Corona-News des Tages: Meldungen vom 14. bis 17.04.2020
Mittwoch, den 15.04.2020
Union fordert Verbot von exklusiven Rabattverträgen
Welche Lehren sollte das deutsche Gesundheitswesen aus der Coronakrise ziehen? Bei der Beantwortung dieser Frage wird derzeit auch immer wieder über die Arzneimittelversorgung diskutiert. Ein Kritikpunkt: die Abhängigkeit von anderen, zumeist asiatischen Ländern. Dr. Georg Nüßlein, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Unionsfraktion, fordert nun, dass als Reaktion auf die Coronakrise exklusive Arzneimittel-Rabattverträge verboten werden. Und: Ein Teil der Rabattarzneimittel müsse künftig in der EU produziert werden. Quelle: daz.online/br
Bund und Länder wollen Masken in Handel und ÖPNV empfehlen
Im Kampf gegen das Coronavirus wollen Bund und Länder das Tragen von Alltagsmasken im öffentlichen Nahverkehr und im Einzelhandel „dringend“ empfehlen. Eine generelle bundesweite Maskenpflicht soll es demnach aber nicht geben, wie die Deutsche Presse-Agentur am heutigen Mittwoch aus den Beratungen der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin erfuhr. Quelle:dpa
Kinder von Corona weniger betroffen
Erste Datenanalysen weisen darauf hin, dass Kinder weniger vom Coronavirus Sars-CoV-2 betroffen sind als Erwachsene. Forscher um Kári Stefánsson vom isländischen Unternehmen deCODE Genetics in Reykjavik hatten bei bevölkerungsbezogenen Tests rund 13 000 Personen untersucht. Dabei waren 0,6 Prozent der Frauen und 0,9 Prozent der Männer infiziert. Bei Kindern unter 10 Jahren gab es keinen einzigen positiven Befund, bei Menschen ab 10 Jahren waren es 0,8 Prozent, wie es im Fachjournal „New England Journal of Medicine“ heißt.
Zuvor hatten bereits andere Analysen auf eine vergleichsweise geringe Beteiligung von Kindern am Infektionsgeschehen hingewiesen. Unter den erfassten Covid-19-Fällen hätten Kinder nur einen sehr kleinen Anteil ausgemacht, heißt es von der EU-Gesundheitsbehörde ECDC. Nur rund ein Prozent der Fälle seien bei Kindern unter 10 Jahren erfasst, vier Prozent bei 10- bis 19-Jährigen. Kinder scheinen genauso wahrscheinlich infiziert zu werden wie Erwachsene, haben aber ein wesentlich geringeres Risiko als Erwachsene, Symptome zu entwickeln oder ernsthaft zu erkranken. Unsicherheiten gebe es derzeit noch bei der Beurteilung, in welchem Ausmaß infizierte Kinder mit kaum oder keinen Symptomen andere Menschen anstecken können.
Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte es in einem Vergleich von Covid-19 und Influenza im März geheißen, dass Kinder bei der Corona-Pandemie anders als bei der Grippe wohl keine bedeutsamen Treiber für Übertragungen seien. Erste Auswertungen hätten gezeigt, dass Kinder weniger betroffen sind als Erwachsene und nur selten deutliche Symptome entwickeln. Vorläufige Daten ließen zudem annehmen, dass Kinder sich vor allem bei Erwachsenen anstecken. Zudem stecken sich Erwachsene demnach möglicherweise kaum bei Kindern an. Quelle:dpa/sn
Bis zu zwölf Stunden Apothekenarbeit sind jetzt erlaubt
Die „Verordnung zu Abweichungen vom Arbeitszeitgesetz infolge der COVID-19- Epidemie“ ist im Bundesanzeiger veröffentlicht und somit einen Tag später in Kraft getreten. Um die Versorgung aufrechtzuerhalten, sollen die Arbeitszeiten in bestimmten Wirtschaftszweigen auf bis zu zwölf Stunden pro Tag ausgeweitet werden können. Auch die Arbeit in Apotheken gehört dazu. Solche Änderungen darf es aber nur geben, wenn Arbeitgeber nicht durch andere Umstellungen den Betrieb aufrechterhalten können. Die wöchentliche Arbeitszeit darf 60 Stunden nicht überschreiten.
Die meisten Anwendungsbereiche der Verordnung gelten laut Verordnungstext nur bis zum 30. Juni dieses Jahres. Einen Monat später, also Ende Juli 2020, tritt die neue Arbeitszeiten-Verordnung automatisch wieder außer Kraft. Quelle: daz.online/br
Erste SARS-CoV-2-Immunitätstests in wenigen Wochen denkbar
Mehr als 300 an Covid-19 erkrankte oder bereits genesene Menschen haben sich bei einer Heidelberger Firma gemeldet, um Blutplasma für die Corona-Forschung zu spenden. „Das ist eine prima Resonanz“, sagte der Biomex-Geschäftsführer, Oliver Bosnjak, der Deutschen Presse-Agentur. Das Unternehmen liefere Plasma für die diagnostische Industrie, die daraus Tests für die Feststellung der Immunität gegen das Virus entwickeln wolle. Bosnjak schätzt, dass in drei bis vier Wochen erste Tests zur Verfügung stehen werden.
