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Was ist eigentlich die Blauzungenkrankheit?

Ein Schaf mit blauer Zunge
Vor allem Schafe und Rinder sind von der Blauzungenkrankheit betroffen. | Bild: IMAGO / Funke Foto Services

Am 12. Oktober 2023 wurde der erste Ausbruch der Blauzungenkrankheit (BT) mit dem Serotyp 3 (BTV-3) in Deutschland festgestellt. Seitdem gab es weitere Ausbrüche in weiten Teilen Deutschlands, vor allem im August und September dieses Jahres wurden tausende Fälle angezeigt. Auch im Oktober ist die Meldezahl noch hoch. 

Aufgrund der Seuchenausbrüche wurde der Status „frei von der BT“ für Deutschland ausgesetzt. Mittlerweile hat sich der Erreger in ganz Deutschland ausgebreitet, berichtet das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI).

Aber was ist die Blauzungenkrankheit eigentlich und wer kann sich anstecken?

Blauzungenkrankheit gefährlich für Schafe und Rinder

Die Blauzungenkrankheit ist eine anzeigepflichtige Erkrankung, die vor allem für Schafe, Rinder und Ziegen gefährlich ist. Menschen können sich mit dem Virus nicht infizieren und der Verzehr von Fleisch und Milchprodukten infizierter Tiere gilt als unbedenklich. 

Auch bei Pferden, Katzen, Hunden und Haustieren, die sich im Alltag im Freien aufhalten, werden keine Infektionen beschrieben. 

Wie wird die Erkrankung übertragen?

Die Blauzungenkrankheit ist eine nicht-kontagiöse Tierseuche. Das bedeutet, sie wird nicht von Tier zu Tier übertragen, sondern durch sogenannte Vektoren. Gnitzen – eine spezielle Art der Stechmücken – gelten als Überträger der Blauzungenkrankheit.  

Gnitzen können auch Menschen stechen. Ihre Stiche rufen einen starken Juckreiz und deutliche Hautschwellungen hervor. Nach aktuellem Stand der Forschung können diese Stechmücken kein Blauzungenvirus auf den Menschen übertragen. 

Die Übertragung von Krankheitserregern durch Gnitzen auf den Menschen ist allerdings im Fall des Oropouche-Virus aus Süd- und Mittelamerika bekannt.  

Zur Erinnerung: Schutzmechanismen vor Mückenstichen

Chemische und mechanische Mückenabwehr (wie Repellentien und Mückennetze) sowie das Ausfindigmachen und Zerstören der Brutplätze der Mücken gelten als wichtige Schutzmaßnahmen gegen eine Ausbreitung von vielen Erkrankungen, die sowohl für Tiere und Menschen gefährlich sein können. 

Wie äußert sich die Blauzungenkrankheit?

Die Inkubationszeit der Blauzungenkrankheit beträgt einige Tage. Die namensgebende Blauverfärbung der Zunge ist allerdings nicht bei allen Tieren zu beobachten. 

Die Krankheit äußert sich in erster Linie durch Fieber und nachlassende Leistung. Auch eine Schwellung der Zunge sowie entzündliche Veränderungen im Bereich der Klauen, Augen-, Mund- und Nasenschleimhäute gehören zu den Symptomen der Infektion. 

Eine Blauzungenerkrankung schwächt die Tiere, die Milchleistung erholt sich teilweise erst nach einigen Wochen. Darüber hinaus wirkt sie sich negativ auf die Fruchtbarkeit von männlichen und weiblichen Schafen und Rindern aus. 

Die Infektion verläuft bei Rindern in der Regel deutlich milder als bei Schafen, einzelne Tiere können trotzdem daran versterben. 

Wird mit einer Seuche in Deutschland gerechnet?

Das Paul-Ehrlich-Institut rechnet mit einem Höhepunkt der Erkrankungswelle in Deutschland bis Ende Oktober. Die Forscher gehen davon aus, dass die Infektionswelle bis Ende des Jahres auch die Gebiete in Deutschland erreicht haben wird, die bislang wenig oder noch nicht betroffen waren.

Was kann man gegen die Blauzungenkrankheit tun?

Die Blauzungenkrankheit ist keine unbekannte Tierseuche in Deutschland. Das Problem der aktuellen Seuche ist der grassierende neue Serotyp 3. Derzeit gibt es dagegen noch keinen zugelassenen Impfstoff in der Europäischen Union. 

Das Paul-Ehrlich-Institut hat deshalb per Eilverordnung im Juni dieses Jahres die Anwendung dreier, noch nicht zugelassener, Impfstoffe gestattet. Die Verordnung ist bis einschließlich 06.12.2024 gültig. Eine Impfung der gefährdeten Tiere wird vom Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit befürwortet. 

Neben der Impfung wird eine begleitende Behandlung mit insektenabwehrenden Mitteln (Repellentien) empfohlen, um den Zeitraum bis zur Ausbildung der Immunität bei geimpften Tieren zu überbrücken. 

Eine alleinige Behandlung mit Repellentien vermittelt jedoch keinen sicheren Schutz vor der Infektion. Ein vollständiger Schutz wird zwar auch durch die Impfung nicht erreicht, allerdings sollen die Infektionen bei den geimpften Tieren insgesamt milder als bei ungeimpften verlaufen. Quellen:
https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/blauzungenkrankheit/
https://stiko-vet.fli.de/de/aktuelles/einzelansicht/aktualisierte-stellungnahme-zur-impfung-gegen-btv-3/
https://www.openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/openagrar_derivate_00060106/2024-09-10_Stellungnahme-BTV3-Impfstoffe.pdf
https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/tiergesundheit/tierseuchen/blauzungenkrankheit.html
 

Blauzungenkrankheit in Kürze

  • Blauzungenkrankheit ist für Menschen, Pferde und Haustiere ungefährlich.
  • Es sind 24 Serotypen der Erkrankung bekannt, das derzeit grassierende Virus ist der BTV (Bluetongue-Virus) Serotyp 3.
  • Symptome: blau gefärbte Zunge, hohes Fieber, entzündliche Veränderungen an Mund-, Nasen- und Augenschleimhäuten, Entzündungen im Bereich Klauen
  • Übertragen wird die Seuche durch Stechmücken.
  • Als präventive Maßnahme wird eine Impfung bei gefährdeten Tieren empfohlen.