Meldungen vom 20. bis 23.12.2021
Montag, 20.12.2021
40 Prozent haben nach Infektion mit Coronavirus noch Symptome
Rund 40 Prozent der mit dem Coronavirus infizierten Menschen haben einer Studie der Universitätsklinik Mainz zufolge Long-COVID-artige Symptome – unabhängig davon, ob sie von ihrer mehr als sechs Monate zurückliegenden Infektion wussten oder nicht. Jeder Dritte berichte, nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 nicht wieder so leistungsfähig zu sein wie vorher, sagte der Leiter der Studie, Philipp Wild, am Montag in Mainz. Andere der zahlreichen Symptome „ohne klares klinisches Muster“ seien Abgeschlagenheit, Geruchs- und Geschmacksstörungen, Gedächtnisstörungen, Atmennot/Kurzatmigkeit und Schlafstörungen, Gelenkschmerzen und Stimmungsschwankungen.
Allerdings berichteten auch rund 40 Prozent der gar nicht-infizierten Menschen von einigen ähnlichen Symptomen während der Pandemie, wie Abgeschlagenheit, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen, die mindestens sechs Monate anhielten, sagte Wild. „Es ist aber falsch zu sagen, das Krankheitsbild Long-COVID gibt es nicht“, betonte der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin. Diese Ergebnisse zeigten vielmehr, wie wenig spezifisch das Krankheitsbild sei und wie groß der Forschungsbedarf. Der Vorstandsvorsitzende der Unimedizin, Norbert Pfeiffer, sagte: „Das ist möglicherweise auch Ausdruck der Situation der Belastung.“
Frauen sind den ersten Studienergebnissen zufolge nach einer Infektion häufiger von Long-COVID-artigen Symptomen betroffen als Männer (45,8 Prozent zu 34,6 Prozent). Das Alter der Infizierten spiele hingegen keine Rolle. Die Häufigkeit von Langzeitbeschwerden stehe im Zusammenhang mit der Zahl der Symptome während der Infektion. dpa / vs
EU-Arzneimittelbehörde macht Weg frei für Novavax-Impfstoff
Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hat den Weg frei gemacht für die Zulassung des Corona-Impfstoffes des US-Herstellers Novavax in der EU. Das teilte die EMA am Montag in Amsterdam mit. Nach Zustimmung der EU-Kommission wird dies der fünfte Corona-Impfstoff in der EU. dpa / vs
Moderna-Booster schützt wohl vor Omikron
Der Impfstoff von Moderna scheint Studiendaten zufolge nach drei Dosen immer noch effektiv gegen die neue Omikron-Variante zu wirken. Mit einer Dosierung von 50 Mikrogramm erhöhe der Booster den Omikron-neutralisierenden Antikörperspiegel um das rund 37-fache, teilt Moderna unter Verweis auf vorläufige Daten mit. Eine Booster-Dosis über 100 Mikrogramm erhöhe den Antikörperspiegel um das rund 83-fache im Vergleich zum Niveau vor der Auffrischungsimpfung.
„Um auf diese hochgradig übertragbare Variante zu reagieren, wird Moderna die Entwicklung eines Omikron-spezifischen Booster-Kandidaten weiter vorantreiben und zügig in die klinische Testphase bringen, falls dieser in Zukunft notwendig werden sollte“, sagt Vorstandschef Stephane Bancel. tagesschau.de / vs
USA: COVID-19-Impfstoff von Janssen nur noch zweite Wahl
Während es immer mehr Daten und damit auch Empfehlungen zum heterologen Impfen gibt, wird die Auswahl an Impfstoffen durch nationale Empfehlungen (meist zum Alter) immer mehr eingeschränkt. So ist mit dem COVID-19-Impfstoff von Janssen erst seit kurzem laut Zulassung eine zweite Dosis möglich. Doch das wird wohl nur relevant, wenn andere (mRNA-)Impfstoffe knapp werden.
LKA: Verwenden von gefälschten Impfpässen ist Straftat
Wer einen gefälschten Impfausweis nutzt, begeht eine Straftat – darauf macht das Landeskriminalamt (LKA) in Stuttgart aufmerksam. Bis zu einem Jahr Gefängnis oder eine Geldstrafe sind nach Auskunft des LKA vom Montag in Stuttgart möglich. Da in den Apotheken täglich gefälschte Impfnachweise vorgelegt werden, um an ein digitales Zertifikat zu kommen, wollen das LKA und der Landesapothekerverband mit Plakaten, die an den Eingängen der Apotheken angebracht werden, abschrecken.
