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PTAheute-Pinnwand KW 31/2024: Entzugserscheinungen, OTC-Switch und KI

PTAheute-Pinnwand KW 31/2024
Bilder: pressmaster, Jamrooferpix, New Africa / AdobeStock, ABDA; Montage: PTAheute

Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche.

OTC-Switch: Tadalafil wird erneut diskutiert

Seit mehr als zehn Jahren bemüht sich der Pharmahersteller Sanofi um den OTC-Switch von Tadalafil (Cialis®) in Europa, in den USA, Kanada und Australien. Bisher war dieses Bemühen nicht von Erfolg gekrönt. Tadalafil wird bei erektiler Dysfunktion angewendet.

In einem neuen Vorstoß, Tadalafil auf deutschem Boden in die Sichtwahl zu holen, lud Sanofi ein Expertengremium zu einem evidenzbasierten Konsensgespräch ein. Ziel war eine strukturierte Nutzen-Risiko-Analyse zur Neueinstufung von Tadalafil. Hierbei wurde das sog. Brass-Verfahren angewendet, die Experten bewerteten die Wahrscheinlichkeit und die klinische Auswirkung der einzelnen Punkte auf einer Skala von 0 bis 3.

Die Werte für den Gesamtnutzen, Tadalafil aus der Verschreibungspflicht zu entlassen, reichten von 2,8 bis 5,4. Die Gesamtbewertung der Risiken reichte von 0,2 bis 2,2. Hintergründe zu diesen Ergebnissen können Sie bei daz.online nachlesen.

Menschen haben Zweifel an medizinischen KI-Ratschlägen

Mit der zunehmenden Beliebtheit von KI-basierten Chatbots wie ChatGPT scheinen die Möglichkeiten zur digitalen Selbstdiagnose weiter gewachsen zu sein. Eine Würzburger Studie untersuchte nun die Reaktion von 2.000 Menschen auf KI-generierte medizinische Ratschläge.

Die Probanden bewerteten die Empfehlungen auf Verlässlichkeit, Verständlichkeit und Empathie. Sobald sie vermuteten, dass eine KI beteiligt war, nahmen sie die Ratschläge als weniger empathisch und verlässlich wahr. Dies galt auch für die Gruppe, die glaubte, dass ein Arzt die KI-Empfehlungen überprüft hatte. Entsprechend waren sie weniger bereit, diesen Empfehlungen zu folgen.

Für die Forschungsgruppe ist die festgestellte KI-Skepsis wichtig, da KI in der Medizin eine immer wichtigere Rolle spiele. So werden derzeit zahlreiche Studien zu neuen KI-Anwendungsmöglichkeiten veröffentlicht. Umso bedeutsamer sei die öffentliche Akzeptanz.

Eine andere Studie stellte fest, dass ChatGPT Schwierigkeiten bei der Interpretation von Laborwerten und bildgebenden Verfahren hat und wichtige Informationen übersieht. Die KI selbst betont, für medizinische Diagnosen oder Beratung nicht geeignet zu sein. Quelle: dpa / mia 

Neu im Sortiment: aronia+ Pro Immun Direkt

Packshot Aronia+
aronia+ Pro Immun Direkt | Bild: Ursapharm

Der Saarbrücker Arzneimittelhersteller Ursapharm ergänzt das Produktsortiment der aronia+-Familie um das Direktgranulat aronia+ Pro Immun Direkt. 

Wie bei allen aronia+-Produkten handelt es sich auch bei dem neuen Direktgranulat um ein Nahrungsergänzungsmittel auf Basis der Aroniabeere. Enthalten sind außerdem Zink, Selen sowie die Vitamine B6, B12 und C. 

Als Direktgranulat kann aronia+ Pro Immun Direkt ohne Wasser eingenommen werden und ist ab sofort erhältlich.

Das Nahrungsergänzungsmittel ist für Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren geeignet. Die vom Hersteller empfohlene Verzehrmenge beträgt ein Stick pro Tag, wobei eine Packung 30 Sticks enthält. Quelle: PM Ursapharm 

Entzugsreaktionen bei langer Anwendung von topischen Glucocorticoiden

Die britische Arzneimittelbehörde erinnert aktuell daran, dass bei einer langen Anwendung von moderat bis sehr stark wirksamen Glucocorticoiden die Gefahr von Entzugsreaktionen besteht. 

Topische Glucocorticoide sind nach wie vor Spitzenreiter unter den dermato­logischen Verordnungen. Wenn sie richtig angewendet werden, gelten sie als effektive Behandlungsmethode für viele verschiedene entzündliche Hautkrankheiten. 

Allerdings können moderat bis sehr starke wirkende Glucocorticoide bei zu langer Anwendung auch zu Nebenwirkungen führen, die über die bekannte Hautatrophie („Pergamenthaut“ aufgrund von Geweberückbildung) hinausgehen. 

