Zehn Mythen über Kälte
Die kalte Jahreszeit bringt nicht nur frostige Temperaturen, sondern auch eine Vielzahl von (vermeintlichen) Kälte-Weisheiten mit sich. Wir haben zehn Mythen einmal genauer unter die Lupe genommen und klären, wie viel Wahrheit sie enthalten.
Mythos 1: Erkältung im Winter am besten herausschwitzen
Falsch.
Immer wieder hört und liest man, man soll bei einer sich anbahnenden oder bereits bestehenden leichten Erkältung in die Sauna gehen. Gerade im Winter erscheint es verlockend, sich in der angenehmen Hitze der Sauna aufzuhalten.
Doch ein Saunagang belastet das Herz-Kreislauf-System und kann eine Erkältung sogar verschlimmern. Starke Temperaturwechsel sollten bei Erkältungen vermieden werden, um den Körper nicht zusätzlich zu strapazieren.
Mythos 2: Mit nassen Haaren bekommt man schneller eine Erkältung
Unklar.
Dies ist ein Mythos, der in der Allgemeinbevölkerung immer noch weit verbreitet ist. Was aber viele vergessen und PTA wissen: Auslöser einer Erkältung sind Viren. Und die interessieren sich nicht für den Feuchtigkeitsgrad der Haare, sondern für den der Schleimhäute. Sind diese zu trocken, bilden sie einen idealen Nistplatz für die Erreger.
Dennoch sollte man bei Minusgraden mit trockenen Haaren und am besten mit Mütze vor die Tür gehen, um einer Auskühlung vorzubeugen. Es existieren zwar vereinzelte Studien, die für einen Zusammenhang zwischen Erkältungen und dem Abkühlen des Körpers sprechen. Insgesamt ist das allerdings strittig.
Mythos 3: Die meiste Kälte verliert man über den Kopf
Falsch.
Es ist ein Mythos, dass man über den Kopf mehr Wärme verliert als über eine andere Körperstelle. Tatsächlich verliert jeder unbedeckte Körperteil Wärme und senkt die Kerntemperatur des Körpers proportional zur Oberfläche.
Florian Lipowsky, Dermatologe an der Universitäts-Hautklinik Kiel, erklärt gegenüber Medien: „Besonders schnell kühlen alle Körperpartien aus, die weit vom Rumpf entfernt sind, vor allem Regionen, die häufig nicht bekleidet sind.“ Das betrifft also am ehesten unsere Gliedmaßen wie Zehen und Finger.
Im Winter kleiden wir unseren Körper meist dick genug ein, damit er möglichst wenig Wärme verliert. Wenn dann der Kopf als einzige Körperstelle unbedeckt bleibt, geht tatsächlich am meisten Wärme darüber verloren. Es ist also ratsam, eine Mütze aufzusetzen, wenn man nicht frieren will.
Mythos 4: Je kälter es ist, desto mehr Hunger entsteht
Stimmt.
Der Körper braucht kontinuierlich Energie, um seine Kerntemperatur von rund 37 Grad aufrechtzuerhalten. Je kälter es draußen wird, desto mehr Energie muss er hierfür aufwenden. Reicht die Energie im Körper jedoch nicht mehr dafür aus, dann signalisiert der Körper durch ein Hunger-Gefühl, dass ihm neue Energie (Nahrung) zugeführt werden soll.
Im Winter kann es durch den höheren Energieverbrauch also durchaus vorkommen, dass wir schneller wieder hungrig sind.
Mythos 5: Lachen wärmt den Körper auf
Stimmt.
Tatsächlich wärmt Lachen den Körper auf. Etwa eine halbe Minute Lachen entspricht ca. fünf Minuten Joggen. Wissenschaftler wollen sogar herausgefunden haben, dass man mit einem Lächeln auf den Lippen die Kälte länger aushält. Durch das Lachen setzt der Körper vermehrt Endorphine frei. Das hebt die Stimmung und reduziert Schmerzen (auch die, die durch Kälte erzeugt werden). Lachen ist gesund – und das zu jeder Jahreszeit.
Mythos 6: Je kälter es ist, desto mehr Kalorien werden beim Sport verbrannt
Falsch.
In Bewegung verbraucht der Körper immer gleich viele Kalorien, unabhängig der Außentemperaturen. In der Kälte verbrennen wir nur mehr Kalorien, wenn wir beginnen zu zittern und zu frieren.
