Nachgefragt: So viel verdienen PTA wirklich
Der neueste Tarifvertrag zwischen der Apothekengewerkschaft Adexa und dem Arbeitgeberverband Deutscher Apotheker (ADA) hat erhebliche Diskussionen ausgelöst. Angestellte bemängeln, dass die Gehaltserhöhung nicht ausreiche, um den Beruf in Apotheken gegenüber anderen Branchen attraktiv zu halten.
Die Apothekeninhaber betonen hingegen die schwierige finanzielle Lage der Apotheken und weisen darauf hin, dass übertarifliche Bezahlungen ohnehin üblich seien.
Das wollten wir genauer wissen und haben die PTA direkt gefragt: Was verdienen Sie in der öffentlichen Apotheke wirklich?
Gehälter der PTA mehrheitlich über Tarif – aber nicht überall
An unserer nicht repräsentativen Umfrage habe 162 PTA teilgenommen. 71,60 Prozent gaben an, ein übertarifliches Gehalt zu bekommen. Aber jede oder jeder Fünfte (21,60 Prozent) wird nach Tarif bezahlt. Bei 6,79 Prozent der Umfrageteilnehmenden liegt das Gehalt unter dem gültigen Tarif.
Zur Erinnerung: Für wen gilt die Tarifbindung?
Der Tarifvertrag ist für den Arbeitgeber nur dann verpflichtend, wenn sowohl der Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber Mitglied ihrer jeweiligen Tariforganisation sind.
Angestellte einer öffentlichen Apotheke müssen also Mitglied bei der Apothekengewerkschaft Adexa sein, Arbeitgeber Mitglied im Arbeitgeberverband Deutscher Apotheker (ADA).
Mehr als drei Viertel der Löhne liegen bis zu 20 Prozent über dem Tariflohn: 40,78 Prozent der Teilnehmenden erhalten zehn Prozent über dem Tarif, bei etwas mehr als 18 Prozent sind es 15 Prozent über dem Tarif und 19,42 Prozent der Teilnehmenden erhalten 20 Prozent mehr Gehalt, als es der Tarifvertrag vorschreibt.
PTA-Gehälter: Große Unterschiede je nach Kammerbezirk
In der Umfrage haben wir auch die Kammerbezirke, in denen die PTA tätig sind, abgefragt. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede, wo übertarifliche Gehälter gezahlt werden. Spitzenreiter ist Bayern mit 30,85 Prozent, gefolgt von Baden-Württemberg (13,83 Prozent), Nordrhein und Westfalen-Lippe (beide 11,70 Prozent).
Das Schlusslicht bilden Thüringen und Sachsen-Anhalt. In diesen Kammerbezirken bekommt laut den Teilnehmenden keiner ein übertarifliches Gehalt, jedoch werden knapp 67 Prozent nach Tarif bezahlt.
Gut zu wissen: Das verdienen PTA laut neuem Tarifvertrag
Der neue Tarifvertrag, auf den sich Adexa und ADA geeinigt haben, gilt seit dem 1. Juli 2024. Er beinhaltet neben einer zweistufigen Gehaltserhöhung auch eine Anpassung der Arbeitszeit und des Urlaubsanspruchs.
Was PTA mit dem neuen Tarifvertrag im jeweiligen Berufsjahr ab sofort verdienen und wie hoch das prozentuale Gehaltsplus tatsächlich ausfällt, können Sie in unserem Überblicksartikel zum Tarifvertrag 2024 nachlesen.
Approbierte werden mehrheitlich übertariflich bezahlt
Ein ähnliches Ost-West-Gefälle ergab sich auch in der Umfrage unserer Kollegen der Deutschen Apotheker Zeitung (DAZ). Sie fragten die Approbierten in den Apotheken, was diese wirklich verdienen.
Das Ergebnis zeigt: Die große Mehrheit der Angestellten verdient über Tarif, allerdings mit regionalen Unterschieden.
Von den 1.197 Teilnehmenden einer DAZ-Umfrage gaben 83,4 Prozent an, ein übertarifliches Gehalt zu bekommen bzw. ihren Angestellten ein übertarifliches Gehalt zu bezahlen. Lediglich bei 14,5 Prozent wird nach Tarif bezahlt und bei 2,1 Prozent liegt das Gehalt unter dem gültigen Tarif.
Fast drei Viertel der Löhne liegen dabei im Bereich bis zu 20 Prozent über dem Tariflohn: Bei 24,5 Prozent der Teilnehmenden sind es 10 Prozent über dem Tarif, bei 21 Prozent sind es 15 Prozent mehr und bei 25,1 Prozent 20 Prozent darüber. Hier können Sie die vollständigen Ergebnisse nachlesen:
Apothekengehälter mehrheitlich über Tarif – zumindest im Westen.