Meldungen vom 05. bis 09.07.2021
Freitag, 09.07.2021
Bund: Brauchen Impfquote deutlich über 70 Prozent
Das Bundesgesundheitsministerium wirbt zum Schutz vor einer erneuten Corona-Welle für eine deutliche Kraftanstrengung bei den Impfungen in den kommenden Wochen. Erreicht werden müsse eine Quote von «deutlich über 70 Prozent» vollständig Geimpfter in der Gesamtbevölkerung, um den Herbst und Winter gut erreichen zu können, hieß es am Freitag aus Ministeriumskreisen.
Wie die Lage mit der stärkeren Ausbreitung der ansteckenderen Delta-Virusvariante dann sein werde, entscheide sich jetzt in den nächsten sechs bis acht Wochen. Nach Modellrechnungen mache die Schwelle 70 Prozent bei der Impfquote einen entscheidenden Unterschied, die Auslastung der Intensivstationen niedrig zu halten.
Wichtig seien nun Gelegenheiten zu unkomplizierten Impfungen vor Ort, hieß es weiter. Dazu trügen Betriebsimpfungen bereits bei. Eine gute Idee könnte etwa auch sein, über Impf-Kooperationen in Städten mit Bundesliga-Standorten nachzudenken.
Inzwischen sind 34,5 Millionen Menschen oder 41,5 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig mit der meist nötigen zweiten Spritze geimpft. Etwas mehr als 48 Millionen Menschen oder 57,9 Prozent aller Einwohner haben nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) mindestens eine erste Spritze bekommen. Quelle: dpa / cn
Bundesregierung beobachtet Corona-Zahlen „aufmerksam“
Nach dem Anstieg der Corona-Inzidenz am dritten Tag in Folge zieht die Regierung daraus noch keine weiteren Schlüsse. Aktuell lasse sich noch nicht sagen, ob sich aus dem leichten Anstieg der vergangenen Tage ein Trend abzeichnen lasse. „Dazu ist einfach der Beobachtungszeitraum zu kurz.“ Man habe aber die Lage aufmerksam im Blick, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Freitag in Berlin.
Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, es sei damit zu rechnen, dass durch die Delta-Variante auch in Deutschland die Zahlen steigen könnten. Wie weit, das könne man jetzt nicht sagen. „Es liegt natürlich nicht im geringen Maße auch an uns selbst“, fügte er hinzu und erinnerte an Abstandsregeln, Masken, die „wirklich großartige Testinfrastruktur“ und die Impfungen, die nun sehr leicht zu bekommen seien. Quelle: dpa / cn
Wieder mehr Corona-Ansteckungen: Ist das der Wendepunkt durch Delta?
Die Sieben-Tage-Inzidenz bei Corona-Infektionen in Deutschland ist auf dem höchsten Wert seit rund 10 Tagen – wenn auch auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Zum dritten Tag in Folge kletterte die Zahl der Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner und Woche auf nun 5,5, wie aus RKI-Zahlen von Freitag hervorgeht. Zum Vergleich: Vor einem Tag lag sie bei 5,2, vor zwei Tagen bei 5,1.
Experten hatten davor gewarnt, dass die mittlerweile in Deutschland dominierende Delta-Variante wieder zu mehr Ansteckungen führen kann. Auch Lockerungen der Corona-Beschränkungen können Einfluss nehmen.
Auch die für die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Coronavirus entscheidende Reproduktionszahl zog an. Das RKI gab diesen 7-Tage-R-Wert am Freitag mit 1,17 an (Vortag 1,09). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 117 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er anhaltend über 1, steigen die Fallzahlen. Der R-Wert lag über viele Wochen deutlich unter dieser Marke, stieg aber zuletzt kontinuierlich an.
Auch bei den von den Gesundheitsämtern ans RKI binnen eines Tages gemeldeten Corona-Neuinfektionen gab es einen Anstieg. Im Laufe des Donnerstags wurden 949 Fälle übermittelt. Am selben Tag der Vorwoche waren es 300 Fälle weniger.
Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz in der dritten Welle gab es am 26. April 2021 mit 169,3. Danach war sie von wenigen Ausreißern abgesehen zunächst recht stetig gesunken. Anfang Juli schwankte sie jedoch um den Wert 5 herum. So lag sie am Freitag der Vorwoche bei 5,0.
Deutschlandweit wurde nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 49 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 69 Tote gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.734.468 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 3.633.300 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.190.Quelle: dpa / cn
Kassenärztliche Vereinigung: Corona-Impfstoff droht zu verfallen
In den Praxen niedergelassener Ärzte droht nach Ansicht der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH) eine große Menge an Corona-Impfstoff zu verfallen. Sollte nicht rasch eine Lösung gefunden werden, müsse dieser Impfstoff weggeworfen werden. „Wir fordern die Politik deshalb nachdrücklich auf, hier schnell eine Möglichkeit der Rückgabe zu schaffen“, sagte Hamburgs KVH-Chef Walter Plassmann am Freitag.
Betroffen sei fast nur der Wirkstoff von AstraZeneca. „Die häufig geänderten Empfehlungen für diesen Wirkstoff durch die Ständige Impfkommission haben das Vertrauen der Bevölkerung massiv beschädigt. Zudem stehen jetzt ausreichend andere Wirkstoffe zur Verfügung“, sagte Plassmann.
Die in den Praxen lagernden Bestände laufen nach Plassmanns Angaben in der Regel Ende Juli ab. An die Apotheken dürften die Ärzte die Impfstoffe aber nicht zurückgeben. Deshalb sei es dringend erforderlich, dass die Politik eine Möglichkeit schaffe, den Impfstoff anderweitig zu verwenden.
Die Asklepios Klinik Nord-Heidberg in Hamburg-Langenhorn eröffnete unterdessen eine Corona-Impfstelle für Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen im Alter von 12 bis 17 Jahren. In Absprache mit der Sozialbehörde könnten dort besonders gefährdete Kinder und Jugendliche jeweils donnerstags zwischen 12.30 und 15.30 Uhr eine Corona-Schutzimpfung erhalten. Eine Terminvereinbarung erfolge ausschließlich über die Telefonnummer 116 117 beziehungsweise die Internetplattform www.impfterminservice.de. Quelle: dpa / cn
Lebenserwartung in Deutschland - wegen Corona nahezu unverändert
Die Lebenserwartung in Deutschland ist in jüngster Zeit nahezu unverändert geblieben: Wie das Statistische Bundesamt am Freitag berichtete, hat ein neugeborenes Mädchen derzeit eine aktuelle Lebenserwartung von 83,4 Jahren, während diese bei neugeborenen Jungen laut Sterbetafel 2018/2020 nun 78,6 Jahre beträgt.
Im Vergleich zur vorangegangen Sterbetafel 2017/2019 ist die Lebenserwartung damit bei den Jungen um 0,01 Jahre, bei Mädchen um 0,04 Jahre gestiegen. Hauptgrund für die nahezu stagnierende Entwicklung seien die außergewöhnlich hohen Sterbefallzahlen zum Jahresende 2020 im Zuge der zweiten Welle der Corona-Pandemie: Zuvor war die Lebenserwartung Neugeborener bei beiden Geschlechtern seit der Berechnung für die Jahre 2007/2009 jeweils um durchschnittlich 0,1 Jahre angestiegen.
Erstmals sei mit 2020 ein Jahr in die Berechnung eingeflossen, in dem sich die Corona-Pandemie auf das Sterbegeschehen ausgewirkt habe, hieß es. Die sogenannte allgemeine Sterbeziffer - das ist die Zahl der Gestorbenen je 1000 Einwohnerinnen und Einwohner, die Unterschiede in der Altersstruktur nicht berücksichtigt – ist den Angaben zufolge angestiegen. Der Blick auf einzelne Altersgruppen zeige, dass die Sterblichkeit im Jahr 2020 gegenüber 2019 insbesondere bei über 75-jährigen Männern und Frauen anstieg. Quelle: dpa / cn