Meldungen vom 02. bis 05.11.2021
Mittwoch, 03.11.2021
EU-Arzneimittelbehörde stoppt Prüfung von COVID-Medikament
Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hat das Prüfverfahren eines COVID-Medikaments des Herstellers Eli Lilly gestoppt. Das Pharmaunternehmen habe selbst das Mittel zurückgezogen, teilte die EMA am Mittwoch in Amsterdam mit. Es ging dabei um ein Kombinationspräparat der beiden monoklonalen Antikörper Bamlanivimab und Etesevimab. Einige Fragen zur Qualität des Medikamentes hätten aber noch beantwortet werden müssen, wie die EMA mitteilte. Die Entscheidung, das Präparat zurückzuziehen, habe aber das Unternehmen selbst getroffen. Das Mittel dürfe aber auf Basis von nationalen Regeln weiter verschrieben werden, wie die EMA mitteilte. dpa / vs
Bayern beschließt Maskenpflicht an Schulen
Zur Eindämmung der stark steigenden Zahl von Corona-Infektionen hat Bayern die vorübergehende Wiedereinführung der Maskenpflicht an Schulen beschlossen. Nach den Herbstferien müssen in den Grundschulen für eine Woche und in den weiterführenden Schulen für zwei Wochen wieder Masken auch am Platz und unabhängig vom Mindestabstand getragen werden, wie das Kabinett am Mittwoch in München beschloss. dpa / vs
WHO erteilt indischem Corona-Impfstoff Covaxin Notfallzulassung
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den ersten Corona-Impfstoff aus Indien anerkannt. Sie erteilte dem Präparat Covaxin der Firma Bharat Biotech am Mittwoch eine Notfallzulassung, wie die WHO in Genf bekanntgab. Diese Zulassung haben damit nun inzwischen sieben Mittel: neben Covaxin auch die Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca, Johnson&Johnson, Sinopharm und Sinovac. Die Prüfung des russischen Impfstoffs Sputnik V ist noch nicht abgeschlossen.
Die WHO-Notfallzulassung hat keine Relevanz für Länder oder Regionen mit eigenen Regulierungsbehörden wie die EU oder die USA. Sie prüfen Sicherheits- und Wirksamkeitsstudien selbst und entscheiden dann über eine Zulassung. Länder, die keine derartigen Behörden haben, verlassen sich aber bei der nationalen Zulassung auf die WHO. Auch UN-Organisationen können solche Impfstoffe dann kaufen und einsetzen. Die WHO empfiehlt allen Ländern, die Impfung mit Stoffen, die eine WHO-Notfallzulassung haben, bei Reisenden anzuerkennen.
Im Fall von Covaxin hätten die technischen WHO-Experten festgestellt, dass der Nutzen einer Impfung deutlich größer sei als mögliche Nebenwirkungen, teilte die WHO mit. Die Wirksamkeit liege bei 78 Prozent. Der Biontech/Pfizer-Impfstoff liegt bei mehr als 90 Prozent. Covaxin wird aus einem inaktivierten SARS-CoV-2-Antigen hergestellt. Der Impfschutz wird mit zwei Dosen hergestellt. Das Präparat ist in Indien - mit mehr als 1,3 Milliarden Einwohnern zweitbevölkerungsreichstes Land der Welt - schon weit verbreitet. dpa / vs
Start-up Eisbach Bio forscht an einem antiviralen COVID-19-Medikament
Das Biotechnologieunternehmen Eisbach Bio ist im Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB) in Martinsried bei München ansässig und zielt auf die molekularen Maschinen die menschliche Krankheiten auslösen ab. Ende Oktober gab das Unternehmen eine finanzielle Unterstützung für die präklinische und klinische Entwicklung eines firmeneigenen SARS-CoV-2-Helikase-Inhibitors bekannt.
Prof. Andreas Ladurner, Eisbachs CSO, sagte: „Wir sind entschlossen, ein nachhaltiges Medikament mit einem guten Sicherheitsprofil zu entwickeln. Das geförderte BayTherapie2020-Programm wird es uns ermöglichen, mehr Ressourcen für die Forschung und Entwicklung von EIS4363 bereitzustellen, was unsere Chancen auf die Entwicklung eines dringend benötigten neuen antiviralen Medikaments für die Weltgemeinschaft deutlich erhöht.“ Eisbach rechnet damit, im zweiten Quartal 2022 klinische Studien der Phase I für den nominierten Wirkstoff COVID-19 beginnen zu können.
