Meldungen vom 21. bis 23.12.2020
Montag, den 21.12.2020
Erster Impfstoff in der EU zugelassen
In der Europäischen Union ist der erste Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen worden. Die EU-Kommission erteilte dem Präparat des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer die bedingte Marktzulassung, wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am heutigen Montag sagte. Somit können die Impfungen gegen das Coronavirus jetzt auch in der EU beginnen.
Der Impfstoff wird laut Biontech in der EU unter dem Namen Comirnaty vermarktet. Der Name vereine die Wörter COVID-19, mRNA, Community (englisch für Gemeinschaft) und „Immunity“ (Immunität). Mit der Bezeichnung will das Unternehmen nach eigenen Angaben die erste Zulassung eines Impfstoffs auf Basis von messenger RNA hervorheben. Zudem solle der Namen die gemeinschaftlichen Bemühungen unterstreichen, die diese Zulassung jetzt ermöglicht hätten.Quelle: dpa/sn
EMA geht von Wirksamkeit des Impfstoffs gegen neue Virus-Variante aus
Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA rechnet damit, dass der Impfstoff der Firmen Pfizer und Biontech auch gegen die neu aufgetretene Coronavirus-Variante wirksam ist. „Zu diesem Zeitpunkt gibt es keinen Beweis für die Annahme, dass der Impfstoff nicht gegen die neue Variante wirken könnte“, sagte EMA-Direktorin Emer Cooke am Montag in Amsterdam. Über die neue Virus-Variante müssten aber noch mehr Informationen gesammelt werden. Die EU-Behörde hatte zuvor die bedingte Marktzulassung des Impfstoffes in der EU empfohlen. Das sei ein großer Schritt, sagte die Direktorin, warnte aber: „Wir haben noch nicht den Wendepunkt der Pandemie erreicht.“ Quelle: dpa/sn
Apotheken dürfen künftig Antigentests durchführen
Bund und Länder sind sich offenbar einig geworden: Apotheken dürfen bei symptomfreien Personen Antigentests zur Feststellung einer Corona-Infektion durchführen. Darüber informiert die ABDA am heutigen Montag.
EMA empfiehlt erste Zulassung eines Corona-Impfstoffs in der EU
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) empfiehlt die bedingte Zulassung des Corona-Impfstoffs der Mainzer Firma Biontech und des US-Pharmariesen Pfizer in der EU. Das teilte die Behörde am Montag in Amsterdam mit. Im nächsten Schritt muss die EU-Kommission über die Verwendung des Präparats für alle Mitgliedsländer entscheiden - das gilt als Formsache und soll noch vor Weihnachten geschehen. Quelle: dpa/sn
Corona trifft Pflegekräfte besonders stark
Laut einer Auswertung der Barmer sind Pflegekräfte in den vergangenen Monaten im Verhältnis zu anderen Berufsgruppen besonders häufig aufgrund von COVID-19 ausgefallen. Demnach waren seit Beginn der Pandemie bis Mitte November 2,5 Prozent aller bei der Barmer versicherten Pflegekräfte wegen COVID-19 krankgeschrieben. In absoluten Zahlen seien das 6.600 Pflegerinnen und Pfleger. Bei allen Berufsgruppen liege der Anteil der COVID-19-Kranken insgesamt bei nur 1,6 Prozent. „Die Corona-Pandemie spitzt sich immer weiter dramatisch zu. Wir können es uns also nicht leisten, dass so viele Pflegekräfte an Corona erkranken und ausfallen. Das gefährdet die Versorgung im Krankenhaus, in Altenheimen und in der häuslichen Pflege. Daher ist es sehr wichtig, dass das Pflegepersonal den Impfstoff gegen Covid-19 sehr früh und mit der höchsten Priorität erhalten kann“, sagte die leitende Medizinerin der Barmer, Ursula Marschall. Die Impfung sei so dringlich, da das Pflegepersonal ohnehin gesundheitlich stark belastet sei. Das spiegle sich auch deutlich in einem erhöhten Medikamentenbedarf wider. Quelle: dpa/sn
Israel: Erstmals Mann nach Reinfektion gestorben
In Israel ist erstmals ein Mensch gestorben, nachdem er sich zum zweiten Mal mit dem Coronavirus infiziert hatte. Das Schiba-Krankenhaus bei Tel Aviv bestätigte, der 74-Jährige habe sich bei seiner Neuerkrankung mit einer mutierten Corona-Variante angesteckt. Eine Wiederinfektion mit dem Coronavirus gilt weltweit als selten.
