Meldungen vom 21. bis 23.12.2020
Dienstag, den 22.12.2020
Drosten sieht in Virus-Variante eher kein größeres Problem
Der Berliner Virologe Christian Drosten hält eine rasante Verbreitung der neuen Coronavirus-Variante in Deutschland für wenig wahrscheinlich. „Ich glaube nicht, dass wir da bald ein größeres Problem kriegen“, sagte er am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Es sei zwar recht wahrscheinlich, dass die Variante mit der Bezeichnung B.1.1.7., die erstmals in Großbritannien nachgewiesen wurde, mittlerweile auch in Deutschland sei. „Aber bei den aktuellen Beschränkungen dürfte diese Variante hierzulande eher schwer Fuß fassen.“ Darauf deuteten Daten hin, die die britische Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) veröffentlicht hat.
Demnach verbreite sich B.1.1.7. überall dort besonders schnell im Vergleich zu bereits bekannten Varianten von SaRS-CoV-2, wo unzureichende Beschränkungen zu einem Anstieg der Infektionszahlen führen. In Gegenden in Großbritannien aber, in denen wirksame Maßnahmen gelten, sei auch die neue Variante weitgehend unter Kontrolle. Für Deutschland folgert Drosten daher, dass der Lockdown der Variante wenig Chance auf eine Verbreitung lassen dürfte.
Bislang gebe es keine Hinweise darauf, dass die neue Variante einen Einfluss auf die Krankheitsschwere hat, sagte Drosten. Auch für einen verminderten Impfschutz gebe es keine Anzeichen.
Experten der englischen Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) kamen in einem Forschungspapier zu dem Schluss, dass B.1.1.7. sehr wahrscheinlich leichter übertragbar ist als andere Varianten. Dafür werteten sie Daten aus verschiedenen Regionen aus. Aus den PHE-Modellrechnungen könne man ableiten, dass die Reproduktionszahl bei der neuen Variante je nach Ort um etwa 30 bis 40 Prozent erhöht sei, sagte Drosten. „Das ist erheblich.“ Allerdings seien diese Schätzungen unscharf und mit Vorsicht zu genießen.
Die neue Variante des Virus ist durch etwa 20 Mutationen in ihrem Erbgut charakterisiert. Die Mutation mit der Bezeichnung N501Y dürfte es leichter machen, in menschliche Zellen einzudringen und eine Infektion zu verursachen. Es ist laut Drosten jedoch unklar, was der Variante den entscheidenden Vorteil bringt. So sei denkbar, dass man bei B.1.1.7. weniger Viren ausgesetzt sein muss, um ansteckend zu werden. Es sei aber auch möglich, dass die Variante dafür sorgt, dass ein Infizierter mehr Viren im Rachen hat und dadurch ansteckender ist.
Positiv zu werten sei, dass der neuen Variante ein bestimmtes Gen fehle, dass eigentlich die Krankheitsschwere verstärkt, sagte Drosten. „Das ist die gute Nachricht.“Es könnte also durchaus sein, dass B.1.1.7. harmloser ist. Möglicherweise sei das auch ein Grund für die schnellere Verbreitung. Denn Menschen ohne oder mit nur leichten Symptomen isolieren sich eher nicht und können dadurch vermehrt andere anstecken, so Drosten. Quelle: dpa/sn
Biontech will Kühlungs-Anforderungen des Impfstoffs senken
Der Corona-Impfstoffhersteller Biontech arbeitet derzeit daran, die bislang notwendigen hohen Anforderungen an die Kühltemperaturen für eine langfristigen Lagerung des Präparats auf ein „entspannteres Niveau“ zu bringen. Ergebnisse dazu seien bis Ende Januar zu erwarten, sagte Firmenchef Ugur Sahin am Dienstag.
Für einen längeren Zeitraum muss der Impfstoff bei minus 70 Grad gelagert werden. In speziell entwickelten Versandboxen mit Trockeneis übersteht das Präparat bei diesen Temperaturen bis zu 15 Tage. In den Impfzentren kann das Vakzin in ungeöffnetem Zustand nach Firmenangaben in den Lieferboxen oder auch in herkömmlichen Kühlschränken bis zu fünf Tage bei zwei bis acht Grad aufgehoben werden. Bis zwei Stunden vor dem Spritzen könne das Präparat sogar bei bis zu 30 Grad gelagert werden. Die eigentliche Impfung könne bei Zimmertemperatur erfolgen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Quelle: dpa/sn
Biontech: Theoretisch innerhalb sechs Wochen Vakzin gegen neue Virusvariante möglich
Biontech wäre nach eigenen Angaben prinzipiell binnen sechs Wochen in der Lage, auch ein Präparat gegen die in Großbritannien aufgetauchte Mutation des Virus herzustellen. „Das ist aber eine rein technische Überlegung“, sagte Biontech-Chef Ugur Sahin am Dienstag. Es gehe dabei nicht nur um technische Fragen, sondern auch darum, wie etwa die Zulassungsbehörden dieses Präparat bewerten würden. Es sei aber sehr wahrscheinlich, dass der bereits hergestellte Impfstoff auch gegen die neue Variante wirke.
