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Gefahr an Fasching: Vorsicht vor K.-o.-Tropfen: So schützt man sich

Glas mit Flüssigkeit, Tropfen werden hinzugegeben
Auf das eigene Glas acht geben und keine Getränke von Fremden annehmen, ist der beste Schutz vor K.-o.-Tropfen. | Bild: s-motive / AdobeStock

Unter dem Begriff K.-o.-Tropfen sind verschiedene Substanzen gemeint, die heimlich in Getränken verabreicht werden, um einen Menschen handlungsunfähig oder bewusstlos zu machen. Diese hochgefährlichen Stoffe werden auch als Knockout-Tropfen oder Vergewaltigungsdrogen bezeichnet, unter ihrer Wirkung kommt es immer wieder zu Diebstahl oder Sexualdelikten. 

Die farblosen Flüssigkeiten haben zwar einen leicht bitteren, salzigen oder seifigen Geschmack, in alkoholischen Getränken oder Mixgetränken ist dieser jedoch meist nicht wahrnehmbar. Die Opfer bemerken ein verunreinigtes Getränk daher erst, wenn die Wirkung einsetzt. Betroffene fühlen sich zunächst so, als hätten sie zu viel Alkohol konsumiert, kurz darauf setzt meist Bewusstlosigkeit ein.

Um welche Substanzen handelt es sich bei K.-o.-Tropfen?

Als K.-o.-Tropfen können eine Vielzahl von Substanzen verwendet werden. Am bekanntesten dürfte jedoch die Flüssigkeit Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB) sein. 

Die Säure ist chemisch verwandt mit dem Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure (GABA) und wirkt im Körper als Agonist an GABA-Rezeptoren. Gamma-Hydroxybuttersäure kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden und führt daher zu Wirkungen auf das Zentralnervensystem auch bei oraler Einnahme. 

Unter dem Namen „Liquid Ecstasy“ ist die Substanz auch in der Partyszene bekannt. Der Name ist jedoch irreführend, da Gamma-Hydroxybuttersäure weder in der chemischen Zusammensetzung noch in der Wirkung eine Ähnlichkeit mit Ecstasy (3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin) aufweist. 

In niedriger Dosis (20 bis 30 mg pro Kilogramm Körpergewicht) wirkt GHB zunächst euphorisierend, angstlösend und entspannend. Doch bereits bei geringfügig höherer Dosierung kommt es jedoch schnell zu Übelkeit, Erbrechen und Bewusstlosigkeit. Bereits ab etwa 50 mg pro Kilogramm Körpergewicht besteht die Gefahr für einen lebensgefährlichen Atemstillstand und ein tiefes Koma. 

Die Wirkung setzt bereits nach zehn bis 20 Minuten ein und kann für mehrere Stunden anhalten. 

Gut zu wissen: Gamma-Hydroxybuttersäure als Arzneimittel

In Deutschland gibt es mit Xyrem® 500 mg/ml Lösung zum Einnehmen auch ein Medikament mit Gamma-Hydroxybuttersäure als Wirkstoff. Das Betäubungsmittel ist zugelassen zur Therapie der Narkolepsie bei Erwachsenen und Kindern ab sieben Jahren. 

Bei einer Narkolepsie leiden die Betroffenen auch tagsüber unter einer starken Schläfrigkeit und neigen dazu, plötzlich einzuschlafen. Der Grund dafür ist nicht etwa Schlafmangel, sondern eine organische Störung im Gehirn.

GBL als Ersatz für Gamma-Hydroxybuttersäure leicht erhältlich

Als Ersatz für Gamma-Hydroxybuttersäure kann in K.-o.-Tropfen auch Gamma-Butyrolacton (GBL) enthalten sein. Diese Verbindung unterliegt im Gegensatz zu GHB nicht dem Betäubungsmittelgesetz. 

Als Chemikalie wird GBL beispielsweise als Reinigungsmittel oder Graffitientferner verwendet und ist auch in manchen Nagellackentfernern enthalten. Ein Bezug auch für Privatpersonen ist daher vergleichsweise leicht möglich. 

Innerhalb weniger Minuten wird GBL im Körper durch ein Enzym zu Gamma-Hydroxybuttersäure umgesetzt. Zu den verwandten Substanzen gehört auch 1,4-Butandiol, die Verbindung kann ebenfalls leicht zu GHB verstoffwechselt werden.

