Corona-News des Tages: Meldungen vom 04. bis 08.05.2020
Freitag, den 08.05.2020
Studie: SARS-CoV-2 kann zu Embolien führen
Bei vielen gestorbenen Corona-Patienten können Thrombosen und Embolien festgestellt werden. Das ist das Ergebnis einer Studie am Institut für Rechtsmedizin des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), wie Stefan Kluge, Direktor der UKE-Intensivmedizin am Freitag in Hamburg sagte.
Demnach seien bei Obduktionen von zwölf Covid-19-Patienten in sieben Fällen verstärkt Thrombosen in den Gefäßen der unteren Extremitäten festgestellt worden. Vier Patienten seien an einer Lungenembolie gestorben, ohne dass es vor ihrem Tod entsprechende Anzeichen gegeben habe.
SARS-CoV-2 scheint in den Venen zur Bildung von Blutgerinnseln zu führen, die als sogenannte Lungenembolie in die großen Lungengefäße gelangen und zu einem akuten Herz-Kreislauf-Versagen führen können, heißt es in einer UKE-Mitteilung. Die Ergebnisse der Studie hätten sich auch bei weiteren Obduktionen wiedergefunden, sagte der Direktor des Instituts für Rechtsmedizin, Klaus Püschel. Insgesamt seien in seinem Institut bisher rund 190 gestorbene Covid-19-Patienten untersucht worden. Quelle: dpa/sn
Corona-Infektion bei Kindern weniger heftig, aber gleichmaßen ansteckend
Kinder erkranken in aller Regel weniger heftig an Corona – aber sie haben in etwa die gleiche Viruslast wie Erwachsene und sind damit wahrscheinlich gleichermaßen ansteckend. So fassen Wissenschaftler die bisherigen Erkenntnisse zusammen. Eine These zu den weniger schweren Krankheitsverläufen bei Kindern weise auf deren anders ausgerichtetes Immunsystem hin, sagte Ulrike Protzer, Direktorin des Instituts für Virologie an der Technischen Universität München (TUM) und am Helmholtz Zentrum München am heutigen Freitag in einer Online-Pressekonferenz.
Das kindliche Immunsystem habe sich mit vielen Erregern noch nicht auseinandergesetzt und müsse deshalb auf breiter Basis wirksame Antikörper bilden, sagte Protzer. Es gebe auch eine ganze Reihe anderer Infektionskrankheiten, die im Kindesalter weniger dramatisch verliefen als bei Erwachsenen, etwa beim Epstein-Barr-Virus. Quelle: dpa/sn
Corona-Frühwarnsystem durch Abwasserproben?
Mit Abwasserproben will ein Team aus Wissenschaftlern und Kläranlagen-Betreibern Erkenntnisse über den Infektionsgrad der Bevölkerung in Deutschland mit dem Coronavirus gewinnen. Dazu sollen ab Mitte Mai aus etwa 20 Kläranlagen täglich Proben entnommen werden, um die Reste menschlicher Fäkalien auf das neuartige Coronavirus zu untersuchen, teilte die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) am heutigen Freitag in Hennef bei Bonn mit.
Ziel sei es, so nähere Aufschlüsse über die Dunkelziffer der Infizierten zu bekommen. „Das große Ziel ist es, so zu einem Frühwarnsystem zu kommen“, erläuterte DWA-Fachreferent Christian Wilhelm. Wenn sich in einem Kläranlagen-Bereich der Anteil der positiven Abwasser-Proben erhöhe, könne dies Rückschlüsse auf einen Anstieg der Infektionszahlen unter den Menschen in dem Einzugsgebiet zulassen. „Bis wir soweit sind, ist es aber noch ein weiter Weg“, betonte Wilhelm.
Initiator des Projekts ist das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig, auch die TU Dresden ist beteiligt. Kläranlagen-Betreiber aus mehr als 20 Städten und Regionen, darunter Köln, Leipzig und Eifel-Rur, machen mit. Quelle: dpa/sn
BZgA deckt Unsicherheiten beim Umgang mit Mund-Nasen-Bedeckungen auf
In einer Umfrage ging die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Zusammenarbeit mit der Universität Erfurt der Frage nach, wie gut sich Bürgerinnen und Bürger mit dem Umgang von Mund-Nasen-Bedeckungen auskennen. Dazu wurden über 1000 Personen befragt.
25 Prozent der 18- bis 29-jährigen Befragten sind sich demnach nicht sicher, wie sie eine Maske tragen müssen. Unter den 65-Jährigen wissen nur 3 Prozent nicht ausreichend Bescheid. Dabei betreffen die Unsicherheiten vor allem das An- und Ausziehen (20 Prozent der jüngeren Befragten, 3 Prozent der Älteren) sowie die korrekte Reinigung der Masken (29 Prozent der Jüngeren, 7 Prozent der älteren Befragten). Und auch bei der Frage nach der korrekten Aufbewahrung gibt es Defizite: 36 Prozent der 18-bis 29-Jährigen können diese Frage nicht hinreichend beantworten, bei den über 65-Jährigen liegt der Anteil bei 8 Prozent.
