Corona-News des Tages: Meldungen vom 08. bis 12.06.2020
Montag, den 08.06.2020
Studien: Corona-Maßnahmen retteten zahlreiche Leben
Die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus haben Analysen zufolge allein in elf europäischen Ländern bis Anfang Mai etwa 3,1 Millionen Todesfälle verhindert. Der großangelegte Lockdown samt Grenzschließungen, Kontaktsperren und Schulschließungen habe eine Kontrolle des Pandemie-Verlaufs ermöglicht, berichtet ein britisches Forscherteam um Seth Flaxman vom Imperial College London (Großbritannien) nach der Analyse der Todesfallzahlen im Fachmagazin „Nature“. Wenn der gegenwärtige Trend anhalte, bestehe Anlass zu Hoffnung.
Bis zum 6. April hätten die Maßnahmen rund 530 Millionen Infektionen allein in sechs Ländern verhindert, berichtet ein zweites Forscherteam ebenfalls in „Nature“. Sie hatten den Infektionsverlauf bis zu diesem Stichtag in China, Südkorea, Italien, Iran, Frankreich und den USA analysiert. Ich denke, kein anderes menschliches Unterfangen hat jemals in so kurzer Zeit so viele Leben gerettet“, sagte Studienleiter Solomon Hsiang von der UC Berkeley (USA). Quelle:dpa/sn
Berlin: Maskenpflicht gilt in Apotheken auch bei Plexiglasscheiben
Müssen Kunden in Apotheken und die Apothekenmitarbeiter selbst eine Atemschutzmaske tragen, auch wenn der Inhaber Plexiglasscheiben aufgebaut hat? Diese Frage hat der FDP-Abgeordnete im Berliner Abgeordnetenhaus Stefan Förster dem Senat gestellt. Die Antwort fällt knapp aus: Der Mund-Nasen-Schutz ist in allen Geschäften Pflicht – ganz egal, ob es andere Vorkehrungen bereits gibt. Quelle: daz.online/bro
Mehr als 400.000 Corona-Tote weltweit
Seit Beginn der Corona-Pandemie sind US-Wissenschaftlern zufolge weltweit mehr als 400.000 Menschen infolge einer COVID-19-Erkrankung gestorben. Das ging am Sonntag aus Daten der Universität Johns Hopkins in Baltimore hervor. Die meisten Opfer haben demnach die USA zu beklagen, hier starben rund 110.000 Menschen. An zweiter Stelle lag Großbritannien mit mehr als 40.000 Toten, gefolgt von Brasilien mit mehr als 35.000 Todesopfern. Weltweit wurden von der Universität fast sieben Millionen Infektionen seit Beginn der Pandemie verzeichnet, 1,9 Millionen davon in den USA.
Die Opferzahl in den USA, einem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern, ist weltweit die bislang höchste in absoluten Zahlen. Relativ zur Einwohnerzahl ist die Zahl der Toten jedoch in einigen europäischen Ländern höher. In den USA starben den Daten der Johns-Hopkins-Universität zufolge rund 33 Menschen pro 100.000 Einwohner. In Frankreich liegt dieser Wert gerundet bei 43, in Schweden bei 45, in Italien bei 56 und in Großbritannien bei 61 – in Deutschland hingegen bei 10.
Die Webseite der Hopkins-Uni wird regelmäßig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In manchen Fällen wurden die Zahlen zuletzt aber auch wieder nach unten korrigiert. Experten gehen in jedem Fall von einer hohen Dunkelziffer aus. Quelle: dpa
Corona-Maßnahmen reduzieren auch Häufigkeit leichter Infekte
Die deutschen Hausärzte registrieren aktuell wegen der Corona-Maßnahmen ein allgemein geringeres Ansteckungsrisiko mit leichten Infekten. „Durch die Abstandsregeln und das verstärkte Hygieneverhalten ist das allgemeine Ansteckungsrisiko im Moment insgesamt niedriger als sonst“, sagte Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Viele leichtere Infektionskrankheiten werden vermieden. Dazu gehören Erkältungskrankheiten, grippale Infekte aber auch Magen-Darm-Infekte.“
Weigeldt warb dafür, viele Maßnahmen auch nach dem Ende der Pandemie beizubehalten: „Viele der Regeln, die die Deutschen in der Corona-Phase eingeübt haben, sollten auf Dauer zur Routine werden: Vor allem das häufige und gründliche Händewaschen und das Lüften.“
Auch die veränderten Abläufe in den Arztpraxen könnten beibehalten werden. „Bei Arztbesuchen gibt es in der Corona-Krise einen Lerneffekt, der Schule machen sollte: Patienten mit leichteren Infekten könnten künftig weniger in die Arztpraxen kommen, denn bei schwachen Symptomen können erfahrene Hausärzte zumeist auch am Telefon helfen.“ Bei solchen Fällen sollte es nach Ansicht von Weigeldt auch die Möglichkeit einer telefonischen Krankschreibung geben. Quelle: dpa/sn
Positive Auswirkung: Mehr Ärzte bieten Videosprechstunden an
Als Folge der Corona-Pandemie bieten deutlich mehr Ärzte Videosprechstunden an. Das geht aus einer Studie des Health Innovation Hubs des Bundesgesundheitsministeriums und der Stiftung Gesundheit hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Demnach bieten 52,3 Prozent der Ärzte, die an der Umfrage teilnahmen, Videosprechstunden an, 10,1 Prozent haben es kurzfristig vor. 2017 hatten nur 1,8 Prozent ein solches Angebot, 2,7 Prozent bereiteten es vor.
