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Sind Salzspielplätze bei Schnupfen & Co. sinnvoll?

kleines Mädchen spielt im Sandkasten
Salzspielplätze sind Indoor-Spielplätze, deren Boden mit Salz bedeckt ist. | Bild: Ekaterina Pokrovsky / AdobeStock

Salz statt Sand: Auf sogenannten Salzspielplätzen können Kinder mit Salz statt Sand spielen und salzhaltige Luft einatmen. Das soll nicht nur Spaß machen, sondern auch beim Gesunden helfen. Doch stimmt das überhaupt? Mediziner haben sich zu den Versprechen der Anbieter geäußert.

Was sind Salzspielplätze?

Salzspielplätze sind Indoor-Spielplätze, deren Boden mit Salz bedeckt ist. Anbieter sorgen außerdem mit Generatoren für eine salzhaltige Luft in den Räumen.

„Es ist ein kindergerechter Raum, wo die Kinder im feinen Salz spielen und dabei spielerisch die Inhalationstherapie wahrnehmen“, heißt es etwa von „Babybeach“. Der Anbieter hat bundesweit eigenen Angaben zufolge 50 Filialen.

Es gibt auch andere, zum Beispiel „Rio's Salzspielplatz“ in Aschaffenburg und in Berlin etwa „Salz-Reich“ oder „Kindersalzparadies“.  

Auf Salzspielplätzen Salz inhalieren

Kerstin Hartwig, Inhaberin des Berliner „Salz-Reich“, betont: „Salzspielplätze heilen nicht, sie unterstützen.“ Regelmäßige Besuche sorgten beispielsweise bei Kindern dafür, dass die Schleimhäute befeuchtet seien. „Die Schleimhäute sind dann dicht und es können keine oder deutlich weniger Viren und Bakterien eintreten“, so Hartwig.

„Rio's Salzspielplatz“ in Aschaffenburg sieht Salz als „Wundermittel“ gegen Atemwegserkrankungen wie Asthma, Bronchitis, RSV, COPD, Husten oder auch Heuschnupfen. 

Das Kindersalzparadies in Berlin-Pankow verspricht: „Während Ihre Lieblinge im Salz spielen, inhalieren sie wertvolle Mineralien ein. Diese bewährte Therapie wirkt gegen Allergien, Pilze, HNO-Erkrankungen, Hauterkrankungen wie beispielsweise Neurodermitis oder Schuppenflechte.“ 

Ein Anbieter wirbt auch damit, dass das Salz gegen Allergien helfe. „Allergien beruhen auf einem Antigen-Antikörper-Mechanismus. Salz bewirkt hier gar nichts“, sagt Lungenfacharzt Norbert Mülleneisen.

Salzspielplätze medizinisch sinnlos

„Ein Besuch von Salzspielplätzen macht aus unserer Sicht medizinisch keinen Sinn. Wir empfehlen das Inhalieren auch nicht mehr zur Genesung oder Vorbeugung von Erkrankungen. Die Salzpartikel sind meist nicht klein genug, um dorthin zu gelangen, wo sie hin sollen“, sagt Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen.

Man braucht wirklich gute Geräte, um feine Partikel zu produzieren“, sagt Mülleneisen, Vorsitzender des Berufsverbands für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin Nordrhein.

Bei Bronchitis könne das Inhalieren helfen, aber entscheidend sei die Teilchengröße, betont auch der Facharzt. Die salzhaltigen Partikel führen demnach zu einer Schleimverflüssigung. Dadurch könne zäher Schleim leichter abgehustet werden.

Statt Salzspielplätzen lieber frische Luft

Besuche in einem Salzspielplatz seien nicht schädlich für die Kinder, aber man verspreche sich zu viel. „Man macht ein Geschäft mit der genervten Mutter, die ein ständig hustendes Kind um sich hat“, so der Experte.