Diese Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, dass in puncto Umgang mit Mund-Nasen-Bedeckungen noch erheblicher Aufklärungsbedarf besteht. Diese Beratung können Vor-Ort-Apotheken erbringen und so einen weiteren wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie leisten. Quelle: BZgA/sn
Tipp der Redaktion:
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Friedemann Schmidt im Apotheken-Umschau-Podcast
ABDA-Präsident Friedemann Schmidt war Gast im Podcast der Apotheken Umschau „Klartext Corona“. Er erklärt, warum Apotheken mitnichten die Nutznießer der Coronapandemie sind, warum Apotheken vor Ort jedoch gestärkt aus der Krise hervorgehen. Absolut sicher ist sich der ABDA-Präsident zudem, dass Apotheken, wenn es erstmal eine Schutzimpfung gegen SARS-CoV-2 gibt, eine der ersten Adressen für COVID-19-Impfungen werden.
Eine Zusammenfassung des Interviews finden Sie bei unseren Kollegen von Daz.online.
Anzeichen für Übersterblichkeit durch Corona-Pandemie
Während der Corona-Pandemie sind laut Statistischem Bundesamt überdurchschnittlich viele Menschen in Deutschland gestorben. Das geht aus einer am Freitag in Wiesbaden veröffentlichten Sonderauswertung hervor. Für die jüngeren Daten nutzen die Statistiker die Sterbefallmeldungen der Standesämter. Derzeit liegen damit vorläufige Daten bis 12. April vor.
Demnach liegen die Sterbefallzahlen in Deutschland seit 23. März „über dem Durchschnitt der jeweiligen Kalenderwochen der Jahre 2016 bis 2019“. In der letzten Märzwoche seien mindestens 19 385 Menschen gestorben, zwischen 30. März und 5. April mindestens 20 207 und zwischen 6. und 12. April mindestens 19 872.
Damit starben zwischen 6. und 12. April knapp 2000 Menschen beziehungsweise elf Prozent mehr als im vierjährigen Durchschnitt für diese Woche. Vergleicht man einzelne Jahre, waren es zwischen 6. und 12. April 18 Prozent mehr Tote als 2017 und 4 Prozent mehr als 2018.
„Die aktuelle Entwicklung ist auffällig, weil die Sterbefallzahlen in dieser Jahreszeit aufgrund der ausklingenden Grippewelle üblicherweise von Woche zu Woche abnehmen“, berichteten die Statistiker am Freitag. „Dies deutet auf eine Übersterblichkeit im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie hin.“ Quelle: dpa
Impfstoffentwicklung durch gezielte Corona-Infektion beschleunigen?
Eine Gruppe Freiwilliger lässt sich mit einem potenziell tödlichen Virus infizieren, um so die Menschheit schneller vor ebendiesem schützen zu können: Was klingen mag wie aus einem Science-Fiction-Film, schwebt den Initiatoren der Kampagne „1Day Sooner“ tatsächlich vor. Das Team um den US-amerikanischen Doktoranden Chris Bakerlee von der Harvard University sucht Menschen, die potenziell bereit wären, gezielt an Covid-19 zu erkranken, um so die Entwicklung eines Impfstoffes zu beschleunigen. Mehr als 14 000 Menschen aus über 100 Ländern haben sich bereits registriert.
Für gewöhnlich erhalten im Rahmen klinischer Studien einige Probanden den Wirkstoff, eine zweite Gruppe erhält ein Placebo oder eine Standardtherapie. Klassischerweise wartet man dann, bis sich genügend Probanden von alleine mit dem jeweiligen Erreger infiziert haben, um so die Wirksamkeit des Impfstoff-Kandidaten bewerten zu können. Das Problem: Wenn ein Erreger nicht besonders verbreitet ist, können unter Umständen Zehntausende Studienteilnehmer nötig sein. Außerdem kann diese Testphase dann sehr lange dauern. Hier setzt die Überlegung von „1Day Sooner“ an: Eine gezielte Infektion freiwilliger Probanden mit dem Coronavirus könnte die entsprechende Testphase beschleunigen, argumentieren die Initiatoren.
In Deutschland wäre eine derartige Challenge-Studie, nach Meinung von Experten, eine absolute Ausnahme und nur unter äußerst strengen Auflagen denkbar. So müsste z. B. eine sehr gute, wirksame Therapieoption zur Verfügung stehen und die Risiken müssten von den Probanden nachweislich verstanden worden sein. Bislang hat es in Deutschland „Human Challenge Trials“ in dieser Form noch nicht gegeben. Quelle: dpa/sn
Verbraucherzentrale Hessen warnt vor kuriosen Mitteln gegen Corona
In Krisen wie der aktuellen lassen natürlich auch die vermeintlichen Wunderheiler nicht auf sich warten. Mit allen möglichen dubiosen Mittelchen soll sich das Corona-Virus angeblich bekämpfen lassen. Die Verbraucherzentrale Hessen warnt nun ausdrücklich vor „kuriosen Mitteln“ gegen Corona, die im besten Fall nur rausgeworfenes Geld, aber teilweise auch wirklich schädlich sind.
Als Beispiele führt die Verbraucherzentrale Hessen Aufkleber mit Zahlencodes, Pendel und „aktiviertes - Wasser in seiner Urform“auf. Quelle: daz.online/jb