Nach Medienberichten war der Mann aus Bnei Brak bei Tel Aviv im Sommer zum ersten Mal an Corona erkrankt. Nach einer Behandlung im Krankenhaus sei er genesen; mehrere Corona-Tests seien damals negativ gewesen. Rund drei Monate später habe sich der Einwohner eines Seniorenheims dann erneut infiziert. Er sei mit Atemnot ins Schiba-Krankenhaus gebracht worden und dort später verstorben.
„Es ist einer der Fälle, in denen es sich eindeutig um eine Wiederinfektion handelt, und es besteht kein Zweifel daran, dass der Verstorbene nach seiner ersten Infektion vollständig genesen war“, sagte Professor Galia Rahav, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten. Es habe sich um zwei verschiedene Varianten des Coronavirus gehandelt. Quelle: dpa/sn
Drosten: Neue Corona-Variante vermutlich auch in Deutschland
Der Virologe Christian Drosten geht davon aus, dass die in Großbritannien zirkulierende neue Variante des Coronavirus Deutschland bereits erreicht hat. „Ich denke, dass das schon in Deutschland ist“, sagte Drosten am Montagmorgen im Deutschlandfunk. „Dieses Virus ist ja jetzt gar nicht so neu. Davon darf man sich jetzt wirklich nicht irgendwie aus der Ruhe bringen lassen.“ Das Virus komme seit Ende September in England vor und sei im Oktober noch überhaupt nicht im Fokus gewesen. „Wir wissen jetzt: Es ist schon in Italien, in Holland, in Belgien, in Dänemark -– sogar in Australien. Warum sollte es nicht in Deutschland sein?“
Zur neuen Virusvariante sagte Drosten: „Ich bin darüber nicht so sehr besorgt im Moment. Ich bin allerdings auch – genau wie jeder andere – in einer etwas unklaren Informationslage.“ Die öffentlich bekannten Dokumente seien noch lückenhaft, das würden britische Wissenschaftler genauso sehen. „Die sagen auch, sie müssen zumindest mal noch bis diese Woche warten, bis ein paar vorläufige Datenanalysen abgeschlossen sind, um überhaupt zu sagen, dass der Verdacht, den sie da äußern stimmt.“ Mit Blick auf erhöhte Infektionszahlen sei die Frage, ob überhaupt die neue Virus-Variante daran Schuld habe, „oder ist das so, dass einfach lokal (...) Übertragungsmechanismen zum Tragen gekommen sind, die auch jedes andere Virus hochgespült hätte.“
Die kürzlich entdeckte Variante sei um bis zu 70 Prozent ansteckender als die bisher bekannte Form, hatte Premierminister Boris Johnson am Samstag gesagt. Drosten äußerte Zweifel an der wissenschaftlichen Gewissheit dieses Wertes: „Diese Zahl ist einfach so genannt worden.“ Politiker würden solche Zahlen nennen, Medien nähmen diese auf. „Plötzlich steht so ein Wert im Raum – 70 Prozent – und keiner weiß überhaupt was damit gemeint ist.“ Quelle: dpa/sn
Curevac prüft Impfstoffwirksamkeit bei Klinikpersonal
Das Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac möchte die Wirkung seines Corona-Impfstoffs bei Krankenhausmitarbeitern untersuchen. Mit einer Studie an 2500 Mitarbeitern des Universitätsklinikums Mainz solle die Häufigkeit von Antikörpern und COVID-19-Erkrankungen erforscht werden, teilte ein Sprecher des Unternehmens am Montag mit.
