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Was ist eine antientzündliche Ernährung?

Gesunde Nahrungsmittel; Obst, Gemüse, Körner, Fisch und Co.
Insbesondere Vollkornprodukte, Gemüse, Obst, aber auch der Verzehr von Fisch und Omega-3-haltigen Ölen wirkt sich positiv auf Entzündungen im Körper aus.  | Bild: aamulya / AdobeStock

Entzündungen dienen dem Körper als wichtiges Warnsignal, um auf akute Gefahren aufmerksam zu machen. Durch eine Gewebeschädigung wird eine Immunantwort ausgelöst, die einerseits zur Reizentfernung und andererseits zur Einleitung von Reparatursystemen beiträgt. 

Beispielsweise tritt durch einen Wespenstich ein unangenehmer Schmerz auf, der dazu verleitet, die Stelle zu entlasten und den potenziell zurückgebliebenen Stachel zu entfernen. Gleichzeitig entstehen aufgrund des Zusammenspiels von Mediatoren (Zytokinen), Botenstoffen (Prostaglandinen) und Immunzellen (Makrophagen, Neutrophile Granulozyten) typische Entzündungsmerkmale wie Schwellung, Rötung, Hitze und eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit.

Kann das Immunsystem die Ursache nicht bekämpfen, chronifizieren sich akute Entzündungen und schädigen langanhaltend das Gewebe. Chronische Entzündungen sind besonders problematisch für den Körper, da sie zahlreiche weitere Erkrankungen fördern. 

Forschungen haben gezeigt, dass bestehende Entzündungen im Körper bei der Entstehung von Diabetes, Krebs sowie Alzheimer eine Rolle spielen. Auch Autoimmunerkrankungen, bei denen sich das Immunsystem gegen bestimmte Strukturen innerhalb des Körpers richtet, zählen zu den chronisch-entzündlichen Erkrankungen.

Moderne Lebensweise fördert chronische Entzündungen

Die Ursachen chronischer Erkrankungen sind noch nicht vollständig erforscht. Eine Rolle spielt neben der Genetik und langanhaltenden Infektionen auch der moderne westliche Lebensstil. 

Zu den Risikofaktoren für eine chronische Entzündung gehören u. a. 

  • eine ungünstige Ernährungsweise,
  • Bewegungs- und Schlafmangel,
  • chronischer Stress,
  • Rauchen,
  • übermäßiger Alkoholkonsum sowie
  • weitere Umweltfaktoren.

Gut zu wissen: Einteilung entzündlicher Erkrankungen nach Art anhand von Beispielen

Akute Entzündungsreaktionen:

  • infektiös durch Krankheitserreger
    • Bindehautentzündung
    • akute Bronchitis
    • Nagelbettentzündung
    • Blasenentzündung
  • durch andere Gewebeschädigung
    • Verbrennung
    • Prellung
    • Insektenstich

Chronisch-entzündliche Erkrankungen:

  • primär-chronisch (ohne vorangegangene akute Entzündung)
    • Diabetes mellitus Typ 1
    • Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
    • Schuppenflechte (Psoriasis)
    • rheumatische Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder Morbus Bechterew
    • Multiple Sklerose
    • Akne
  • sekundär-chronisch (chronifizierte akute Entzündung)
    • chronische Bronchitis
    • Magengeschwür
    • Herzmuskelentzündung

Bauchfett produziert entzündungsfördernde Botenstoffe

Das Gewicht spielt bei der Bildung körpereigener entzündungsfördernder (proinflammatorischer) Botenstoffe nur eine untergeordnete Rolle, viel mehr kommt es auf die Fettverteilung an. 

Während Fetteinlagerungen an Hüften und Oberschenkeln unbedenklich sind, kann das Bauchfett, welches um die Organe herum liegt, Entzündungen im Körper fördern. Dieses viszerale Fett ist metabolisch besonders aktiv und produziert beispielsweise das Zytokin TNF-alpha, welches an verschiedenen entzündlichen Immunprozessen im Körper beteiligt ist. 