Ziel ist es, ein sicheres, nachhaltiges und zielgerichtetes antivirales Medikament mit spezifischer Wirkung gegen SARS-CoV-2 in die Klinik zu bringen, um ein Fortschreiten zu verringern und die Pandemie zu beenden. Das Unternehmen entwickelt einen niedermolekularen Inhibitor des SARS-CoV-2-Helikase-Enzyms Nsp13, das für die virale Replikation von entscheidender Bedeutung ist und das am meisten konservierte Nicht-Strukturprotein innerhalb der erweiterten Coronavirus-Familie darstellt. Ziel dieses Projekts ist es, die chemische Struktur des präklinischen Kandidaten EIS4363 weiterzuentwickeln und die Wirksamkeit in Tiermodellen weiter zu steigern. Pressemitteilung Eisbach Bio / vs
Impfstoffforscher Sander: 30 Millionen Menschen brauchen Auffrischung
Der Impfstoffexperte Leif Sander hält bei etwa 30 Millionen Menschen in Deutschland zeitnah Auffrischimpfungen gegen Corona für geboten. Das gegenwärtige Tempo beim Impfen reiche nicht, um die hochgefährdete Gruppe in diesem Winter zu erreichen, sagte der Leiter der Forschungsgruppe für Infektionsimmunologie und Impfstoff-Forschung der Charité. Er bekräftigte seine Forderung nach einer koordinierten Booster-Kampagne. Damit sollten vor allem Ältere ab 70, Menschen mit schweren Vorerkrankungen und Immunschwäche sowie Personal im Gesundheitswesen rasch erreicht werden. Zu erwarten sei auch ein dämpfender Effekt auf das Infektionsgeschehen.
Insgesamt sind Experten zufolge in Deutschland noch zu viele Menschen ganz ohne Schutz. Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, sprach von 16,2 Millionen ungeimpften Menschen über 12 Jahren in Deutschland – davon seien 3,2 Millionen über 60 und damit besonders gefährdet. Sander sagte, Impfungen fehlten auch in anderen Gruppen, etwa bei Schwangeren. „Wir sehen das auf unseren Stationen leider.“ Die Belastung in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen sei sehr eng mit der Zahl der ungeimpften Menschen verknüpft. dpa / vs
Hamburg ändert Strategie bei der Corona-Kontaktnachverfolgung
Die Stadt Hamburg ändert vor dem Hintergrund der großen Anzahl geimpfter Menschen bei der Corona-Kontaktnachverfolgung ihre Strategie. Infizierte werden verpflichtet, künftig selbst ihre Kontaktpersonen zu informieren. Diese Kontaktpersonen – mittlerweile mutmaßlich überwiegend geimpft und damit überwiegend nicht quarantänepflichtig – sollen an sich beobachten, ob Symptome auftreten, wie der Sprecher der Gesundheitsbehörde Martin Helfrich mitteilte. Wenn es Ausbruchssituationen gebe oder besondere Sachverhalte, werde das Gesundheitsamt weiterhin alle Einzelfälle ermitteln.
Keinerlei Änderungen wird sich vor diesem Hintergrund beispielsweise für Kitas, Schulen, öffentliche Unterkünfte oder weitere vulnerable Einrichtungen wie Arztpraxen, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen ergeben. dpa / vs
Corona-Inzidenz in Thüringen steigt auf 338,2
In Thüringen ist die Corona-Inzidenz deutlich angestiegen und lag am Mittwoch bei 338,2. Am Vortag hatte die Zahl der wöchentlichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus je 100.000 Einwohner noch bei 306,5 gelegen, wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilte. Damit ist Thüringen weiter das Bundesland mit der höchsten Sieben-Tage-Inzidenz.
Bis auf den Landkreis Nordhausen (195,3) lagen am Mittwoch alle Kommunen über einer Inzidenz von 200 – dem Schwellenwert für das Auslösen der dritten Warnstufe im Thüringer Frühwarnsystem. Liegt der Wert drei Tage darüber und bleibt auch der Anteil der COVID-19-Patienten an den landesweit betreibbaren Intensivbetten weiter über dem Wert von 12,0 Prozent, sollen weitere Einschränkungen gelten. Am Dienstag hatte die Intensivbettenauslastung erstmals diesen Wert gerissen und lag bei 12,6 Prozent. dpa / vs
Strengere Corona-Regeln für Ungeimpfte in Baden-Württemberg
Angesichts der angespannten Corona-Lage verschärfen manche Bundesländer die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. In Baden-Württemberg gelten ab Mittwoch strengere Regeln für Menschen ohne Corona-Impfung. In Bayern berät das Kabinett am Mittwoch über Verschärfungen. Sachsen will die 2G-Regel (Zugang nur geimpft oder genesen) etwa für Gastronomie und Veranstaltungen drinnen einführen. Das sehen Eckpunkte vor, über die das Kabinett am Dienstag beraten hatte. Nach einer verkürzten Anhörungsphase will das sächsische Kabinett am Freitag endgültig darüber entscheiden.