Die Studie solle zeigen, welchen Unterschied der Impfstoffkandidat CVnCoV für diese spezielle Personengruppe machen könne, die einem hohen potenziellen Infektionsrisiko ausgesetzt sei, so Lidia Oostvogels, Leiterin des Bereichs Infektionskrankheiten bei Curevac. Mit der ab Dienstag beginnenden Studie erhoffe sich das Unternehmen zusätzliche Erkenntnisse über den Schutz der Impfung für diese besonders gefährdete Bevölkerungsgruppe. Quelle: dpa/sn
Neue Virusvariante in Großbritannien
In Deutschland ist die neue Coronavirus-Variante, die sich derzeit in Großbritannien ausbreitet, nach Angaben von Christian Drosten bisher nicht aufgetaucht. Die Verbreitung könne Zufall sein, schreibt der Coronavirus-Experte der Berliner Charité auf Twitter. Die Mutationen verschafften dem Virus nicht zwingend einen Selektionsvorteil, auch wenn das möglich sei. Ein Selektionsvorteil kann dazu führen, dass sich ein Virus leichter ausbreiten kann.
Ersten Analysen britischer Wissenschaftler zufolge verfügt die neue Variante über ungewöhnlich viele genetische Veränderungen, vor allem im Spike-Protein. Dieses Protein benötigt das Virus, um in Zellen einzudringen. Der in Großbritannien eingesetzte Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech erzeugt eine Immunantwort gegen genau dieses Protein. Deswegen gibt es die Befürchtung, dass der Impfstoff gegen die neue Variante möglicherweise nicht wirkt. Nach Angaben des britischen Premierministers Boris Johnson gibt es aber keine Hinweise darauf. Nach ersten Erkenntnissen britischer Wissenschaftler ist die neue Variante des Virus um bis zu 70 Prozent ansteckender als die bisher bekannte Form.
Um die Ausbreitung der Virusvariante zu unterbinden stellen vielen Länder den Flugverkehr nach Großbritannien ein. Auch nach Südafrika, wo die Virusvariante ebenfalls nachgewiesen wurde, wird der Reiseverkehr zum Teil eingestellt. Quelle: dpa/sn
Schweiz lässt Biontech/Pfizer-Impfstoff „ordentlich“ zu
Die Schweiz hat dem vom Mainzer Unternehmen Biontech und dessen US-Partner Pfizer entwickelten Corona-Impfstoff eine Zulassung erteilt. Dabei handele es sich um die weltweit erste Zulassung in einem ordentlichen Verfahren statt einer Notfallzulassung, teilte die Zulassungsbehörde Swissmedic am Samstag in Bern mit. Der Impfstoff sei seit Mitte Oktober bei laufend eingereichten Unterlagen begutachtet worden.
„Die bis jetzt vorliegenden Daten zeigten in allen untersuchten Altersgruppen eine vergleichbare, hohe Wirksamkeit und erfüllten die Anforderungen an die Sicherheit“, erklärte die Behörde. Die häufigsten dokumentierten Nebenwirkungen seien vergleichbar mit denen einer Grippeimpfung. „Nach der minutiösen Prüfung der verfügbaren Informationen kommt Swissmedic zum Schluss, dass der COVID-19-Impfstoff von Pfizer/Biontech sicher ist.“ Quelle: dpa/sn
Gelangen Erbgutreste von SARS-CoV-2 ins menschliche Erbgut?
Eine mögliche Erklärung für wiederholt positive PCR-Tests auch nach überstandener Corona-Infektion liefert eine Untersuchung von US-Forschern: Der Studie zufolge könnten in sehr seltenen Fällen kleine Schnipsel des Coronavirus-Erbguts in das menschliche Erbgut eingebaut werden. Dies könnte im PCR-Test eine Infektion vortäuschen – obwohl die Viren längst aus dem Körper verschwunden sind, berichten die Wissenschaftler in ihrer Vorabveröffentlichung, die noch nicht von unabhängigen Forschern geprüft wurde. Ganze Viren, die eine neuerliche Erkrankung auslösen oder andere Menschen anstecken, könnten infolge der Erbgut-Übernahme aber nicht gebildet werden, schreiben die Wissenschaftler.