Es sei viel sinnvoller, dem Kind ein paar Tage ein vernünftiges Nasenspray zu geben oder wenn möglich auch mal ein paar Tage an die See zu fahren. „Klimaveränderungen sind in dem Zusammenhang viel hilfreicher“, so Mülleneisen. „An der See kann man durch die Brandungsluft kleine Salzpartikelchen einatmen, die dann in den feuchten Atemwegen aufquellen. Das führt dazu, dass sich der Schleim verflüssigt und man besser abhusten kann.“

In verschiedenen Salzbädern werde versucht, diesen Mechanismus nachzuahmen. „Das kommt aber nicht annähernd an die Qualität der Brandungsluft ran.“ Der Natur gelinge es, besonders feine Salzkristalle zu produzieren, die tief in die Lunge eingeatmet werden können.

Auch gute Inhaliergeräte könnten das leisten, so Mülleneisen. Diese könne man als Patient in Arztpraxen oder Apotheken ausleihen oder bei chronischen Erkrankungen auch verordnet bekommen.

Kinderarzt Jakob Maske empfiehlt: „Abwarten, Tee trinken und viel frische Luft.“ Mit einer Empfehlung für Salzspielplätze halte er sich „stark zurück“. Laut Mülleneisen sorgen die Spielplätze bei Atemwegserkrankungen für keine nachhaltige Verbesserung, sondern wirken nur symptomatisch.

Helfen Salzspielplätze bei Hautkrankheiten?

„Salz-Reich“-Gründerin Kerstin Hartwig berichtet, sie habe einst als Tagesmutter erlebt, wie bei einem Kind mit Neurodermitis nach einem Besuch in einem Salzspielplatz eine Wunde plötzlich verheilt war. Das sei für sie ein Schlüsselerlebnis gewesen.

Der Kieler Professor für Dermatologie, Oliver Wiedow, sagt hingegen: „Aus meiner Sicht ist die Behauptung ‚Diese bewährte Therapie wirkt gegen Allergien, Pilze, HNO-Erkrankungen, Hauterkrankungen wie beispielsweise Neurodermitis oder Schuppenflechten‘ nicht haltbar.“ 

Sie könne so angewendet noch nicht einmal bei der Schuppenflechte wirken, bei der bislang die besten Wirkungen von konzentrierten Kochsalzlösungen beobachtet worden seien. „Räume mit Sole zu benebeln, ist eine Idee, die man haben kann. Nachweise für eine therapeutische Wirkung kenne ich nicht“, so der Arzt am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.

Ein Aufenthalt auf einem salzbedeckten Boden könne allein schon aufgrund des fehlenden Kontaktes zur erkrankten Haut nicht wirken.  

Dürfen kranke Kinder auf Salzspielplätze?

„Babybeach“ vernebelt in seinen Räumen nach eigenen Angaben eine 14-prozentige Sole. Laut Lungenfacharzt Mülleneisen tötet dieser Salzgehalt Viren und Bakterien ab.

Doch er gibt zu bedenken: „Wenn die Luft so salzig wäre, würde sich kein Kind darin aufhalten. Die Sole wird in der Umgebungsluft verdünnt und diese Luft atmet man ein. Wie steril und sauber ist das? Da wäre ich skeptisch. Kranke Kinder sollten generell nicht mit anderen Kindern zusammengebracht werden. Es gibt gerade bei Kindern so viele verschiedene Übertragungsmöglichkeiten von Krankheiten, zum Beispiel über Schmierinfektionen.“

Auf den Seiten der „Babybeach“-Zentrale wird empfohlen, vor einer Salzinhalation mit einem Arzt zu sprechen. Dort wird auch von Besuchen abgeraten, wenn man Fieber hat.  

Salzspielplätze: Versprechen wissenschaftlich nicht belegt

„Die angeblichen gesundheitlichen Wirkungen der Inhalation in Salzgrotten sind aufgrund der dünnen Studienlage bisher nicht wissenschaftlich belegt“, sagt Gesa Schölgens, Projektleiterin von „Faktencheck Gesundheitswerbung“ der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Das Projekt hat unter anderem einen Anbieter wegen Werbeaussagen wie „Unser Indoor-Salz-Spielplatz lindert die Symptome von Bronchitis, Asthma, Husten, Schnupfen oder starker Verschleimung“ abgemahnt. Diese seien unzulässig.

Ein Gericht habe der Verbraucherzentrale recht gegeben, so Schölgens. Laut der Expertin hatten sich Eltern an die Verbraucherschützer gewandt, die an den Werbeaussagen zweifelten. Quelle: dpa / aw, mia