Auslöser für diesen deutlichen Anstieg war laut Studie vor allem die Corona-Pandemie. So gaben 94,1 Prozent der Ärzte an, diese Kommunikationsform erst im Laufe des Jahres 2020 eingerichtet zu haben. Nur 5,9 Prozent boten sie schon davor an. Auf die Frage, ob sich die aktuelle COVID-19-Pandemie auf die Nutzung von Videosprechstunden auswirkt, gab es eine deutliche Antwort: Bei fast 90 Prozent der befragten Ärzte, die Videosprechstunden anbieten, war dies der Fall.
Rund drei Viertel berichteten, dass sie jetzt deutlich mehr Videosprechstunden machen als vor der Pandemie. 60,1 Prozent empfehlen Patienten von sich aus, diese Art der Sprechstunde zu nutzen. Fast ein Drittel berichtet, dass Patienten vermehrt aktiv nach Videosprechstunden fragen. Nach dem Ende der COVID-19-Pandemie erwarten die Ärzte zwar wieder einen deutlichen Rückgang des Anteils der Videosprechstunden an ihren Patientenkontakten – allerdings auf ein Niveau, das deutlich über dem vor der Pandemie liegt.
Die größte Nutzergruppe von Videosprechstunden sind Psychologen, Psychiater und Psychotherapeuten: 86,1 Prozent von ihnen arbeiten aktuell mit Videosprechstunden oder wollen dies zeitnah tun. Auf Platz zwei und drei liegen die nicht operativ tätigen Fachärzte und Allgemeinmediziner. Hier nutzt jeweils knapp die Hälfte der Ärzte die Möglichkeiten. Quelle: dpa/sn
Mehr depressive Symptome durch Corona-Beschränkungen
Während der coronabedingten Einschränkungen hat sich die Belastung mit schweren depressiven Symptomen in der Bevölkerung nach ersten Ergebnissen einer Online-Befragung wohl merklich verstärkt. Vor allem für die Gruppe der 18- bis 25-Jährigen sei ein Anstieg im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie zu beobachten, sagte Youssef Shiban, Professor für Klinische Psychologie an der Privaten Hochschule Göttingen (PFH). Das sei auch deshalb bedenklich, weil die Suche nach einem Psychotherapieplatz schon vor der Corona-Krise mit deutlichen Wartezeiten verbunden gewesen sei.
Es gebe Hinweise, dass Auswirkungen von Quarantänemaßnahmen wie Depressivität und Stressreaktionen längerfristig bestehen bleiben könnten, so Shiban. Bisher nahmen rund 2000 Menschen online an der Befragung teil. Geplant ist ein Vergleich zwischen Bundesländern sowie mit Norwegen und Kanada.
Die Forscher verwenden den sogenannten ISR-Fragebogen – ein Instrument, mit dem Symptome für psychische Störungen erfasst werden. Gemäß der Normstichprobe des ISR wäre ein Anteil von schwerer Depressivität in der Allgemeinbevölkerung von einem Prozent zu erwarten, sagte Shiban. „In unserer Studie konnten wir hingegen einen Anteil schwerer Depressivität von fünf Prozent beobachten.“ Quelle: dpa/sn
Neuseeland: Kein aktiver Infektionsfall mehr
Neuseeland hat das Coronavirus nach eigenen Angaben besiegt. Wie das Gesundheitsministerium am heutigen Montag bekannt gab, hat der letzte Patient im Land, eine Frau aus Auckland, seit 48 Stunden keinerlei Symptome mehr und gilt als genesen. Sie dürfe nun aus der Isolation entlassen werden. Da es damit keinen einzigen aktiven Infektionsfall mehr in Neuseeland gibt, werde man die Corona-Einschränkungen aufheben, kündigte die Regierung an.
Das Land hatte insgesamt 1504 bestätigte und mögliche Infektionsfälle gemeldet. 22 Menschen erlagen in Neuseeland der Lungenkrankheit. Quelle: dpa/sn
COVID-19-Studien in Lancet und NEJM zurückgezogen
Die Autoren zweier in den renommierten Fachjournalen Lancet und New England Journal of Medicine veröffentlichten COVID-19-Studien haben diese zurückgezogen. Es ging um die Wirksamkeit von Hydroxychloroquin und Chloroquin beziehungsweise das Risiko von ACE-Hemmern und Sartanen bei SARS-CoV-2-Infektionen. Die WHO hatte aufgrund der Lancet-Daten sogar den Hydroxychloroquin-Arm ihrer Solidarity-Studien ausgesetzt. Studien-Erstautor Professor Mehra gestand nun ein, seine Datenquelle Surgisphere nicht ausreichend geprüft zu haben. Auch im Peer-Review-Verfahren fiel die mangelhafte Datenbank nicht auf, was an der Integrität der Journale zweifeln lässt. Quelle: daz.online/cm