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Lieferengpass bei Doxycyclin und Azithromycin

Packung Doxycylin 200 von 1APharma auf Apothekentisch
Doxycyclin ist erste Wahl zur Behandlung von Chlamydien. | Bilder: Birgit Reitz-Hoffmann / AdobeStock, Schelbert / Montage: PTAheute

Für Doxycyclin sind auf der Lieferengpassliste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) derzeit vier Produkte gelistet: Die „DoxyHexal tabs“ sollen bis Ende August knapp sein, „Doxycyclin 100“ und „Doxycyclin 200“ von 1A Pharma sollen wie die „DoxyHexal 200 mg tabs“ Ende Juli wieder lieferbar sein. Alle vier Engpässe sollen seit dem 25. Juni bestehen. Als Grund werden unzureichende Produktionskapazitäten angegeben.

Erhöhte Nachfrage führt zu Lieferengpass bei Azithromycin

Lieferprobleme bei Azithromycin bestehen schon länger und offenbar auch langanhaltender. Acht Einträge gibt es zu dem Wirkstoff in der Lieferengpass-Datenbank.

Überwiegend wird eine erhöhte Nachfrage als Grund für den Engpass angegeben. Die HEC Pharm GmbH spezifiziert diesen Grund und gibt einen mangelnden Bestand an Primärverpackungen an. 

Für die beiden Präparate „Zithromax 500 mg Filmtabletten“ und „Zithromax 250 mg Filmtabletten“ von Pfizer werden zudem Alternativpräparate genannt: „AZI-TEVA 500 mg Filmtabletten“ und „Azithromycin-ratiopharm 250 mg Filmtabletten“.  

Deutsche Aidshilfe: Lieferengpässe noch umfassender

Laut einer aktuellen Pressemitteilung der Deutschen Aidshilfe sind die Lieferengpässe jedoch umfassender, als die BfArM-Liste es erahnen lässt. Kein Hersteller der beiden Antibiotika liefert derzeit in gewohntem Umfang, sagt Erik Tenberken, Vorstand der Vertretung HIV-kompetenter Apotheken (DAHKA). 

Schätzungsweise könnten nur noch 50 Prozent des Bedarfs gedeckt werden. In der Folge müsse nun mit Einschränkungen bei der Behandlung von Infektionskrankheiten wie Chlamydien, Gonorrhoe und Syphilis gerechnet werden.

Doxycyclin die erste Wahl bei Chlamydien

Laut der 2023 abgelaufenen „S2k-Leitlinie Sexuell übertragbare Infektionen (STI)“ ist für die Therapie von Chlamydia trachomatis Doxycyclin die erste Wahl (Azithromycin in der Schwangerschaft). 

Erythromycin wäre eine weitere Alternative. Laut der BfArM-Liste gibt es auch bei Erythromycin drei Präparate mit Lieferschwierigkeiten. Je nach Indikation kann laut Leitlinie auch Ofloxacin eine Alternative bei einer Chlamydieninfektion sein.

Lieferengpässe bei weiteren Antibiotika

Gegen Neisseria gonorrhoeae wird Ceftriaxon empfohlen. Als mögliche Alternativen werden Ciprofloxacin, Ofloxacin oder Azithromycin in der Leitlinie aufgeführt. Auch für Ciprofloxacin bestehen laut BfArM-Liste jedoch Lieferengpässe.  

Gegen den Erreger der Syphilis gilt laut der Leitlinie Penicillin als Mittel der Wahl in allen Stadien der Erkrankung. Als mögliche Alternativen werden Ceftriaxon, Doxycyclin und Erythromycin genannt. 

„Azithromycin ist das Medikament der Wahl bei einer Mykoplasmeninfektion“, heißt es zudem in der Pressemitteilung der Deutschen Aidshilfe. Laut Leitlinie ist für die einmalige Gabe von 1 g Azithromycin eine Heilungsrate von ca. 85 Prozent beschrieben.  

Lieferengpässe erschweren bestmögliche Behandlung

„Die Lieferengpässe erschweren die bestmögliche Behandlung, schränken den ärztlichen Spielraum bei der Therapie unzumutbar ein und gefährden damit das Wohl unserer Patienten“, wird dagnä-Vorstand Dr. Heiko Karcher zitiert (Deutsche Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärzt:innen für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin).

Mit dem Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil-Engpass von Anfang des Jahres gebe es nun „bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres nicht mehr ausreichend Wirkstoffe zur Behandlung von sexuell übertragbaren Infektionen“, schreibt die Deutsche Aidshilfe. Es sei bedauerlich, dass Politik und Hersteller nicht die systemischen Probleme angingen, die immer wieder zu Lieferengpässen führten. Quellen:
https://www.aidshilfe.de/meldung/antibiotikamangel-geschlechtskrankheiten-doxycyclin-azithromycin
https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/059-006