In Bayern soll unter anderem die Maskenpflicht für Schülerinnen und Schüler im Unterricht wieder eingeführt und die Krankenhaus-Ampel als Indikator für die Auslastung der Kliniken – bisher nur landesweit verfügbar – regionalisiert werden.
In Baden-Württemberg gilt: Wer nicht geimpft oder genesen ist, muss nun für zahlreiche Freizeitaktivitäten in geschlossenen Räumen einen teuren PCR-Test vorweisen – etwa im Restaurant, Kino, Schwimmbad, Museum oder in der Kantine. Auch die Kontaktbeschränkungen kehren zumindest für Ungeimpfte wieder zurück. So sind Treffen für sie ab sofort auf einen Haushalt und fünf weitere Personen beschränkt. Grund ist der Anstieg der Zahl an COVID-Patienten auf Intensivstationen.
Die Ständige Impfkommission empfiehlt sogenannte „Booster“-Impfungen bisher vor allem für Menschen ab 70 und Risikogruppen. Die STIKO und Ärztevertreter hatten am Dienstag dafür plädiert, entsprechend dieser Empfehlung zunächst bestimmte Gruppen zum Vermeiden schwerer und tödlicher Verläufe erneut zu impfen. Spahn ist dafür, bereits Menschen ab 60 zur erneuten Impfung einzuladen. dpa / vs
Auch Expertengremium empfiehlt Biontech-Impfung für Kinder in den USA
Nach der Notfallzulassung des Corona-Impfstoffes von Biontech/Pfizer für Kinder zwischen fünf und elf Jahren in den USA hat auch ein Expertengremium der Gesundheitsbehörde grünes Licht gegeben. Der formale Schritt war erwartet worden. Damit kann die Impfkampagne für die etwa 28 Millionen betroffenen Kinder in den USA nun – wie vom Weißen Haus bereits geplant – wohl noch in dieser Woche starten.
Eine klinische Studie zeigte nach Angaben von Biontech/Pfizer, dass der Impfstoff für Kinder dieser Altersgruppe „gut verträglich“ sei und eine „starke Immunantwort“ einen Monat nach der zweiten Dosis hervorrufe. Verglichen mit Erwachsenen und Jugendlichen wurde den Fünf- bis Elfjährigen eine deutlich geringere Dosis des Vakzins verabreicht. Die zweite notwendige Injektion erhielten sie nach 21 Tagen. An der Studie nahmen 2.268 Kinder in dem Alter teil. dpa / vs
Höchste Alarmstufe in Niederlanden: Erneut Maskenpflicht
Angesichts schnell steigender Infektions- und Patientenzahlen verschärfen die Niederlande erneut die Corona-Maßnahmen. Die Maskenpflicht wird wieder für alle öffentlich zugängliche Orte wie Geschäfte oder Friseure eingeführt, kündigte Ministerpräsident Mark Rutte in Den Haag an. Auch der Corona-Pass wird für mehr Orte verpflichtend. Bürger sollen auch wieder den Sicherheitsabstand von 1,5 Meter wahren.
Erst vor gut einem Monat hatte das Land viele Maßnahmen aufgehoben und etwa die 1,5 Meter-Regel abgeschafft. Daraufhin waren die Infektionszahlen schnell gestiegen. Die Lage gilt nun als ernsthaft, es gilt die höchste Warnstufe. Rutte appellierte an die Bürger, sich an die Regeln zu halten. „Alles hängt von unserem eigenen Verhalten ab“. dpa / vs
Sachsen will Corona-Schutzmaßnahmen verschärfen und 2G ausweiten
Sachsens Regierung will angesichts drastisch steigender Corona-Infektionen die Schutzmaßnahmen verschärfen und die 2G-Regel (geimpft oder genesen) für Gastronomie, Veranstaltungen im Innenbereich oder Großveranstaltungen einführen. Das sehen Eckpunkte der neuen Schutzverordnung vor, über die das Kabinett am Dienstag beriet. Zu den Großveranstaltungen zählen auch Fußballspiele. Im öffentlichen Nahverkehr sollen FFP-2-Masken Pflicht sein. Die Maskenpflicht im Unterricht wird nicht aufgehoben.
Nach einer verkürzten Anhörungsphase will das Kabinett am Freitag endgültig entscheiden. Die neue Verordnung soll am kommenden Montag in Kraft treten. Es gehe um eine „Prävention in der Pandemie“, erklärte Dagmar Neukirch, Staatssekretärin im Sozialministerium. Andernfalls müsste man bei einer Überlastung der Krankenhäuser den Notstand ausrufen. dpa / vs