Neben den Plakaten, auf denen die einzelnen Straftatbestände aufgeführt sind, haben der Apothekerverband und das Landeskriminalamt eine Checkliste erstellt. Diese sollen den Apothekenteams helfen, die Impfdokumente auf ihre Echtheit zu prüfen. Die Checkliste ruft ausdrücklich dazu auf, bei einem Fälschungsverdacht die Polizei einzuschalten. „Wer einen gefälschten Impfausweis nutzt, begeht eine Straftat. Damit die geltenden Beschränkungen für Nichtgeimpfte zu umgehen, bringt andere Menschen in Gefahr. Das ist unverantwortlich und nicht hinnehmbar“, sagte LKA-Präsident Andreas Stenger. dpa / vs
1 Euro mehr für Antigen-Schnelltests
Vom 1. Dezember 2021 bis Ende Januar 2022 erhalten Apotheken und andere Anbieter von PoC-Antigenschnelltests auf SARS-CoV-2 1 Euro mehr für die Materialkosten: Statt 3,50 Euro gibt es 4,50 Euro pauschal je selbst beschafftem Test. Das sieht eine kürzlich in Kraft getretene Änderung der Coronavirus-Testverordnung vor. Auch an der Coronavirus-Impfverordnung wurden Änderungen vorgenommen – allerdings keine, wie sie die Apotheken derzeit erwarten.
Kinder erhielten Moderna: Prüfungen nach Panne in Kreis Olpe
Nach der Panne um Impfungen jüngerer Kinder mit dem Impfstoff Moderna im Kreis Olpe wird der Fall dort intern aufgearbeitet. Dazu würden sich „sehr zeitnah“ der ärztliche sowie der organisatorische Leiter des Impfzentrums, Landrat Theo Melcher (CDU) sowie „alle weiteren Personen von Belang“ austauschen, sagte eine Sprecherin der Kreisverwaltung am Montag. Am Sonntag hatte der Kreis über eine „fehlerhafte Verimpfung“ des Vakzins an mehrere Kinder informiert, denn für sie ist bisher nur das Präparat von Biontech zugelassen. Wie viele Kinder am Sonntag Moderna erhalten haben, sei noch unklar, sagte die Sprecherin.
Der Fehler war der impfenden Medizinischen Fachangestellten selbst aufgefallen, wie der Kreis berichtet hatte. Die Eltern der betroffenen Kinder seien sofort über den Vorfall informiert worden. Im Gespräch mit der ärztlichen Leitung des Impfzentrums sei ihnen mitgeteilt worden, dass für Moderna die Zulassung für Kinder bei der Europäischen Arzneimittelagentur beantragt sei. Der Moderna-Impfstoff Spikevax ist bisher in der EU für Menschen ab zwölf Jahren zugelassen.
Bei den Kindern, die Moderna bekamen, waren nach Angaben des Kreises zum Zeitpunkt des Verlassens des Impfzentrums keine Auffälligkeiten festzustellen. Auf Wunsch der Eltern sei der Vorfall der Polizei angezeigt worden. dpa / vs
Sorge vor Omikron wächst – Länder wollen Ausbreitung verlangsamen
Die Sorge vor einer raschen Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus in Deutschland wächst. Die Gesundheitsminister der Länder forderten den Bund am Samstag auf, mit schärferen Einreiseregeln die Verbreitung zu verlangsamen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: „Die Einreise sicherer zu machen, hilft, damit sich die Omikron-Variante nicht so schnell ausbreitet.“
Lauterbach sagte: „Verhindern können wir die Verbreitung nicht, nur verzögern. Je länger es dauert, bis Omikron auch Deutschland im Griff hat, umso besser.“ Nach seiner Einschätzung steht Deutschland vor einer massiven fünften Corona-Welle mit der Omikron-Variante.
Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, sagte der dpa, wenn sich bestätige, dass Omikron sehr viel ansteckender als Delta sei und die Schwere der Verläufe vergleichbar sei, werde man es im schlimmsten Fall mit einer großen Zahl gleichzeitig schwer erkrankter Patienten zu tun haben: „Für die Krankenhäuser wäre dies eine weiter verschärfte Lage, die über all das hinausgeht, was wir bisher erlebt haben.“
Das Robert Koch-Institut gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Samstagmorgen mit 321,8 an. Am Vortag hatte der Wert mit 331,8 noch höher gelegen. Experten befürchten wegen der ansteckenderen Omikron-Variante aber eine baldige Trendumkehr. dpa / vs
Bund und Länder beraten am Dienstag über Corona-Lage
Bund und Länder beraten am Dienstag über die Corona-Lage und das weitere Vorgehen angesichts der Ausbreitung der Omikron-Variante. Das vereinbarten Bundeskanzler Olaf Scholz und Nordrhein-Westfalens Regierungschef Hendrik Wüst als Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz, wie beide Seiten am Sonntagabend der Deutschen Presse-Agentur in Berlin mitteilten. dpa / vs
Watzl: „Sehe einen Lockdown auf uns zukommen“
Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, geht davon aus, dass zur Eindämmung der Omikron-Variante des Coronavirus Booster-Impfungen allein nicht ausreichen werden. „Die ersten Berichte weisen darauf hin, dass selbst nach dem Boostern der Schutz vor einer Omikron-Infektion nur bei rund 75 Prozent liegen könnte, während er bei Delta nach der dritten Impfung bei weit über 90 Prozent liegt“, sagte Watzl.
