgangswerte (von Medianwert von 58 auf 9102). Die Kontrollgruppe, die nicht geboostert wurde, blieb auf den Ausgangswerten.

Neutralisierende Antikörper um das 7-Fache erhöht

Doch wie gut passen die Antikörper auf SARS-CoV-2, und vermögen sie, das Coronavirus zu neutralisieren? Dies prüften die spanischen Forscher mithilfe von Neutralisationstests an Pseudoviren. Sie fanden heraus, dass nach der Zweitdosis mit Comirnaty® die neutralisierenden Antikörpertiter um das 7-Fache stiegen und höher waren als bei homologen Impfserien. Allerdings haben die Wissenschaftler in CombivacS homologe Impfserien nicht direkt mit heterologen Impfserien verglichen (die Kontrollgruppe erhielt keine Zweitimpfung), sodass nur mit Daten aus anderen Studien verglichen werden kann. Daten dazu, wie stark die gemischte Impfserie die zelluläre Immunantwort stimuliert, sollen in den nächsten Tagen verfügbar sein.

Pseudoviren – was ist das?

Pseudovirus-Neutralisationsassays sind wertvoll, will man die Antikörperreaktion eines Menschen (oder Tieres) auf ein bestimmtes Virus – in diesem Fall SARS-CoV-2 – untersuchen. Allerdings setzt man nicht direkt das krankmachende Virus SARS-CoV-2 ein, vielmehr baut man ein Virus nach (Pseudovirus), das bestimmte und wichtige Strukturen von SARS-CoV-2 enthält (exprimiert): Das Spikeprotein, das es SARS-CoV-2 ermöglicht, in die menschliche Zelle einzudringen. Diese „gebauten“ Pseudoviren werden sodann mit dem Serum (enthält Antikörper) der Geimpften versetzt, es wird geschaut, wie stark die Antikörper die Pseudoviren binden und neutralisieren und so verhindern, dass die Viren noch Zellkulturen infizieren können. Je stärker die Neutralisationskraft, desto höher der Titer.

Zurück