Tatsächlich empfehlen Experten Sport im Winter bei Minustemperaturen nur gesundheitlich fitten Menschen. Denn: Je tiefer die Lufttemperatur ist, desto größer wird der Unterschied zur Atemtemperatur – und damit die Anstrengung für den Körper.
Für ältere und untrainierte Menschen ist aus Sicht von Experten Sport im Freien bei Temperaturen unter null Grad nicht zu empfehlen. Durchtrainierte sollten mit Joggen spätestens bei Temperaturen unter minus 20 Grad Celsius aufhören.
Mythos 7: Kälte erhöht den Blutdruck
Stimmt.
Die Höhe des Blutdrucks ändert sich im Laufe eines Tages. Nach dem Aufwachen steigt er stark an und nimmt im Verlauf des Morgens weiter zu. Verschiedene Faktoren wie zum Beispiel Geschlecht, Alter, Lebensgewohnheiten sowie das Umfeld beeinflussen der Stiftung Gesundheitswissen zufolge den Blutdruck.
So reagiert dieser vor allem auf Temperaturunterschiede: „Im Winter ist er höher als im Sommer, da sich die Blutgefäße durch die Kälte verengen und somit einen Anstieg des Blutdrucks bewirken“, heißt es.
Anhaltend hoher Blutdruck kann über längere Zeit Gehirn, Herz und Nieren stark schädigen, erläutert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Zur Erinnerung: Von Bluthochdruck spricht man, wenn die Werte bei mehr als 140 zu 90 liegen.
Mythos 8: Kälte wirkt sich positiv auf die Cholesterinwerte aus
Stimmt.
Forscher am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf haben in 2017 einen alternativen Stoffwechselweg in der Leber identifiziert, der dabei hilft, überschüssiges Cholesterin abzubauen.
„Schon länger wissen wir, dass niedrige Temperaturen zu einer gesteigerten Wärmeproduktion im sogenannten braunen Fettgewebe führen. Da dieser Prozess viel Energie benötigt, kann Kälte als Therapieoption zur Behandlung übergewichtsbedingter Erkrankungen wie Diabetes oder der entzündlichen Fettleber eingesetzt werden“, erklärt Prof. Jörg Heeren, stellvertretender Direktor des Instituts für Biochemie und Molekulare Zellbiologie des UKE und federführender Leiter der Studie.
Mythos 9: Kaltduscher werden seltener krank
Unklar.
Für die Behauptung, dass Menschen, die kalt duschen, seltener krank sind, gibt es der Stiftung Gesundheitswissen zufolge nicht genug wissenschaftliche Belege.
Laut einer niederländischen Studie kann kaltes Duschen eine positive Wirkung aufs Immunsystem haben. Für die Studie musste ein Teil der 3.000 Probanden täglich 30 bis 90 Sekunden lang mit kaltem Wasser duschen – die Vergleichsgruppe dagegen warm.
Regelmäßiges Wechseln zwischen warmem und kaltem Duschen führte dazu, dass Menschen, die keine schweren Probleme hatten, seltener über Krankheit berichteten. Allerdings führte es nicht dazu, dass diese Personen weniger Tage krank waren.
Für das Immunsystem kann kaltes Wasser also tatsächlich etwas bringen – auch wenn es nur schwer messbar ist und umfassendere Untersuchungen dazu noch fehlen. Denn die Studien, die nahelegen, Kältereize würden unser Immunsystem stärken, sind noch nicht aussagekräftig genug.
Mythos 10: Scharfe Gewürze wärmen auf
Stimmt teilweise.
Die sog. Scharfstoffe wie die in Chilis enthaltenen Capsaicinoide aktivieren die Wärmerezeptoren, wodurch sich die Blutgefäße weiten und das Herz-Kreislauf-System angeregt wird. Kurzfristig kann es also zu einem wärmenden Effekt kommen. Dies zeigt sich an der bei entsprechendem Verzehr angeregten Schweißbildung.
Über das Schwitzen gibt der Körper überschüssige Temperatur ab und senkt damit seine Kerntemperatur. Das hat also einen abkühlenden Effekt. Aus diesem Grund wird in warmen Regionen auch gerne scharf gegessen.
Capsaicin wird aber ebenso in Wärmepflastern als topisches Analgetikum angewandt. Die entstehende Wärme lindert Schmerzen. Quelle: dpa