Eine Vielzahl weiterer Substanzen sind in K.-o.-Tropfen enthalten

Neben Gamma-Hydroxybuttersäure und den beiden oben genannten Chemikalien, die im Körper GHB bilden, können zahlreiche andere Substanzen in K.-o.-Tropfen enthalten sein. 

Neben Benzodiazepinen führen auch Z-Substanzen wie Zopiclon und Zolpidem zu einer starken Sedierung und Amnesie und werden ebenfalls missbräuchlich verwendet. 

Weiterhin gibt es Berichte über eine kriminelle Verwendung des Narkosemittels Ketamin und verschiedener Opioide.

Nachweis für K.-o.-Tropfen ist schwierig

Um eine Betäubung mit K.-o.-Tropfen nachweisen zu können, muss schnell reagiert werden. 

Gamma-Hydroxybuttersäure wird im Körper zu CO₂ und Wasser verstoffwechselt. Ein Nachweis von GHB ist im Blut nur für rund acht Stunden, im Urin für zwölf Stunden möglich. Bei einem Verdacht auf eine missbräuchliche Gabe von GHB ist es daher wichtig, möglichst zeitnah eine Blut- und Urinprobe abzugeben. 

Eine weitere Herausforderung in diesem Zusammenhang stellt die Tatsache dar, dass GHB in Spuren auch im Körper selbst gebildet wird. Das macht es schwierig, zwischen endogener und von außen zugeführter Gamma-Hydroxybuttersäure zu unterscheiden. 

Gut zu wissen: So kann man sich vor K.-o.-Tropfen schützen

Zum Schutz vor K.-o.-Tropfen sollten bei Feierlichkeiten folgende Verhaltensweisen berücksichtigt werden:  

  • Das eigene Getränk niemals aus dem Blick lassen.
  • Keine offenen Getränke von Fremden annehmen.
  • Schmeckt ein Getränk ungewohnt bitter oder seifig, sollte keinesfalls weiter getrunken werden.
  • Bei plötzlicher Übelkeit oder Schwindel schnell Hilfe holen.
  • Im Zweifel den Notarzt oder die Polizei verständigen.

Spezielle Armbänder zum Schutz vor K.-o.-Tropfen

Eine weitere Möglichkeit, sich vor dem Kontakt mit K.-o.-Tropfen zu schützen, ist das Benutzen eines speziellen Armbands. Diese sind unter dem Namen „Xantus K.-o.-Tropfen Schutz-Armband“ auch in der Apotheke erhältlich. 

Mithilfe dieses Papierarmbands ist es möglich, die Substanz Gamma-Hydroxybuttersäure in einem Getränk nachzuweisen. Dazu wird das Armband am Handgelenk befestigt. Bei Bedarf werden wenige Tropfen des Getränks auf ein Testfeld aufgetropft. Färbt sich das Testfeld nach zwei Minuten blau, ist GHB im Getränk enthalten. Da das Armband bei Kontakt mit Wasser unbrauchbar wird, färbt sich dieses zur Sicherheit auch blau. 

Die Benutzer eines solchen Armbands dürfen sich allerdings nicht in falscher Sicherheit wiegen, denn von einer Vielzahl möglicher Knockout-Tropfen kann derzeit nur Gamma-Hydroxybuttersäure nachgewiesen werden. Zudem ist die Empfindlichkeit des Tests nicht besonders hoch. Auch ist die Anwendung unter schlechten Lichtbedingungen, wie beispielsweise in einer Diskothek, nicht ganz einfach. 

Absolute Sicherheit vor K.-o.-Tropfen kann daher durch einen Schnelltest nicht erreicht werden, jedoch kann das Tragen eines solchen Armbands potenzielle Täter abschrecken. Quellen:
- https://www.uniklinik-freiburg.de/fileadmin/mediapool/08_institute/rechtsmedizin/pdf/FlyerGHB.pdf
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/06/05/wie-viel-sicherheit-bringt-das-k-o-tropfen-armband
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2019/daz-22-2019/truegerische-sicherheit
- https://www.spiegel.de/panorama/justiz/k-o-tropfen-expertin-fordert-mehr-aufklaerung-und-tests-zum-schutz-vor-gewalt-a-fe706ab7-40cd-4466-bf3f-cc9d4ec77e56
- https://www.soforthilfe-nach-vergewaltigung.de/fileadmin/redaktion/pdf/FNR-KO-Tropfen-Aerzteinformation.pdf
- https://www.amedes-wuerzburg.de/analyseverzeichnis.html?wp_page=detail&wp_code=1000002226