Die Plattform des bisherigen Impfstoffs würde bei einer etwaigen Weiterentwicklung nicht angetastet, erläuterte die medizinische Geschäftsführerin und Biontech-Mitgründerin Özlem Türeci. In diesem Fall würde es darum gehen, inwieweit die Behörden die bereits eingereichten Sicherheits- und Wirksamkeitsdaten des jetzigen Vakzins als Basis akzeptierten. Dies wiederum würde die Dauer eines möglichen Zulassungsprozesses beeinflussen. Quelle: dpa/sn
Biontech: Erkenntnisse zu Infektionsschutz durch Impfung bis Februar
Der Impfstoffhersteller Biontech erwartet bis spätestens Februar genauere Erkenntnisse darüber, inwieweit sein Präparat die Menschen auch vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützen kann. Die Daten dazu würden derzeit geprüft, sagte Firmenchef Ugur Sahin am Dienstag. Quelle: dpa/sn
Barmer baut Corona-Hotline aus
Aufgrund des bevorstehenden Impfstarts weitet die Barmer ihre seit Januar bestehende Corona-Hotline aus. Anrufende erhalten ab sofort über die Hotlien alle zentralen Informationen zur Immunisierung und dem verfügbaren Impfstoff. „Rund um die Corona-Impfung gibt es einen massiven Informationsbedarf. Dabei geht es nicht nur darum, wer wann und wo geimpft wird, sondern auch wie sicher die Impfung ist oder wer die Kosten übernimmt. Unsere Fachleute verfügen über die relevanten Informationen, die auf dem aktuellen medizinischen Stand der Forschung basieren“, sagt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer. Die kostenlose Hotline (0800 84 84 111) stehe allen Bundesbürgerinnen und -bürgern rund um die Uhr zur Verfügung. Quelle: Barmer/sn
Köln: Warnung vor illegalen Schnelltests an Tankstellen und in Supermärkten
Die Bezirksregierung Köln hat vor zwei bundesweit illegal in den Handel gelangten Corona-Schnelltests gewarnt. Sie könnten, wenn sie nicht von Fachkräften angewendet würden, „katastrophale Infektionsfolgen“ haben. Wie die Behörde am Montagabend mitteilte, sind solche Schnelltests unter anderem an Tankstellen, in Supermärkten, Tierarztpraxen, Brauereien und vielen anderen Stellen illegal in den Verkehr gebracht worden.
Die Bezirksregierung warnte vor vermeintlicher Sicherheit durch falsche negative Tests beim unsachgemäßen Gebrauch durch Laien – gerade vor den anstehenden Feiertagen. Auch eine Verletzungsgefahr sei nicht auszuschließen.
Die Tests sind den Angaben zufolge von einem Unternehmen aus NRW in Umlauf gebracht worden und somit für Privatkunden auch ohne Fachkenntnisse frei käuflich. Betroffen seien die Produkte „Covid-19 Ag Test“ des Herstellers nal von minden GmbH und „blnk Novel Coronavirus (SARS-CoV-2) Antigen Rapid Test Cassette (Swab)“ des Herstellers Hangzhou Realy Tech Co. Die Bezirksregierung warnt ungeschulte Privatperson eindringlich vor dem Kauf und der selbstständigen Anwendung des Schnelltests. Quelle: dpa/sn
Impfstoff-Nebenwirkungen melden, so geht's
Wenn ein Arzneimittel oder ein Impfstoff zugelassen wird, kann niemand jede denkbare Nebenwirkung kennen. Das ist auch im aktuellen Fall des Serums, das die Firmen Biontech und Pfizer gegen das Coronavirus entwickelt haben, nicht anders. Um künftig weitere Informationen zu unerwünschten Ereignissen zu sammeln, setzt das Paul-Ehrlich-Institut auf Meldungen von Herstellern, Ärzten und Apotheken, aber auch direkt von Patienten und ihren Angehörigen.
Für Bürger führt der einfachste Weg über die Online-Plattform nebenwirkungen.bund.de, von wo die Informationen direkt an die zuständigen Behörden gehen. Zum Abschluss der Meldung erhält man eine elektronisch erzeugte Eingangsbestätigung, die alle Angaben zusammengefasst darstellt. Die darin enthaltene Bearbeitungsnummer dient eventuellen Rückfragen. Persönliche Daten können, müssen aber nicht angegeben werden.
Geplant ist zudem eine App, die solche Meldungen erleichtern soll. Sie soll nach Aussage von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zum Start der Impfungen in App-Stores erhältlich sein. Über die so erfassten Daten sollen „über ein Jahr die Häufigkeit und Schwere unerwünschter Ereignisse sowie SARS-CoV-2-Infektionen bei geimpften Erwachsenen nachverfolgt werden“, heißt es in der Impfstrategie der Bundesregierung.
Laut PEI wird es die Möglichkeit geben, über die App an einer Beobachtungsstudie des Instituts teilzunehmen. Wer mitmacht, werde „mehrfach kontaktiert und um Angaben zu möglichen Reaktionen gebeten“, teilte die PEI-Sprecherin mit. Quelle: dpa/sn
Biontech-Impfstoff vermutlich auch auch gegen neue Variante wirksam
Der Corona-Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech ist laut Firmenchef Ugur Sahin aller Voraussicht nach in der Lage, auch die jetzt in Großbritannien aufgetauchte neue Mutation des Virus wirksam zu bekämpfen. Aus wissenschaftlicher Sicht sei die Wahrscheinlichkeit dafür hoch, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben den Impfstoff bereits gegen circa 20 andere Virusvarianten mit anderen Mutationen getestet. Die Immunantwort, die durch unseren Impfstoff hervorgerufen wurde, hat stets alle Virusformen inaktiviert.“
Das Virus sei jetzt etwas stärker mutiert, sagte Sahin. „Wir müssen das jetzt experimentell testen. Das wird etwa zwei Wochen in Anspruch nehmen. Wir sind aber zuversichtlich, dass der Wirkungsmechanismus dadurch nicht signifikant beeinträchtigt wird.“ Der Biontech-Impfstoff auf Basis des Botenmoleküls mRNA könne prinzipiell schnell an neue Varianten des Virus angepasst werden. Quelle: dpa/sn