Laut Biomex gibt es überdies erste erfolgreiche Tests mit therapeutischem Plasma für die Behandlung von Covid-19-Patienten. Außerdem könnte das Blutplasma bei der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen helfen und benutzt werden, um die Wirksamkeit von bereits eingesetzten Corona-Tests zu überprüfen. Quelle:dpa/sn
Symptome tracken für die Forschung
Um den Verlauf und die Ausbreitung von COVID-19-Erkrankungen besser zu verstehen, haben Forscher des Universitätsklinikums Freiburg die App „COVID-19 Symptom Tracker“ entwickelt. Auf Basis täglicher Fragebögen sollen so Verlauf, Häufigkeit und zeitliche Abfolge bestimmter Beschwerden sowie Hinweise auf Risikofaktoren ermittelt werden.
Nach Erfassung von anonymen Daten der Nutzer und deren Vorerkrankungen wird mithilfe von täglichen Fragebögen der Gesundheitszustand dokumentiert. Ergeben sich daraus Hinweise, die stark für eine COVID-19-Erkrankung sprechen, erhalten die Nutzer einen entsprechenden Hinweis.
Teilnehmen können alle Erwachsenen ab 18 Jahren mit unklaren Krankheitssymptomen, Kontakt zu Corona-positiv getesteten Patienten oder bei bestehender Unsicherheit. Nach einem Basisfragebogen, welcher etwa fünf Minuten in Anspruch nimmt, erfragt die App täglich die aktuellen Symptome. Der Aufwand liegt bei etwa drei Minuten am Tag.
Die App ist für iOS verfügbar, eine Android-Version folgt in wenigen Tagen. Aktuell existiert eine Sprachunterstützung für Deutsch, Englisch, Spanisch und Französisch. Sämtliche Daten werden anonymisiert und verschlüsselt auf einem Server in Deutschland abgelegt. Quelle: Universitätsklinikum Freiburg / sn
Ist eine erneute Infektion mit SARS-CoV-2 möglich?
Mehrfach kamen aus Asien Meldungen zu einzelnen Corona-Patienten, die als genesen aus dem Krankenhaus entlassen und einige Tage später wieder positiv auf das Virus getestet wurden. Zuletzt gab es eine Mitteilung der südkoreanischen Seuchenschutzbehörde KCDC zu 91 solchen Fällen.
Melanie Brinkmann von der Technischen Universität Braunschweig und Friedemann Weber von der Universität Gießen erläutern diesen Umstand in einer gemeinsamen Stellungnahme wie folgt: „In der Abklingphase der Krankheit liegen die verbliebenen Virusmengen mal über, mal unter der Nachweisgrenze des PCR-Tests.“ In dieser Zeit funktioniere der Test eher nach dem Zufallsprinzip.
Vereinzelt könnte auch ein gewisses Wiederaufflackern des Virus eine Rolle spielen. So etwas wie Latenz – ein Verstecken des Virus in Körperzellen und Reaktivierung etwa bei Stress – wie bei Herpesviren gebe es bei Coronaviren jedoch nicht, betont Brinkmann.
Nicht als vollkommen ausgeschlossen, aber sehr unwahrscheinlich gilt unter Experten eine direkte Neuansteckung. Bei den bislang getesteten Patienten seien üblicherweise etwa 10 bis 14 Tage nach dem Beginn der Symptome Antikörper gegen Sars-CoV-2 im Blut nachgewiesen worden, die genesene Menschen prinzipiell zumindest einige Zeit vor einer Neuinfektion schützen sollten. Wie gut und wie lange? „Das kann zum derzeitigen Zeitpunkt keiner sicher beurteilen“, erläutern Brinkmann und Weber. Quelle: dpa/sn
EU-Kommission rät zur Mülltrennung
Vorsicht beim Umgang mit Müll von Corona-Patienten: Taschentücher, Atemmasken und ähnliche Wegwerfartikel sollten auch bei einer Behandlung zuhause getrennt gesammelt und in Mülltüten verschlossen werden. Diese Empfehlung gehört zu Leitlinien zur Entsorgung von Müll in der Corona-Krise, die die EU-Kommission am gestrigen Dienstag veröffentlichte.
Zwar sehe die EU-Gesundheitsbehörde ECDC keinen Hinweis auf ein Infektionsrisiko bei üblicher Entsorgung, heißt es darin. Dennoch würden spezielle Vorkehrungen empfohlen. So sollte im Zimmer eines Corona-Patienten zuhause ein eigener Abfallbehälter stehen. Schutzkleidung oder Handschuhe von Betreuern sollten getrennt davon ebenfalls im Zimmer des Patienten gesammelt werden. Sind die Tüten erst verschlossen, müssten sie aber nicht getrennt entsorgt werden. Quelle: dpa/sn
Frauenberatungsstellen und Apotheken gemeinsam gegen häusliche Gewalt
Der Dachverband der autonomen Frauenberatungsstellen NRW startet mit dem Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) eine Informationsaktion zur häuslichen Gewalt: In den kommenden Wochen werden in den Apotheken in Westfalen-Lippe Hinweiszettel mit den Kontaktdaten wichtiger Anlaufstellen ausliegen. Dazu gehören die Nummer und Internetadresse des Bundeshilfetelefons sowie die E-Mail-Adresse der Bundes- und Landesweiten Beratungsstelle Gewalt gegen Frauen. Auch der Kontakt zu Frauenhäusern soll noch auf den Zetteln ergänzt werden. Quelle: daz.online/ms