Corona-News des Tages
Corona-Pandemie
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Corona-News des Tages: Meldungen vom 21. bis 25.09.2020

3D-Animation in Blau und Rot eines Coronavirus
Bild: artegorov3@gmail / AdobeStock

Mittwoch, den 23.09.2020

Johnson & Johnson startet entscheidende Testphase 

Im Rennen um einen Corona-Impfstoff hat nun auch der US-Hersteller Johnson & Johnson die letzte und entscheidende Phase der klinischen Tests gestartet. In einer Phase III-Studie mit bis zu 60.000 Freiwilligen auf drei Kontinenten sollen Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten namens JNJ-78436735 überprüft werden, wie die deutsche Unternehmens-Tochter Janssen-Cilag am heutigen Mittwoch in Neuss mitteilte.

Die Besonderheit des Impfstoffs ist, dass nur eine Dosis ausreichend Schutz bieten soll. Die Ergebnisse der bisherigen klinischen Tests seien positiv verlaufen, hieß es. Das Unternehmen hofft, dass Anfang 2021 die ersten Dosen des Impfstoffs „für den Notfallgebrauch“ zur Verfügung stehen. Quelle: dpa/sn 

Corona-App wird ausgebaut

Die deutsche Corona-Warn-App wird um neue Funktionen ergänzt und kann künftig auch in zehn weiteren europäischen Ländern eingesetzt werden. Das kündigten die Hersteller der Anwendung, SAP und Deutsche Telekom, am Mittwoch in Berlin an. Die App werde künftig auch Krankheitssymptome abfragen, sagte SAP-Technikchef Jürgen Müller. Die Eingabe sei freiwillig. „Diese Daten werden auch nicht geteilt, sondern nur lokal auf dem Smartphone abgespeichert.“ Die Angabe der Symptome helfe bei der Einschätzung, wie kritisch eine Risikobegegnung gewesen sei.

Zudem soll die App künftig auch in zehn weiteren europäischen Ländern genutzt werden können und dort mit nationalen Corona-Warn-Apps kommunizieren: Österreich, Tschechien, Dänemark, Estland, Irland, Italien, Litauen, Niederlande, Polen und Spanien. Länder wie Frankreich, die technisch einen zentralen Ansatz zur Datenspeicherung gewählt haben, könnten dagegen nicht integriert werden. Quelle: dpa/sn 

Forscher kritisieren These zu Corona-Ursprung 

In sozialen Netzwerken kursiert derzeit die Behauptung einer chinesischen Virologin, das Coronavirus sei von China in einem Labor hergestellt und absichtlich freigesetzt worden. Die globale Wissenschaftsgemeinde widerspricht vehement. „Es wurden Daten einseitig interpretiert. Alles, was gegen ihre Hypothese spricht, wurde einfach nicht berücksichtigt“, sagte Friedemann Weber, Virologe an der Uni Gießen.

Li-Meng Yan hatte ihre These Mitte September auf einen Server für sogenannte Preprints hochgeladen - für Arbeiten also, die noch nicht von anderen Forschern begutachtet und in einem Fachjournal veröffentlicht sind. „Was da drin steht, hält einem wissenschaftlichen Gutachtertum nicht stand“, monierte Weber. Beim US-Sender Fox News erweiterte Yan ihre Behauptung noch: SARS-CoV-2 sei nicht nur künstlich hergestellt, sondern auch absichtlich freigelassen worden.

Webers Urteil deckt sich mit dem von Fachkollegen. Der Virologe Stephan Ludwig aus Münster sieht in Yans Aufsatz eine „Vermischung aus Daten und Vermutungen“. Er verweist auf eine Studie in der Fachzeitschrift „Nature“. Deren Autoren kamen schon im März zu dem Schluss, dass eine Herstellung des Virus im Labor unwahrscheinlich sei. Laut Weber liegt das etwa am Aufbau der Bindestelle zwischen Virus und Zelle: „Wenn man so ein Virus absichtlich konstruieren wollte, würde es anders aussehen.“

Frank Hufert, Virologe an der Medizinischen Hochschule Brandenburg, gibt bei Yans Aussage, China habe das Virus absichtlich freigesetzt, noch einen weiteren Aspekt zu bedenken: „Es gibt für diese Krankheit auch in China keinen Impfstoff und keine Therapie“, sagte er. „Ich sehe keinen Grund, warum man einen Ausbruch im eigenen Land starten und damit Menschen und Wirtschaft gefährden sollte.“

Auch zahlreiche andere Forscher etwa aus Großbritannien, Frankreich und den USA kritisierten den Beitrag als unwissenschaftlich. Quelle: dpa/sn 

Regierung: Corona-App intensiver nutzen

Die Bundesregierung hat dazu aufgerufen, die neue Corona-Warn-App für Smartphones auch mit Blick auf den Herbst und Winter intensiver einzusetzen. „Bitte nutzen Sie dieses Werkzeug in der Pandemie“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn am heutigen Mittwoch in Berlin bei einer Zwischenbilanz der Anwendung nach 100 Tagen. Dazu gehöre, bei einem eigenen positiven Testergebnis auch seine Kontakte darüber zu informieren. Bisher passiere dies nur in etwa der Hälfte der Fälle. Insgesamt hätten fast 5.000 Nutzer eigene Kontakte auf diese Weise gewarnt, erläuterte Spahn. Bei je zehn bis 20 Kontakten hätten so einige Zigtausend Menschen informiert werden können.

Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) nannte die im Auftrag des Bundes entwickelte Anwendung eine „große Erfolgsgeschichte“. Mit rund 18 Millionen Downloads sei sie häufiger heruntergeladen worden als alle anderen Corona-Apps in Europa. Sie sei inzwischen auch 400.000 Mal in ausländischen Stores heruntergeladen worden, um sie in Deutschland nutzen zu können. Spahn betonte, die App sei „kein Allheilmittel“. Sie ergänze die Arbeit von Gesundheitsämtern und Gesundheitswesen, es komme zudem weiter auf Abstand, Hygieneregeln und Alltagsmasken an.

Die App kann messen, ob sich Handynutzer über eine längere Zeit näher als etwa zwei Meter gekommen sind. Ist ein Nutzer positiv getestet worden und hat dies in der App geteilt, meldet sie anderen Anwendern, dass sie sich in der Nähe eines Infizierten aufgehalten haben. Dann kann man sich auf Kassenkosten testen lassen. Quelle: dpa/sn 

Forscher: Selbstversuche bei Corona-Impfungen müssen reguliert werden

Schon mehrfach gab es in den letzten Wochen Fälle, in denen Forscher von ihnen entwickelte Corona-Impfstoffe an sich selbst testeten. Derlei Selbstversuche müssten dringend reguliert werden, fordern Wissenschaftler aus den USA und Dänemark. Diese Form der Forschung werfe viele rechtliche und ethnische Fragen auf, erläutern sie im Fachmagazin „Science“. Wenn diese nicht angegangen würden, könne das Vertrauen der Menschen in die Entwicklung sicherer Corona-Impfstoffe beeinträchtigt werden.

Mehrere Wissenschaftler in den USA haben eigenen Angaben zufolge bereits selbst zusammengemischte Corona-Impfstoffkandidaten am eigenen Körper ausprobiert. Unter anderem aus Russland und China gibt es ähnliche Berichte.

Der Drang danach könne aus dem Irrglauben entstehen, dass Selbstversuche keinen zeitaufwendigen Überprüfungen und Regularien unterlägen, schreiben die Forscher um Christi Guerrini vom Baylor College of Medicine in der texanischen Metropole Houston. Das sei aber faktisch und rechtlich falsch. Die US-Arzneimittelbehörde FDA müsse ihre entsprechenden Regeln und ihre Autorität klarstellen. Andernfalls sei zu befürchten, dass in einer von Impfskeptizismus geprägten und hoch politisierten Pandemie das Vertrauen der Menschen in jeglichen wie auch immer entwickelten Impfstoff untergraben werde. Quelle: dpa/sn 

Virologin: Fieberambulanzen gute Idee, aber irreführender Name

Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek hält die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgeschlagenen Fieberambulanzen für „eine gute Idee für den Herbst und den Winter“. Eine spezielle Einrichtung, in der sich Patienten mit Atemwegsinfekten vorstellen können, „macht generell Sinn“, sagte sie am Dienstag im NDR-Podcast „Coronavirus-Update“. Solche Ambulanzen entlasteten die Arztpraxen und verringerten die Ansteckungsgefahr für andere Patienten im Wartezimmer.

„Nicht so gelungen“ findet die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt den Namen Fieberambulanz. Er könne dazu führen, dass nur Menschen mit Fieber diese Ambulanzen aufsuchten, aber nicht jeder Patient mit COVID-19 entwickle Fieber.

Falsch findet die Virologin den Vorschlag, in den Ambulanzen einen Antigentest anzubieten. Diese Art Test liefert ein Ergebnis zwar schon nach wenigen Minuten, der aussagekräftigere PCR-Test dauert mehrere Stunden. „Aber da bin ich nicht dafür“, betonte Ciesek. „Bei symptomatischen Patienten sollte man möglichst die richtige Diagnose mit einem sensitiven Test, also der PCR, haben.“ Quelle: dpa/sn 

Spahn will sich für verstärkte Wirkstoffproduktion in der EU einsetzen

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will Lehren aus der Corona-Krise für den Medizinstandort Deutschland ziehen. Nach einem Besuch bei dem Arzneimittelkonzern Boehringer Ingelheim sagte er am Dienstagabend: „Wir haben in dieser Krise schmerzhaft erlebt, dass wir nicht zu sehr abhängig sein wollen von China und anderen Regionen auf der Welt, wenn es um sensible medizinische Produkte geht – sei es um Schutzmasken oder Wirkstoffe für Arzneimittel.“

Er wolle sich in der EU dafür einsetzen, „dass wir in Europa wieder verstärkt Produktion von Wirkstoffen im Arzneimittelbereich“ haben, sagte Spahn in Ingelheim weiter. „Wir wussten eigentlich schon vor Corona, dass das auf Dauer nicht gut ist, wenn bestimmte Wirkstoffe nur von ein, zwei Herstellern auf der Welt – in aller Regel im asiatischen Raum – hergestellt werden.“ Zu Stärkung des heimischen Pharmastandortes könne die Politik Anreize setzen bei den Investitionsförderungen und den Rahmenbedingungen für Produktion und Forschung sowie beim Vergaberecht, um Sicherheit in der Lieferfähigkeit zu haben. Quelle: dpa/sn 


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