Auch schlanke Menschen, die einen verhältnismäßig hohen Körperfettanteil haben – auch als „skinny fat“ bezeichnet –, können von einer derartigen Entzündung betroffen sein.

Arachidonsäure in Fleisch fördert Entzündungsprozesse

Die Ernährungstherapie im Bereich chronisch-entzündlicher Erkrankungen stellt eine sinnvolle Ergänzung zur medikamentösen Behandlung dar. In erster Linie sollten Lebensmittel, die entzündungsfördernde Eigenschaften besitzen, im täglichen Speiseplan reduziert werden. 

Untersuchungen haben gezeigt, dass beispielsweise eine erhöhte Aufnahme von Arachidonsäure die Bildung von proinflammatorischen Botenstoffen ankurbelt und so entzündliche Erkrankungen anfeuert. Arachidonsäure kommt ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vor, besonders hoch ist der Anteil in Schweinefleisch und daraus verarbeiteten Produkten.

Omega-3-Fettsäuren aus Fisch und pflanzlichen Ölen wirken entzündungshemmend

Statt Fleisch sollte Fisch bevorzugt werden, der reichhaltig an Omega-3-Fettsäuren ist. Hervorzuheben ist die Fettsäure Eicosapentaensäure (EPA), die eine Art Gegenspieler zur Arachidonsäure darstellt und die Bildung entzündungsfördernder Botenstoffe hemmt. Geeignet sind vor allem fettreiche Fischarten wie Lachs, Makrele oder Hering. 

Auch Alpha-Linolensäure, welche in pflanzlichen Ölen wie Lein-, Raps- oder Nussölen enthalten ist, erzielt einen ähnlichen Effekt wie EPA. Zusätzlicher Vorteil der pflanzlichen Omega-3-Öle ist, dass sie reich an Vitamin E sind. 

Vitamin E gehört neben Vitamin C, Beta-Carotin und Polyphenolen zu den antioxidativen Pflanzenstoffen, welche aufgrund ihrer Radikalfänger-Eigenschaften antientzündlich wirken.

Ballaststoffe und Pflanzenfasern fördern entzündungshemmende Botenstoffe

Ballaststoffe aus unverdaulichen Kohlenhydraten und Pflanzenfasern dienen den nützlichen Darmbakterien als Hauptnahrungsquelle. Sie bilden daraus Stoffwechselprodukte wie die kurzkettigen Fettsäuren Butyrat oder Propionat, die die Bildung entzündungsfördernder Zytokine hemmen. 

Außerdem fördern Ballaststoffe die Bildung der Darmschleimhaut, was den Übergang von Krankheitserregern aus dem Darm ins Blut erschwert. Auch wird das Immunsystem gestärkt und entzündlichen Prozessen entgegengewirkt. 

Ballaststoffe finden sich vor allem in Vollkorngetreide wie Roggen, Hafer oder Buchweizen, aber auch in Gemüse und Obst sowie in fermentierten Lebensmitteln wie Sauerkraut oder Kefir.

Gewürze lindern Entzündungen im Körper

Auch einige Gewürze zeigen antientzündliche Eigenschaften. Curcuma enthält einen hohen Anteil an Curcumiden, welche im zellexperimentellen Versuch eine Hemmung der proinflammatorischen Zytokine gezeigt haben. 

Ähnliche Eigenschaften zeigen auch die Inhaltsstoffe von Ingwer (Gingerol, Shogaol) oder Chili (Capsaicin). Quellen:
- https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Entzuendungen-hemmen-mit-den-richtigen-Lebensmitteln,entzuendungshemmer100.html
- https://www.netdoktor.de/krankheiten/entzuendungen/
- https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-022010/durch-ernaehrung-medikamente-sparen/
- https://www.imd-berlin.de/fachinformationen/diagnostikinformationen/300-399/356-scfa-kurzkettige-fettsaeuren-aus-dem-darmmikrobiom-sind-essentiell-fuer-darmepithel-immun-und-nervensystem