Corona-News des Tages: Meldungen vom 06. bis 10.07.2020
Montag, den 06.07.2020
Langzeitstudie zu Corona-Ansteckungsgefahr bei Kindern startet
Eine flächendeckende Langzeitstudie in Bayern soll die Corona-Ansteckungsgefahr bei Kindern klären helfen. „Bei der Bewältigung der Corona-Pandemie setzen wir auf die Strategie der Umsicht und Vorsicht. Die Infektiosität von Kindern ist dabei eine der Schlüsselfragen“, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Montag bei der Vorstellung des Forschungsprojekts „COVID Kids Bavaria“ in München. Sechs Universitätskinderkliniken begleiten bis voraussichtlich Januar 2021 die Öffnung von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen im Freistaat wissenschaftlich.
Für den Betrieb von Krippen, Schulen und Kitas sei die Klärung der Frage, ob in diesen Einrichtungen die Gefahr einer unkontrollierten Ausbreitung des Coronavirus bestehe, von großer Bedeutung, hieß es. Außerdem soll die Studie Aufschluss über die Auswirkungen der Pandemie auf die allgemeine Kindergesundheit geben. „Ich erhoffe mir von dieser Studie ein weiteres, großes Puzzlestück im COVID-19-Bild“, sagte Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU).
Über die Corona-Ansteckungsgefahr bei Kindern und ihren Einfluss auf die Ausbreitung des Virus ist noch recht wenig bekannt. Einige Analysen weisen darauf hin, dass sie das Virus seltener an andere Menschen weitergeben als Erwachsene und nicht zu den Hauptträgern der Ausbreitungswelle gehören. Es gibt aber auch Analysen, die in eine gegenteilige Richtung weisen. Quelle:dpa
Merkel: Maskenpflicht bleibt unverzichtbar
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnt die seit dem Wochenende diskutierte Abschaffung der coronabedingt eingeführten Maskenpflicht in Geschäften strikt ab. „Überall dort, wo im öffentlichen Leben der Mindestabstand nicht gewährleistet sein kann, sind Masken ein wichtiges und aus heutiger Sicht auch weiter unverzichtbares Mittel“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Dies sei nötig, „um die Infektionszahlen niedrig zu halten und um unsere Mitmenschen und uns selbst zu schützen“.
„Also: Ob im Bus, in der U-Bahn oder im Einzelhandel soll es bei der Pflicht bleiben, Masken zu tragen.“ Das sei gerade jetzt in der Sommerferienzeit wichtig, erklärte Seibert. „Auch Regionen, die womöglich jetzt sehr geringe Fallzahlen hatten, bekommen nun Zulauf aus anderen Teilen des Landes.“ Die neue Mobilität sei zu begrüßen. „Aber sie muss einhergehen mit der Beachtung der Regeln, die uns bisher in den vergangenen Monaten im Kampf gegen diese Pandemie so gut gedient haben, nämlich Abstand, Hygieneregeln und eben da, wo es nötig ist, Maskenpflicht.“ Quelle: dpa/sn
Pharmazieräte stellen Schutzmaßnahmenkatalog zusammen
Die Arbeitsgemeinschaft der Pharmazieräte Deutschland (APD) hat praxisgerechte Schutzmaßnahmen für Apothekenräume und das Apothekenpersonal erstellt. Demnach sollen unter anderem Plexiglaswände am HV montiert und Desinfektionsmittel für Kunden bereitgestellt werden. Außerdem sollen regelmäßig die Betriebsräume gelüftet und Oberflächen desinfiziert werden. Approbierte Mitarbeiter sollen getrennt eingesetzt und alle Bestandteile zur Eigenherstellung von Desinfektionsmittel in größeren Mengen vorrätig gehalten werden. Quelle: daz.online/hf
75-Millionen-Euro-Darlehen für Curevac
Die Europäische Kommission stellt der Tübinger Firma Curevac 75 Millionen Euro zur Entwicklung von Impfstoffen insbesondere gegen das Coronavirus zur Verfügung. Wie Curevac am Montag mitteilte, haben das Biopharma-Unternehmen und die Europäische Investitionsbank ein entsprechendes Darlehen vereinbart. Curevac forscht seit Januar an einem Corona-Impfstoff und hat im Juni die erste klinische Studie an Menschen begonnen.
Den Angaben nach ist die Förderung auch für die Fertigstellung einer vierten Produktionsstätte des Unternehmens in Tübingen bestimmt. Das Geld wird in drei Tranchen von je 25 Millionen Euro jeweils nach Erreichen vorab festgelegter Etappenziele bereitgestellt.
Bereits im März hatte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die finanzielle Unterstützung für das Unternehmen versprochen, damals aber noch eine Fördersumme von 80 Millionen Euro angekündigt. Quelle:dpa/sn
Rostock: Mediziner fordern Beibehaltung der Maskenpflicht
In der Diskussion um ein Ende der coronabedingten Maskenpflicht im Handel hat sich der Rostocker Infektiologe Emil Reisinger für eine Beibehaltung der bisher geltenden Regelung ausgesprochen. „Die Gefahr einer zweiten Welle ist noch nicht gebannt. Ich hoffe, dass wir da herumkommen, aber wir müssen vorsichtig sein“, sagte Reisinger am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Die Maskenpflicht sei ein Ausdruck dieser Vorsichtsmaßnahmen. Das bestehende Abstandsgebot und die Maskenpflicht seien die besten Möglichkeiten zur weiteren Eindämmung der Corona-Pandemie.