„Das würde bedeuten, dass sich viel mehr geimpfte Menschen mit Omikron anstecken könnten“, betonte er. „Wir werden die bei Omikron hochschießenden Inzidenzen sehr stark runterbringen müssen und das wird uns nicht jetzt wie in dieser vierten Welle mit Booster-Impfungen gelingen, sondern dann nur wieder mit Abstand und Kontaktbeschränkungen“, sagte Watzl. „Das heißt, ich sehe leider einen Lockdown auf uns zukommen, der uns alle betreffen wird“, sagte Watzl. dpa / vs
Frankreich, Dänemark und Großbritannien werden zu Corona-Hochrisikogebieten
Die Bundesregierung stuft Frankreich und Dänemark wegen hoher Corona-Infektionszahlen von diesem Sonntag an als Hochrisikogebiete ein. Das gilt auch für Norwegen, Libanon und Andorra, wie das Robert Koch-Institut am Freitag bekanntgegeben hatte. Damit gelten künftig bis auf Luxemburg alle Nachbarländer Deutschlands als Hochrisikogebiete.
Wer aus einem Hochrisikogebiet nach Deutschland einreist und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss für zehn Tage in Quarantäne und kann sich frühestens fünf Tage nach der Einreise mit einem negativen Test davon befreien.
Und in England ist die hoch ansteckende Omikron-Mutante zur dominierenden Variante des Coronavirus geworden. Omikron mache nun 60 Prozent aller Fälle im Land aus, sagte der britische Gesundheitsminister Sajid Javid am Sonntag im Sky News-Interview. Die Variante hatte sich in den vergangenen Wochen rasant ausgebreitet: Allein am Samstag wurden im Vereinigten Königreich 10.059 neue Omikron-Fälle gemeldet – dreimal so viele wie am Tag zuvor. Zum Schutz vor einer schnellen Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus wird Großbritannien von der Bundesregierung ab Montag als Virusvariantengebiet eingestuft. Damit wird die Einreise aus Großbritannien nach Deutschland erheblich eingeschränkt. dpa / vs
Ab Dienstag in Niedersachsen FFP2-Maskenpflicht im Einzelhandel
In Niedersachsen soll ab Dienstag eine FFP2-Maskenpflicht für den gesamten Einzelhandel gelten. Die Landesregierung habe sich am Samstag darauf verständigt, am Montag eine entsprechende Änderung der Corona-Verordnung vorzunehmen und am Dienstag in Kraft zu setzen, teilte das Gesundheitsministerium in Hannover mit. Eine Unterscheidung zwischen Geschäften des täglichen Bedarfs und anderen Einzelhandelsgeschäften soll es dabei nicht geben.
Die Maßnahme ist eine Reaktion auf die vom Oberverwaltungsgericht (OVG) Lüneburg gekippte 2G-Regel. Diese Vorgabe für Geschäfte hatte das OVG am Donnerstag kassiert, weil sie aus Sicht der Richter zur weiteren Eindämmung des Coronavirus nicht notwendig und auch nicht mit dem allgemeinen Gleichheitsgrundsatz vereinbar sei.
Mit der FFP2-Maskenpflicht setzt die Regierung dem Ministerium zufolge das um, was an Schutzmaßnahmen für diesen Bereich nach dem OVG-Beschluss noch rechtssicher machbar ist. dpa / vs
STIKO-Mitglied: Impfpflicht lohnt nicht
Impfen ja – Impfpflicht nein: Das STIKO-Mitglied Christian Bogdan vom Universitätsklinikum Erlangen sieht den Aufwand einer Impfpflicht in keinem Verhältnis zum Nutzen. „Persönlich halte ich von einer gesetzlichen Impfpflicht nicht viel, da diese einen Rattenschwanz an Administration, Impfbefreiungszeugnissen und Klagen nach sich zieht und die gesellschaftliche Entzweiung fördert“, sagte der Experte der STIKO.
„Das Ziel, möglichst viele Menschen zu impfen, erreicht man über andere Wege viel einfacher. Allein die Einführung der 2G-Regel hat ja schon dazu geführt, dass sich sehr viele Unentschlossene impfen haben lassen“, sagte Bogdan.
Zugleich verteidigte Bogdan die Arbeit der STIKO. „Wenn es zu Verzögerungen gekommen ist, dann aufgrund von Impfstoffmangel oder aufgrund von politischen Entscheidungen, die in der Bevölkerung den Eindruck hinterließen, die Pandemie sei vorbei.“ So habe die Politik das Zurückfahren der Impfzentren angekündigt und damit eine Impflethargie in der Bevölkerung ausgelöst. Nur fünf Wochen später seien dann Booster-Impfungen gefordert worden. dpa / vs