Fachkollegen beurteilen die Arbeit als wissenschaftlich spannend und die dargelegten Prozesse als prinzipiell glaubhaft, sehen aber überwiegend keine biologische Bedeutung der gezeigten Abläufe. „Völlig ausgeschlossen wird jedoch sein, dass der RNA-Impfstoff in DNA umgeschrieben und integriert wird“, betont etwa Joachim Denner vom Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin. Mit Blick auf den bevorstehenden Beginn der Impfungen wird diese Befürchtung gelegentlich geäußert. Quelle: dpa/sn
Hamburg: Corona-Tote meist über 80 Jahre alt
Trotz zahlreicher Neuinfektionen auch bei jüngeren Menschen ist das Durchschnittsalter der in Hamburg an Corona gestorbenen Patienten nicht gesunken. „Die verstorbenen Personen sind im Median 82 Jahre alt“, sagte der Leiter des Instituts für Rechtsmedizin, Prof. Benjamin Ondruschka (36). Das Institut habe bislang bei 452 Toten eindeutig eine COVID-19-Erkrankung als Todesursache festgestellt. Der älteste untersuchte Todesfall sei eine 100 Jahre alte Person gewesen. Die meisten Sterbefälle gebe es in der Altersgruppe der 80- bis 90-Jährigen. Es seien deutlich mehr Männer als Frauen an der Virusinfektion gestorben.
In der zweiten Welle hätten sich vor allem auch zahlreiche Menschen im Alter zwischen 30 und 60 Jahren mit dem Coronavirus angesteckt. Im Alter unter 50 seien aber seit Beginn der Pandemie in Hamburg bisher nur vier Männer und drei Frauen gestorben. „An dem Sterbefall-Kollektiv, von der Altersstruktur her, hat sich im Prinzip zur ersten Welle im Frühjahr nichts geändert“, sagte Ondruschka. Der Rechtsmediziner schließt daraus, dass sich die medizinische Behandlung der Patienten verbessert hat, auch dank der Erkenntnisse aus den Obduktionen. Entzündungshemmer wie Dexamethason oder blutverdünnende Medikamente seien hilfreich. Anfangs seien viele COVID-19-Patienten an Blutgerinnseln und Embolien gestorben, das komme jetzt seltener vor.
Die allermeisten Verstorbenen hätten Vorerkrankungen gehabt. Zum charakteristischen Risikoprofil gehören nach Angaben des Rechtsmediziners Herz- und Gefäßerkrankungen, Diabetes und Übergewicht. Es sei allerdings nicht ungewöhnlich, dass Menschen im Alter zwischen 80 und 90 Jahren derartige Vorerkrankungen hätten. Damit seien sie aber „nicht gleich dem Tode geweiht“. Die zum Tod führende Erkrankung habe in den untersuchten Fällen mit der Corona-Infektion begonnen. Nur in Einzelfällen seien jüngere Menschen mit nur gering ausgeprägten Vorerkrankungen an COVID-19 gestorben.
Das Robert Koch-Institut gibt eine höhere Zahl von Corona-Toten an. Doch die Untersuchungen in seinem Institut zeigten, dass gut fünf Prozent der von den Gesundheitsämtern erfassten Corona-Toten tatsächlich aus anderen Gründen gestorben seien, etwa an Herzinfarkten, Hirnblutungen oder einer Lebererkrankung infolge von Alkoholmissbrauch. Quelle: dpa/sn
Corona-Impfstoff von Moderna erhält Notfallzulassung in den USA
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat dem Corona-Impfstoff des US-Pharma-Unternehmens Moderna eine Notfallzulassung erteilt. Das teilte die FDA am Freitagabend (Ortszeit) mit. Vor rund einer Woche hatte bereits ein vom Mainzer Pharma-Unternehmen Biontech und seinem US-Partner Pfizer entwickelter Corona-Impfstoff eine Notfallzulassung der Behörde bekommen.