Reisinger verwies auf aktuelle Entwicklungen beispielsweise in Oberösterreich, wo nach einer Zeit der Lockerungen wieder Schulen geschlossen und weitere strenge Regelungen wieder eingeführt wurden. Hintergrund sei die starke Zunahme von Neuinfektionen mit Sars-CoV-2.
Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) hatte sich am Wochenende für ein baldiges Ende der Maskenpflicht in seinem Bundesland ausgesprochen. Andere Länder hatten verhalten darauf reagiert. Quelle:dpa/sn
HIV-Kombi in RECOVERY-Studie ebenfalls durchgefallen
Die Kombination aus den beiden HIV-Medikamenten Lopinavir und Ritonavir bringt offenbar bei hospitalisierten COVID-19-Patienten keinen signifikanten Überlebensvorteil. Das zeigen vorläufige Ergebnisse der RECOVERY-Studie. Quelle:daz.online/hb
219 registrierte Neuinfektionen in Deutschland
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge 219 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet. Damit haben sich seit Beginn der Corona-Krise mindestens 196.554 Menschen in Deutschland nachweislich mit Sars-CoV-2 angesteckt (Datenstand 6.7., 0.00 Uhr).
9016 mit dem Virus infizierte Menschen starben nach RKI-Angaben in Deutschland – das bedeutet ein Plus von 4 im Vergleich zum Vortag. Etwa 182.200 Menschen haben die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden. Das sind etwa 500 mehr als noch einen Tag zuvor.
Die Reproduktionszahl lag nach RKI-Schätzungen mit Datenstand 5.7., 0.00 Uhr, bei 0,96 (Vortag: 0,93). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel in etwa einen weiteren Menschen ansteckt. Der Sieben-Tage-R lag bei 0,94 (Vortag: 0,94). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen. Quelle:dpa/sn
Studie: Erhöhter Alkoholkonsum in der Krise
Der Alkoholkonsum ist bei rund einem Drittel der Erwachsenen in Deutschland seit der Coronakrise gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim in Kooperation mit dem Klinikum Nürnberg durchgeführt hat. 35,5 Prozent der mehr als 3000 an der Studie Teilnehmenden gaben bei der anonymen Online-Umfrage an, während der Pandemie mehr oder viel mehr Alkohol getrunken zu haben als zuvor.
Die Erhebung ist nicht repräsentativ, liefert aber erste Erkenntnisse über die Konsumgewohnheiten während der coronabedingten Ausgangsbeschränkungen. Die Bundesregierung hatte jüngst in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion auf die Studie verwiesen. Das ZI in Mannheim ist eine Stiftung des öffentlichen Rechts des Landes Baden-Württemberg.
„Risikofaktoren für eine Vermehrung des Konsums waren zum Beispiel der Wechsel des Arbeitsstatus, etwa ins Homeoffice, ein hohes gefühltes Stressniveau und Zweifel daran, dass die Krise gut gemanagt wird“, sagte Anne Koopmann vom ZI in Mannheim der Deutschen Presse-Agentur. Menschen mit einem hohen Stress-Level und geringerem sozialen Status gaben demnach eher an, in der Krise mehr Alkohol zu trinken. Menschen in systemrelevanten Berufen, die weiter arbeiten konnten, tranken den Angaben zufolge dagegen eher weniger oder steigerten ihren Konsum nicht.
Koopmann betonte, dass das Mehr-Trinken über einen längeren Zeitraum das Risiko für eine Abhängigkeit signifikant erhöhe, aber nicht zwangsläufig dazu führen müsse. Jeder könne sein Trinkverhalten genau beobachten, dokumentieren und sich vielleicht einem Arzt oder einer Beratungsstelle anvertrauen. Die Politik müsse die Bevölkerung mit spezifischen Maßnahmen für die Problematik sensibilisieren. Quelle: dpa/sn
Corona erschnüffeln? Bundeswehr-Hunde werden zur Virenerkennung trainiert
Diensthunde der Bundeswehr sollen das Erschnüffeln einer Coronavirus-Infektion erlernen. Die Streitkräfte und die Stiftung Tierärztliche Hochschule (TiHo) Hannover testen diese Möglichkeit in einem Projekt, an dem zehn Vierbeiner der einzigen Diensthundeschule der Bundeswehr bei Ulmen in der Vulkaneifel teilnehmen.
Spürhunde können an der molekularen Zusammensetzung eines Geruchs nicht nur Sprengstoffe oder Drogen wahrnehmen, sondern auch verschiedene Krebserkrankungen und die drohende Unterzuckerung von Diabetikern riechen. Auf dieser Grundlage ist auch die Idee für das Corona-Projekt entstanden.
„Mit einer Trefferquote von derzeit etwa 80 Prozent sind die Forscher in Ulmen auf dem besten Weg, das Projekt erfolgreich weiterzuführen“, erklärte die mitten im Wald liegende Diensthundeschule. In wenigen Wochen sollen belastbare Ergebnisse vorliegen.
Bislang schnuppern die Hunde an Speichelproben infizierter Menschen, in denen die Viren chemisch unschädlich gemacht wurden. Nach einem erfolgreichen Abschluss dieser Versuchsreihe käme die nächste Hürde: Klappt das Erschnüffeln auch bei aktiven Coronaviren in menschlichem Speichel? „Das muss dann unter ganz anderen Bedingungen stattfinden, schließlich müssen wir sicher sein, dass sich niemand an den hochinfektiösen Proben anstecken kann“, betonte TiHo-Doktorandin Paula Jendrny. Quelle:dpa/sn