Patienten berichten nach Absetzen topischer Glucocorticoide über verschiedene unerwünschte Haut­reaktionen. Diese werden häufig als Topical-Steroid-Withdrawal (TSW)-Reaktionen bezeichnet. Gebräuchlich sind auch die Begriffe Red Skin Syndrom und Topical Steroid Addiction. Im Deutschen könnte man von einem „topischen Steroid-Entzug“ sprechen. 

Zu den Symptomen zählen eine über den ursprünglichen Behandlungsbereich hinaus intensiv gerötete, nässende sowie stechende und brennende Haut, die sich in der Folge oft trocken, stark juckend und abschuppend zeigt. Danach beginnt sich die Haut zu erholen, reagiert jedoch empfindlicher auf Reize wie Sonnenlicht, und es kann zu vorübergehenden Schüben kommen. Bis sich die Haut vollständig regeneriert, können Wochen bis Jahre vergehen.

Welche Hinweise Sie Ihren Patienten bei der Abgabe topischer Glucocorticoide mitgeben können, lesen Sie bei daz.onlineQuelle: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/07/30/die-haut-leidet-nach-dem-absetzen-von-glucocorticoiden 

Redcare: Rx-Geschäft wächst dank CardLink

Der niederländische Arzneimittelversender Redcare Pharmacy hat sein Ergebnis im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich gesteigert. Dabei profitiert das Unternehmen zunehmend vom elektronischen Rezept. 

Insbesondere die Einführung des CardLink-Verfahrens Anfang Mai hat nach eigener Aussage zu „hohem Wachstum“ im Rx-Bereich geführt. 13 Millionen beträgt das Plus gegenüber dem Vorjahr. Gewinne werden allerdings nach wie vor nicht erzielt. Quelle: daz.online 

Ein Viertel junger Frauen in Beziehungen erlebt Gewalt

Fast jede vierte junge Frau weltweit, die vor ihrem 20. Geburtstag eine Beziehung hatte, erlebt dabei Gewalt. Das geht aus einer Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervor. Rund 19 Millionen Teenager zwischen 15 und 19 Jahren seien betroffen, heißt es in dem Bericht in der Fachzeitschrift „The Lancet Child & Adolescent Health“.  

Es gibt demnach große regionale Unterschiede: Während im weltweiten Durchschnitt 24 Prozent der jungen Frauen Gewalt erleben, sind es in Mitteleuropa 10 Prozent, in der Region Ozeanien dagegen 47 Prozent und in Afrika südlich der Sahara 40 Prozent. Zur Ozeanien-Region gehören Australien und Neuseeland sowie die kleineren pazifischen Inselstaaten.  

Gewalt durch einen Partner habe verheerende Folgen in Bezug auf Gesundheit, schulische und berufliche Leistungen und künftige Beziehungen, betont die WHO. Bei den jungen Frauen steige das Risiko für Depressionen, Angststörungen, ungewollte Schwangerschaften, Geschlechtskrankheiten und psychische Probleme. Quelle: dpa / mia 

Aurora: Vorerst kein Ausbau der Cannabisproduktion in Leuna

Das Pharmaunternehmen Aurora plant unter dem neuen Cannabisgesetz vorerst keine Produktionssteigerung in Leuna (Sachsen-Anhalt). Der Hersteller baut als bislang einziges Unternehmen in Sachsen-Anhalt medizinisches Cannabis an.  

Zunächst wolle das Unternehmen am deutschen Standort neue Produkte testen. Anschließend soll die Produktion schrittweise ausgebaut werden. Demnach wird in Leuna weiterhin jährlich eine Tonne Cannabis produziert. Der Großteil soll nach wie vor aus den beiden Produktionsstandorten in Kanada importiert werden.  

Die Aurora Deutschland GmbH mit Hauptsitz in Berlin ist ein zugelassener Pharmagroßhändler mit Herstellererlaubnis für medizinisches Cannabis. Das Unternehmen ist Teil der Aurora Europe GmbH, die ihrerseits eine Tochtergesellschaft des börsennotierten kanadischen Cannabis-Herstellers Aurora Cannabis Inc. mit Hauptsitz in Edmonton ist.  

Aurora zufolge ist die Nachfrage nach medizinischem Cannabis seit Inkrafttreten der Teillegalisierung gestiegen. Es sei ein „sehr gesundes Wachstum im Markt“ zu verspüren. Vor allem habe sich die Nachfrage verändert. „Es ist nicht mehr nur die Nachfrage nach sehr hoch THC-haltigen Produkten, sondern sehr stark im Bereich der eher ausbalancierten Produkte“, sagt Aurora-Manager Dirk Heitepriem. Grund hierfür seien Patienten, „die sich zuvor auf dem Schwarzmarkt selbst therapiert haben“ und nun auf dem legalen Markt ein ähnlich dosiertes Produkt suchten. Quelle: dpa / mia